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Alles ist mir nicht genug

Alles ist mir nicht genug

Titel: Alles ist mir nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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mehr zu schreiben übrig blieb. Sie liebte ihn für seine
empfindsame, romantische Seele, hätte es aber zur Abwechslung auch mal ganz
nett gefunden, wenn er nicht immer so verdammt viel nachdenken und sich
stattdessen einfach mal treiben lassen würde. Andererseits war sie in ihn
verliebt, seit sie sich vor drei Jahren kennen gelernt hatten und beste
Freunde geworden waren. Jetzt wo sie endlich richtig zusammen waren, wollte sie
nicht gleich wieder alles kaputtmachen.
    Dan steckte
sich die nächste Zigarette an. Seine Hände zitterten wie wahnsinnig.
    Vanessa stieß
ihn liebevoll in die Rippen. »Hey, mach dir mal keinen Kopf. Ich hab kein
Problem damit, wenn wir jetzt nicht zusammen schlafen, okay?«
    Als er nickte,
griff Vanessa nach seiner Hand und legte sich seinen Arm über die Schulter. Sie
ließen sich zurücksinken, und Dan blies Rauch in die chinesische rote Papierlaterne
über ihnen, während er gleichzeitig sanft mit dem Daumen über Vanessas
stoppelige Schläfe streichelte. Er war erleichtert, sich nicht näher erklären
zu müssen. Das war das Tolle daran, dass seine Freundin gleichzeitig auch seine
beste Freundin war. Sie kannte ihn fast besser, als er sich selbst kannte.
    Eine Weile
lagen sie so da und sahen dem Qualm seiner Zigarette hinterher, der nach oben
wallte. Das war der zweite große Vorteil daran, mit seiner besten Freundin
zusammen zu sein. Man musste nicht ständig miteinander reden.
    »In den Ferien
drehe ich einen neuen Film«, sagte Vanessa in die Stille hinein. »Ich hab
irgendwie Angst, dass der Krieg- und-Frieden-Film als Bewerbungsfilm für die
NYU zu düster ist.«
    Vanessa hatte
sich an der Filmhochschule der New York University beworben und wollte statt
des üblichen Bewerbungsessays einen ihrer Kurzfilme einschicken. Ihr letztes
Projekt war eine Szene aus Tolstois »Krieg und Frieden« mit Dan als
cracksüchtigem Fürst Andrej in der Hauptrolle gewesen. Vanessa konnte es kaum
erwarten, endlich zu studieren. Jetzt musste sie nur noch ein einziges
Halbjahr an der Constance-Billard-Schule für magersüchtige Zicken aus gutem
Hause überstehen, an der sie (gottlob) ein Fremdkörper war, und dann war sie
endlich frei. Frei. FREI!
    Dan atmete
eine lange Rauchwolke aus. Er begriff nicht, wieso sich Vanessa Sorgen machte.
Ihre Filme waren zwar düster, aber genau das machte sie so gut. Die NYU würde
sie garantiert aufnehmen. »Wenn sich jemand Sorgen machen muss, dann ja wohl
ich.« Seine Hände begannen wieder zu zittern.
    »Wieso das
denn?«, fragte Vanessa. »Alle Literaturprofs warten nur auf jemanden wie dich.«
    »Wenn du schon
von düster redest, schau dir mal meine Gedichte an. Die sind ja wohl
wirklich...« Dan brach mitten im Satz ab. Persönlich - das waren
sie. Und es widerstrebte ihm, sie irgendeinem Fremden zu schicken, der
zufälligerweise in der Zulassungsstelle der Columbia oder der Brown University
oder am Vassar College hockte. Sein Innerstes vor jemandem zu entblößen, der
womöglich noch nie ein Wort von Goethe, Sartre oder Camus gelesen hatte und die
versteckten Anspielungen gar nicht verstehen konnte.
    »Schick doch
mal irgendeiner Literaturzeitschrift eins von deinen Gedichten«, schlug Vanessa
vor. »Ich sag dir, wenn die das abdrucken würden - die Unis würden sich um dich
reißen.«
    Dan ließ seine
Zigarette in eine leere Coladose fallen. »Mhm, bestimmt«, sagte er. Er schrieb
wahnsinnig gern, aber das Zeug war längst nicht gut genug, um es irgendwem zur
Veröffentlichung anzubieten. Er hatte seine Stimme noch nicht gefunden, das
wusste er genau. Jedes seiner Gedichte klang anders als das davor.
    Vanessa setzte
sich auf. »Was ist denn? Das hab ich ernst gemeint. Du solltest es echt
versuchen.«
    Dan schlüpfte
unter die Decke. »Ich denk mal drüber nach«, sagte er halbherzig. Er war noch
nicht so weit, mit jemandem zu schlafen, und seine Sachen waren noch nicht gut
genug, um veröffentlicht zu werden. Scheiße, jetzt fühlte er sich noch
unzulänglicher.
    Vanessa
wusste, wann sie aufhören musste. Sie atmete tief durch und aktivierte ihre
innere Schmusekatze, die sich nur dann von ihrem Stammplatz an der Heizung
wegbewegte, wenn Dan ein raues Katzenküsschen brauchte.
    Sie rutschte
zu ihm unter die Decke und küsste ihn aufs Kinn. »Nur noch eine Woche und wir
haben Ferien und können die ganze Zeit so rumkuscheln«, murmelte sie.
    Anders als die
meisten ihrer Klassenkameraden würden die beiden nicht an irgendeinen noblen
Ferienort fahren. Vanessa

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