Alles nicht so einfach
nach oben und rieb seinen Kopf gegen mein Kinn. Er war total reizend. Cade strahlte mich an, und ich dachte:
Vielleicht wäre Cade die bessere Wahl.
Würde ich mich auch vor Sex fürchten, wenn ich mit Cade schlafen würde?
Der Gedanke daran machte mich ganz zittrig und unsicher.
Ich reichte ihm den Kater wieder zurück, noch immer unsicher, aber inzwischen ein wenig ruhiger. Ich trat an die Käfige heran und suchte nach einer grauen Katze, die als Hamlet durchgehen könnte. Als ich sie fand, hat sich das Schicksal wahrscheinlich ins Fäustchen gelacht. Sie kauerte hinten in ihrem Käfig und blickte mich aus großen grünen Augen misstrauisch an. Ich öffnete die Käfigtür, was sie mit einem Knurren aus tiefster Kehle quittierte.
Natürlich … es musste die Furchteinflößendste von allen sein.
Neben mir sagte Cade: »Das ist jetzt nicht dein Ernst.«
Wenn es nur so wäre. Ich hatte Garrick erzählt, dass Hamlet grau war.
»Manchmal lohnt es sich am meisten, wenn man sich den Furcht einflößendsten Dingen im Leben stellt«, erklärte ich ihm. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diesen Spruch irgendwann mal in einem Glückskeks hatte. Deshalb war er weise, oder?
Ich griff in den Käfig, bereit für einen Biss, einen Kratzer oder ein komplettes Massaker, aber als sich meine Hände um den Bauch des Tieres schlossen, reagierte es lediglich mit einem leisen Geräusch.
Cade schüttelte irritiert den Kopf. »Warum möchtest du den hier nicht?« Er zog den schwarzen Kater nach oben zu seinem Gesicht. »Er ist so lieb!«
Die Katze in meinen Armen war hingegen in voller Alarmbereitschaft – mit angespannten Beinen und weit aufgerissenen Augen. Bestimmt würde sie mich zerfleischen, wenn ich sie näher an mich heranließ. Ich stellte sie auf den Boden. Sie rannte los und versteckte sich unter einer Bank.
Ich wusste, dass es in Cades Frage eigentlich nur um den Kater ging, aber ich hörte noch eine andere Frage heraus. Eine, die er nicht gestellt hatte, zumindest nicht heute. Cade war lieb, und bei dem Gedanken daran, mit ihm zusammen zu sein, war ich nicht vor Angst gelähmt. Der Gedanke, mit ihm zusammen zu sein, hinterließ bei mir eigentlich gar keine überwältigenden Gefühle.
Und da wurde es mir klar.
»Cade … ich muss mein ›Vielleicht‹ zurücknehmen.«
Ich schwöre, sogar die Katzen hörten auf zu miauen. Ich konnte mir ihr bestürztes Schweigen regelrecht vorstellen. Ich fragte mich, wie sich
Oh nein, das hat sie jetzt nicht gesagt
in Katzensprache anhörte.
»Oh.«
Ich wünschte, er würde reagieren – schreien, widersprechen, was auch immer. Ich erwartete, dass er zumachen würde wie diese Katze – Krallen ausfahren, Zähne fletschen. Stattdessen entfernte er sich ruhig und setzte den schwarzen Kater behutsam in seinen Käfig, wahrscheinlich damit nicht mehr als eine Katze außerhalb ihres Käfigs war, wie die Dame gesagt hatte. Das war typisch Cade, immer hielt er sich an die Regeln. So war ich auch immer gewesen, aber allmählich glaubte ich, dass ich so nicht mehr sein wollte.
Seine Bewegungen waren mechanisch, einfach, präzise. Er zog die Käfigtür zu und ließ mit einem scharfen Klicken den Riegel zuschnappen. Er wandte mir den Rücken zu, als er sprach. »Darf ich fragen, warum?«
Ich atmete aus. Das schuldete ich ihm, aber wie sollte ich es ihm sagen? Er durfte es nicht wissen. Wenn ich das mit Garrick durchzog (was ich – wem wollte ich etwas vormachen? – wahrscheinlich tun würde), dann durfte das niemand wissen. Nicht einmal meine besten Freunde.
»Ich … es gibt da vielleicht jemand anderen.«
»Vielleicht?«
Das Ganze war ungefähr so angenehm, als würde man seine Hände in den Mixer halten. Er konnte mich nicht anschauen, und das Herz in meiner Brust fühlte sich papierdünn an, wie Seidenpapier, was bedeutete, dass ich praktisch herzlos war, da ich meinem besten Freund das antat.
»Es ist ein bisschen … kompliziert. Aber ich mag ihn, sehr sogar. Ich wollte noch abwarten und sehen, ob die Gefühle wieder verschwinden, damit du und ich vielleicht …« Ich verstummte, weil ich nicht in Worte fassen wollte, was ich dachte. Das hätte keinen Sinn ergeben. »Aber, Cade, ich kann nicht ertragen, wie es jetzt ist. Das geht jetzt noch nicht mal eine Woche so, und ich habe das Gefühl, ich müsste sterben. Ich hasse es, wenn ich alles infrage stellen muss, was ich in deiner Gegenwart tue, wenn ich mich fragen muss, ob das jetzt okay ist, ob ich eine Grenze
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