Alles nicht so einfach
Chance bekäme … die Chance, dass es dieses Mal klappen würde. Auch wenn die Geschichte in neunundneunzig von hundert Fällen schlecht ausgeht, lohnt es sich, wenn Phädra dadurch nur ein einziges Mal ein Happy End bekommt.«
»Hör mal, Garrick, dieses Pendant, das du dir da ausmalst, ist zwar ganz entzückend, vor allem in diesem Akzent, aber ich habe ein wenig die Nase voll von den Metaphern und den Vergleichen mit unglücklichen Liebesgeschichten. Sag einfach, was du sagen willst. Ich habe mich die ganze Nacht mit der Entschlüsselung antiker Texte herumgeschlagen. Ich möchte nicht auch noch dich entschlüsseln müssen.«
»Was ich damit sagen will, ist, dass ich mich geirrt habe.« Er kam einen Schritt näher, und meine Erschöpfung wich einem elektrisierenden Gefühl unter meiner Haut. »Was ich sagen will, ist, dass ich dich mag. Und dass es mir scheißegal ist, dass ich dein Lehrer bin.«
Dann küsste er mich.
Ich stieß ihn weg, bevor mein Herz und mein Verstand davongetragen wurden. Die Lust packte mich, als der Kuss schon vorbei war, deshalb spürte ich eher ein Echo davon. Und obwohl ich diejenige war, die ihn weggestoßen hatte, vermisste ich ihn.
»Garrick, das ist verrückt.«
»Verrückt sein gefällt mir.«
Die Frage war … gefiel mir das auch? Das war das Verrückteste, was ich je gemacht hatte, und das erschreckte und erregte mich gleichzeitig. Ich wich zurück, weil ich den Abstand brauchte, um nachzudenken, um diese Verrücktheit vollständig zu erfassen. Es konnte auf so viele Arten schiefgehen. Aber andererseits fand ich zum ersten Mal mein eigenes Leben interessanter als die Geschichte einer Protagonistin aus dem Drehbuch. Und, Gott, war ich gespannt, wie es ausging!
Und hatte Eric nicht gesagt, dass ich besser war, wenn ich kühne Entscheidungen traf? Er hatte vom Theaterspielen gesprochen, aber galt das nicht auch für das Leben an sich?
Garrick strich mir mit der Hand über die Stirn, dann fuhr er mir durch die Haare. »Denk einfach mal darüber nach.«
Oh, ich würde darüber nachdenken. Wahrscheinlich würde ich über nichts anderes mehr nachdenken können.
Er drückte mir einen raschen, kaum wahrnehmbaren Kuss auf die Wange und ließ mich allein draußen stehen – meine Gedanken verwirrt, mein Herz durcheinander.
16
»Warum um alles in der Welt willst du eine Katze haben?«, fragte Kelsey, als wir am nächsten Tag aus Regieführung hinausgingen.
»Ich möchte eben eine, okay? Willst du nun mitkommen oder nicht?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Kann nicht. Tut mir leid. Ich habe zu tun. Nimm doch Cade mit.«
Als hätte er es gehört, tauchte Cade zwischen uns auf, und ich fragte mich, wie lange er unserem Gespräch schon gelauscht hatte.
»Wohin soll sie mich mitnehmen?«
»Zum Tierschutzverein, um eine Katze zu holen«, erklärte ich.
»Oh. Cool«, sagte er und nickte. »Ich wünschte, ich würde nicht im Wohnheim wohnen. Ich hätte nämlich gern einen Hund.«
Ich war mir des Abstands bewusst, den er gewissenhaft zwischen uns einhielt, und des anhaltenden Kopfnickens, das wirkte, als gäbe ihm das etwas zu tun, das er nur ungern aufgeben wollte.
Kelsey zog sich die Sonnenbrille vom Kopf und setzte sie sich auf, obwohl wir immer noch drinnen waren. »Na ja, so lustig das auch ist, ich muss jetzt flitzen. Euch noch viel Spaß im Tierheim. Und komm mir nicht als Katzennärrin zurück, Bliss.« Kelsey übersah den panischen Blick, den ich ihr zuwarf. Cade und ich waren seit dieser ganzen
Vielleicht
-Debatte nicht mehr allein miteinander gewesen. Er warf sich seine Umhängetasche über die Schulter und zappelte herum, wie immer wenn er nervös war.
»Wenn du lieber allein gehen möchtest … das ist in Ordnung.«
»Nein, nein. Du solltest mitkommen.« Wir mussten es hinter uns bringen. Und dafür sah ich nur zwei Möglichkeiten – wir kamen zusammen oder eben nicht. Abwarten würde unsere Beziehung zerstören (die ohnehin schon ziemlich angeschlagen war). Wenn wir dieses Gespräch schon führen mussten, dann wären niedliche Tiere wahrscheinlich die beste Umgebung.
»Okay. Cool«, sagte er.
Ich war froh, dass ich diejenige war, die fuhr. Dadurch waren mein Körper und mein Geist beschäftigt. Außerdem fuhren wir in meinem Auto, deshalb konnte ich die Musik so laut stellen, wie ich wollte. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass Cade sich in meinem Wagen so zu Hause fühlte, dass er sie leiser stellte.
»Also, woher kommt der Entschluss, dir eine Katze
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