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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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dachte, er hätte es euch erzählt.« Der Topf war schwer, und er setzte ihn nun auf den Tisch. Verlegen strich er über Kendras Schulter. »Tim Bradshaw – ich meine: Ted –, nun, er ist kein schlechter Kerl, Ma'am. Eines Tages kam er hier an; das war kurz nach meiner Rückkehr aus Shiny Gulch. Er sagte, daß er den Goldstaub haben wolle, den Pocket und Hiram auf seinen Namen hinterlegt hatten. Aber er wollte nur die Hälfte davon. Die andere Hälfte sollte ich für Sie aufheben.«
    Kendra spürte ein Würgen in der Kehle. Gene erzählte weiter: »Wenn die Unkosten abgezogen sind, werden Sie etwa sechs Kilo haben. Das ist gar nicht so übel, Ma'am.«
    Er schwieg, denn Kendra war auf der Bank niedergesunken und weinte hilflos in ihr schmutziges rotes Taschentuch. Ted war kein schlechter Kerl. Was war er aber dann? Sie wußte es nicht. Ihr Herz stellte mehr Fragen, als ihr Verstand je würde beantworten können.
    Ted war davongelaufen, weil er ihr nicht mehr ins Gesicht zu sehen wagte. Aber er hatte ihr die Hälfte seines Goldes hinterlassen! Wie konnte sie nun jemals die Ruhe zu erlangen hoffen, von der ihr Pocket gesprochen hatte – jene Gelassenheit, in der das Denken an Ted sie nicht mehr schmerzen würde, weil Ted ihr gleichgültig geworden war. Ach, wieviel einfacher wäre das Leben doch, wenn die Menschen entweder gut oder schlecht wären, anstatt beides zugleich …
    Sie vernahm Nings Stimme:
    »Gene, schütten Sie Kendras Goldstaub in eine dieser Kaffeebüchsen.«
    Kendra warf ihren Kopf hoch. »Nein!« schrie sie.
    Spencer langte bereits in die Kiste, um eine der Kaffeebüchsen herauszuholen. »Was ist denn?« fragte er nun.
    »Ich will es nicht!« platzte sie heraus.
    Pocket legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. »Miß Kendra, Sie haben es verdient.«
    Sie blickte zu ihm auf und schüttelte wieder den Kopf. Eine Träne rollte über ihre Wange. »Ich will es aber nicht«, wiederholte sie.
    Noch während sie sprach, hörte sie Marny. Sie redete Pocket an:
    »Ich will mit ihr sprechen. Laßt uns einen Augenblick allein. Das ist eine Privatangelegenheit.«
    »Kendra, hören Sie mir zu?« Marnys Stimme war leise, aber eindringlich. Sie gemahnte Kendra daran, daß Marny ihre Freundin war. »Mein liebes Kind«, fuhr Marny fort, »dieser Goldstaub macht zusammen mit dem, den Sie schon haben, ungefähr neun Kilogramm aus. Das ist ein hübsches kleines Vermögen. Vielleicht wollen Sie es wirklich nicht haben, aber es gibt da einen andern Grund, der Sie doch veranlassen sollte, es zu akzeptieren.«
    Kendra schaute wieder auf. Sie begann sich zu interessieren. »So? Welchen Grund denn?«
    Marny lächelte. Ihre grünen Augen blickten klug und kühl. »Sie haben den Jungs nicht erzählt, was Sie mir über den Obersten Taine und Ihre Mutter erzählt haben. Wie sehr Sie sich davor scheuen, zu ihnen heimzukehren, weil Sie das Gefühl haben, unwillkommen zu sein.« Marny legte Nachdruck auf ihre Worte. »Kendra, wenn Sie mit neun Kilo Gold ankommen, werden Sie ganz bestimmt höchst willkommen sein.«
    Kendra fuhr auf. Marny dozierte weiter:
    »Selbst wenn der Goldpreis in der Stadt niedrig sein sollte, so werden doch neun Kilogramm Gold Tausende von Dollars bedeuten. Jedenfalls mehr, als irgendein Oberst im ganzen Jahr kriegt.«
    Kendra lief ein Prickeln über die Haut. Es war belebend wie die Abreibung nach einem kalten Bad. Sie wandte sich ihren Freunden zu:
    »Ich werde es nehmen. Es tut mir leid, daß ich eine Szene gemacht habe.«
    »Sie hat bloß einen kleinen Schock«, erklärte Marny. »Gene, Sie können jetzt den Goldstaub wiegen.«
    Spencer schüttete eine Handvoll auf die Waage, fügte noch ein wenig hinzu, nahm ein Quentchen fort, tat wieder ein paar Körner auf die Waage, bis er endlich das richtige Maß hatte. Dann breitete er eine Zeitung auf dem Tisch aus und entleerte darüber eine Büchse mit Kaffeebohnen. Kendras Gold schüttete er nun in die Büchse und füllte den Hohlraum mit Kaffeebohnen. Die geschlossene Büchse präsentierte er schließlich Kendra.
    »Vorsichtig«, warnte er. »Sie ist schwer.«
    Kendra nahm die Büchse in Empfang, und plötzlich begann sie zu ihrer eigenen Überraschung zu lachen. Wie merkwürdig und lächerlich, eine Kaffeebüchse in der Hand zu halten, die ein solches Gewicht hatte! Sie mußte sich neue Verstecke für ihr Gold einfallen lassen. Einiges konnte sie in ihre Feldflasche gießen, ja: das war eine gute Idee: Gold im Trinkwasser …
    »Wollen Sie die

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