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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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seid ja ganz schön schlau«, sagte Ning grinsend. »Aber was fangen wir mit dem Goldstaub an, den wir im Fort abholen werden?«
    »Das ist höchst einfach«, versetzte Marny. »Wir werden eben schwanger.«
    »Wie bitte?« erkundigte sich Ning.
    »Ich meine, wenn wir es nicht woanders verstauen können, binden wir uns Säcke voll Gold vor den Bauch, unter die Schürzen.«
    Ning brach in Gelächter aus.
    »Ich muß schon sagen, Marny, Sie werden aber auch mit allem fertig.«
    »Bisher hatte ich ja keine andere Wahl.«
    Auf Nings Anweisung steckten sie alle ein paar Gramm Gold in Tabakbeutel. Diese Beutel sollten sie sich um den Hals hängen und unter der Kleidung tragen. »Wenn ihr für irgend etwas zahlen müßt, dann zieht diesen Beutel hervor. Das müßt ihr aber so langsam wie ein Geizkragen tun. Nehmt immer nur eine Prise Goldstaub heraus und guckt beim Abwiegen mißtrauisch zu. Seid maulfaul. Macht einen schäbigen Eindruck.«
    Sie versprachen, maulfaul zu sein. Das schäbige Aussehen bot keinerlei Probleme: Anders als schäbig vermochten sie beim besten Willen nicht auszusehen. Die meisten ihrer Kleider waren derart zerlumpt, daß es sich nicht lohnte, die Packpferde mit ihnen zu belasten. Kendra und Marny wählten jeweils ein Kleid aus, das am wenigsten mitgenommen war. Kendra wusch sie, und Marny flickte sie, und danach wurden sie in einem ihrer Ballen untergebracht, damit sie sich vor dem Eintreffen in San Francisco halbwegs manierlich kleiden konnten. Vor allem Kendra wollte nicht wie eine Vogelscheuche aussehen, wenn sie Alex und Eva entgegentreten und ihnen erzählen mußte, daß sie nun wieder bei ihnen bleiben werde.
    Da sie nur wenig mit sich führten, verkauften sie ihre Planwagen. Nachdem diese während des ganzen Sommers im Freien gestanden hatten, waren die Wagen auch nicht mehr das, was sie einmal gewesen, doch waren sie immerhin noch gut als Schlafunterkünfte für jene Männer zu gebrauchen, die den Winter über bleiben wollten. Marny verkaufte ihren restlichen Schnaps an Ellet. Nun waren sie zum Aufbruch bereit.
    An einem frühen Morgen in der dritten Septemberwoche verließen sie Shiny Gulch. Sie waren zu neunt: Ning, Pocket, Hiram, Marny, Kendra, die beiden Schwarzbärte, Lulu und Lolo. Die Männer hatten Haar und Bart wuchern lassen. Sie trugen immer noch ihre zerrissenen Hemden und Hosen und Schuhe; die Frauen hatten ihre ausgebleichten alten Kleider an und auf den Köpfen die Sonnenhüte, die längst jede Farbe verloren hatten. Ning meinte, ihr Ritt werde nicht lange dauern und auch nicht strapaziös sein.
    Sie ritten den Landstreifen hinab, vorbei an Männern, die ihnen zuriefen, sie sollten besser ihren Entschluß ändern und noch eine Weile bleiben. Andere warfen den Frauen Handküsse zu und jammerten über das Ende des Calico-Palastes. Sie kamen an Mrs. Posey vorüber, die eine Pfanne schrubbte. Als sie aufsah, blickte Kendra in eine andere Richtung. Marny indessen streckte ihr so ruhig und bedächtig wie ein freches Kind die Zunge heraus.
    Kendra mußte an den Tag denken, da sie nach Shiny Gulch gekommen war: damals war es Mai, und die ganze Landschaft blühte üppig. Wie anders war jetzt alles – das Laub hatte sich braun verfärbt, es wimmelte nun hier von Menschen, die Berge waren von den Goldgräbern aufgerissen worden. Dennoch empfand sie so etwas wie Heimweh. Ein Kapitel ihres Lebens war beendet. Was ihr im nächsten widerfahren würde, konnte sie nicht wissen; eines jedoch wußte sie: Sobald sie wieder um Kap Horn nach Osten fuhr, würde sie nicht mehr das Mädchen sein, das sie bei der Herfahrt gewesen war. Sie würde dann älter sein, nicht nur, weil inzwischen die Zeit vergangen war. Aber auch klüger? Sie hoffte es.
    Marny warf einen wehmütigen Blick auf ihren alten Calico-Palast, der jetzt fadenscheinig und schmutzig war und dessen Planen im Winde flatterten. Schon rissen Männer das Zelt ein, um sich aus der Leinwand ein Obdach gegen die Winterstürme zu bauen. »Es war eine schöne Zeit hier«, sagte Marny. »Aber egal – wenn ich in San Francisco bin, werde ich einen richtigen Palast eröffnen.«
    Sie passierten Ellets Handelsniederlassung und eine Schar Abs in grellem Plunder, den sie für Gold erworben hatten. Dann ritten sie die Krümmung des Stromes entlang, wo zwei Einzelgänger stumm ihre Siebe schaukelten. Und endlich ging es durch Staubwolken davon – und Shiny Gulch lag hinter ihnen.
    Marny schaute sich um und vergewisserte sich, daß niemand sie hören

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