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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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als Stub verlangte. Jetzt näherte er sich Kendra, hielt an, stieg ab und torkelte auf sie zu. Er hatte eine Feldflasche in der Hand, die nach Fusel stank.
    »Wie geht's?« begrüßte er sie mit seiner mürrischen Stimme. Kendra, die sich über ihren Kessel gebeugt hatte, schaute ihn voller Abscheu an.
    »Guten Abend«, antwortete sie kurz und wandte sich wieder ihrer Beschäftigung zu, damit er begriff, daß er nicht gerade willkommen war. Crawford war indessen nicht der Mann, der eine Andeutung sofort verstand.
    »Wo sind denn Ihre Männer?« fragte er in schleppendem Tonfall.
    »Sie nehmen ein Bad«, antwortete Kendra knapp. Wenn Crawford das nur auch einmal tun wollte! Doch der wackelte bloß mit seiner Nase.
    »Mmmm!« murmelte er dann. »Was kochen Sie denn da?«
    »Bohnen.«
    »Aber auch Fleisch, nicht wahr? Es riecht gut.« Er schnüffelte hungrig. »Und auch Kaffee. Und was ist das?« Er streckte einen seiner schmutzigen Finger aus.
    »Wilder Senf«, versetzte sie kurz angebunden und wünschte, ihre Freunde möchten sich beeilen.
    »Und Schinken. Ah!« Crawford winselte beinahe. »Helfen Sie doch einem armen Mann aus, oder wollen Sie nicht? Nur ein kleines bißchen was.«
    »Nein«, entgegnete Kendra.
    Crawford steckte seine Feldflasche ein. Er kam näher. »O doch, Sie können schon ein bißchen entbehren.«
    »Nein!« rief Kendra. »Gehen Sie fort!«
    Jetzt fing Crawford zu flehen an. »Wie können Sie bloß so gemein sein! Ein armer Mann, der nichts zu essen hat und um den sich kein Mensch schert. Warum sind Sie so knauserig?«
    Kendra wandte ihm ihr Gesicht zu. Die Schöpfkelle hielt sie in der Hand. »Gehen Sie fort!« befahl sie. »Und lassen Sie mich in Ruhe! Ich werde Ihnen nichts geben.« Sie sprach mit klarer Stimme. Ein wenig Soße tropfte von der Kelle und fiel auf die Erde. »Lassen Sie mich in Ruhe«, wiederholte sie zwischen den Zähnen.
    Aber Stub Crawford beugte sich nieder und nahm eine der Pfannen in die Hand. »So, das werden Sie nicht vermissen«, quengelte er wie ein verzogenes Kind. Er haschte nach der Schöpfkelle, die sie immer noch festhielt.
    »Nicht!« stieß Kendra hervor und umklammerte die Kelle mit aller Kraft. Crawford wollte jedoch etwas zum Essen haben und sah nicht ein, weshalb er es nicht bekommen sollte. Mit einem gackernden Lachen entriß er ihr die Kelle und stieß sie gegen die Schulter. Kendra fiel rücklings auf die Erde.
    Noch nie zuvor hatte ein Mann sie derb angefaßt. Außer sich vor Wut stand sie auf. Mit der Pfanne in der einen und der Schöpfkelle in der andern Hand wollte Crawford zu essen anfangen.
    Doch kam er dazu nicht. Kendra hörte einen Schuß krachen. Crawford heulte auf, die Kelle fiel auf ihn, die Pfanne polterte auf den Boden und rollte den Abhang hinunter.
    Einige Männer, die von dem Schuß aufgeschreckt worden waren, rannten zu Kendra und boten ihre Hilfe an. Aber sie brauchte jetzt keine mehr. Pocket kam mit der Pistole in seiner Rechten auf sie zugelaufen. Er lächelte sanft. Er hatte sein Bad früher als die anderen beendet und war hinter dem Felsen hervorgetreten, der den Teich verbarg. Gerade noch rechtzeitig hatte er gesehen, was Crawford anzustellen versuchte. Er hatte sogleich eingegriffen. Mit derselben Zielsicherheit, die er schon den Seeleuten an der Carquinez Strait bewiesen, hatte er die Pfanne aus Crawfords Hand geschossen, ohne die Hand selbst zu verletzen.
    Schreiend vor Schreck stürzte Crawford zu seinem Gaul. Die Feldflasche fiel aus seiner Tasche, und der Fusel ergoß sich auf die Erde.
    Die übrigen Männer brachen in Gelächter aus. Auch Kendra lachte nun.
    »Pocket, Sie sind wunderbar!« rief sie erleichtert aus.
    Freund Pocket schob seine Pistole in den Halfter zurück. »Es freut mich, Ihnen zu Diensten zu sein, Ma'am.«
    »Haben Sie denn nicht gefürchtet, Sie könnten ihn töten?« fragte sie beunruhigt.
    Pocket antwortete unschuldig und erstaunt: »Aber wieso denn, Ma'am? Ich habe noch nie jemanden getötet, wenn ich nicht die Absicht hatte.«
    Ehe Kendra Zeit fand, sich zu erkundigen, ob er denn tatsächlich jemals einen Menschen umgebracht habe, kamen auch Ted, Ning und Hiram angelaufen und wollten wissen, was der Schuß bedeute. Kendra erklärte es ihnen. Pocket borgte sich bei anderen Leuten eine Pfanne aus, und Kendra servierte ihnen das Abendessen.
    Später, als sie plaudernd im Gras lagen, stimmten sie darin überein, daß Pocket und Hiram mit Packpferden nach Sutters Fort hinabreiten und Nahrungsmittel holen

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