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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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schliefen ein. Die Stimmen von draußen verhallten, als die Männer, welche ein Auge auf die Abs haben sollten, hinab ins Dorf gingen. Die Männer, die das Lager zu bewachen hatten, schwiegen ohnehin. Kendra war froh, daß Marny ein sicheres Versteck für ihre Schätze hatte. Das sah Marny so ganz und gar ähnlich: Sie war auf alles vorbereitet. Nachdenklich meinte Kendra:
    »Marny, Sie überlassen nichts dem Zufall. Sie denken immer im voraus.« Im Halbdunkel sah sie, daß Marny versonnen mit einer Locke ihres roten Haares spielte.
    »Nun, ich würde nicht sagen: immer. Kein Mensch vermag schließlich alles vorauszusehen. Aber ich versuche, die Dinge so zu arrangieren, wie ich sie haben möchte. Aber warum lachen Sie denn?«
    Kendra war nämlich in ein Gelächter ausgebrochen. Vergeblich bemühte sie sich, wieder ernst zu sein. »Mir ist gerade etwas eingefallen«, sagte sie endlich, »vorhin, als ich gesagt habe, Sie würden nichts dem Zufall überlassen.«
    Marny lachte jetzt auch. »Worum handelt es sich, Kendra?«
    »Sie wollten an Bord der Cynthia gehen, und zwar ohne Wissen von Captain Pollock. Er sollte es erst erfahren, wenn das Schiff bereits auf hoher See war. Sie haben also alles so eingerichtet, daß es haargenau geschah, wie Sie es haben wollten. War es etwa nicht so?«
    »Natürlich«, gab Marny fröhlich zu. »Ich wußte ja, daß er mich nicht an Bord haben wollte, weil er ein Musterknabe ist und ich ein schlimmes Mädchen bin. Aber es gab nur noch ein anderes Schiff, das nach San Francisco fuhr, und das war ein dreckiger alter Kahn voller Ratten.«
    »Also haben Sie Ihren Freund Galloway gebeten, ein Ticket für Sie zu kaufen, weil Sie angeblich keine Zeit hätten?«
    »Richtig, meine Liebe.«
    »Und zwar auf den Namen einer Miß Marcia Roxane Randolph.«
    »Aber so heiße ich doch nun mal.«
    »Loren hat jedoch nicht gewußt, daß Sie das sind, und der Kapitän hat es ebensowenig gewußt. Sie aber wußten auch, daß Loren niemals in Ihrem Spielsalon gewesen war und Sie also gar nicht erkennen konnte. Um doppelt sicherzugehen, haben Sie sich obendrein wie eine Dame gekleidet und auch wie eine Dame geredet, die auf dem Weg zu einer Teegesellschaft im Gemeindehaus ist.«
    Marny erwiderte sittsam:
    »Ich habe immerhin eine gute Erziehung genossen. Zwar bin ich keine Dame, aber ich weiß mich wenigstens wie eine zu benehmen.«
    »Damit Captain Pollock Sie nicht erkennt, sind Sie am ersten Abend und am nächsten Morgen nicht bei Tisch erschienen. Sie waren doch nicht etwa seekrank?«
    »Nein. Ich wollte ihm einfach nicht unter die Augen kommen. Ich hatte Obst mitgebracht. Das habe ich gegessen.«
    »So war es also zu spät, als er Sie zu Gesicht bekam?« Kendra seufzte bewundernd. »Sie haben jede winzige Einzelheit einkalkuliert.«
    Marny schüttelte den Kopf. »Nein, Kendra«, entgegnete sie nüchtern. »Bis jetzt hatten Sie recht. Aber etwas hatte ich doch nicht eingeplant. Wenn Sie so viel erraten haben, werden Sie sich vermutlich auch den Rest der Geschichte denken können. Nun ja, es ist halt passiert.«
    Darüber hatte Kendra nicht sprechen wollen. Sie war zu vernünftig, als daß sie ein Thema angeschnitten hätte, das Marnys Privatleben betraf. Da jedoch Marny es nun selber zur Sprache brachte, erwiderte sie:
    »Das habe ich nicht erraten. Ted war es.«
    »Schön. Delbert hat's nicht erraten, und wenn Sie es ihm erzählten, würde er es nicht glauben. Er hält sich nämlich für hinreißend.«
    Sie schwiegen wieder eine Weile. Sie hörten das Seufzen des Windes, gelegentlich den Ruf eines Vogels oder das Rascheln eines durch die Nacht streifenden Tieres und hin und wieder eine Stimme von draußen, die beteuerte, alles sei in Ordnung. Offenbar sorgten die Männer drunten dafür, daß die Abs in ihrem Dorf blieben. Marny sprach in weicherem Ton, als sie fortfuhr:
    »Kendra, ich wußte, daß Pollock mich oft sehnsüchtig angestarrt hatte, aber das hatten auch die meisten andern Männer getan, die uns in Honolulu besuchten. Ich habe nicht gewußt, daß er so verrückt auf mich war. Vielleicht hätte ich das wissen müssen. Jedenfalls habe ich's nicht gewußt. Ich dachte bloß daran, nach San Francisco zu kommen. Aber so eine Reise, Tag um Tag und Nacht um Nacht – Sie wissen ja, wie langweilig das werden kann.«
    Ja, Kendra entsann sich der trostlosen Wochen, die sie auf See verlebt hatte. Sie erinnerte sich auch daran, wie behutsam Loren es vermieden hatte, ihren Ellbogen zu berühren, wenn es

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