Alles nicht so einfach
falschen Grund dafür zusammengereimt. Und ich konnte ihm den wirklichen Grund nicht sagen, nicht jetzt, nicht hier im Theater, wo von uns erwartet wurde, dass wir professionell waren (wobei die Professionalität inzwischen bestimmt längst flöten gegangen war).
»Ich habe eine Katze! Echt wahr!« (Verdammt … warum konnte ich mich nie an das Geschlecht meiner imaginären Katze erinnern?) »Ähm … sie ist grau und total süß und sie heißt …« (ich sagte das Erste, was mir durch den Kopf schoss) »… Hamlet.«
Ich war so ein Genie. Ich konnte noch nicht mal eine weibliche Katze mit einem weiblichen Namen erfinden. Als gäbe es in meinem Gehirn eine Brücke zwischen dem Rationalen und dem Absurden, und irgendwie hatte ich diese Brücke zerstört.
»Du hast eine Katze, die Hamlet heißt?«
»Ja.« Abgrund, tu dich auf. »Ich habe wirklich ganz bestimmt eine.«
Das war’s dann. Ich würde mir eine Katze zulegen müssen.
»Gut. Wenn du und Cade also kein Paar seid, was ist das dann zwischen euch beiden?«
Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. »Nichts.«
»Du bist eine furchtbar schlechte Lügnerin.«
Ich war tatsächlich eine furchtbar schlechte Lügnerin. Meine Ohren sahen wahrscheinlich aus, als hätte ich eine Stunde lang auf der Sonnenbank gelegen. »Da läuft nichts. Da war etwas am Freitag, als ich … wie sagt man so schön? Sturzbesoffen war? Sternhagelvoll?«
Er setzte sich wieder zurück, entfernte sich von mir, seine Hände umklammerten aber immer noch die Lehne meines Sitzes. »Hast du mit ihm geschlafen?«
»Was? Nein!«
Er beugte sich nicht wieder zu mir vor, aber seine Umklammerung löste sich. Seine Fingerknöchel streiften meinen Arm. »Gut.«
»Garrick …« Er ging eindeutig zu weit.
Er lächelte keck. »Was? Nur weil ich dich fürs Erste nicht haben kann, heißt das noch lange nicht, dass es okay für mich ist, wenn er dich hat.«
Innerlich stolperte ich wieder über dieses
fürs Erste,
aber ich zwang mich, es zu verdrängen. »Ich werde jetzt mal so tun, als hättest du gerade nicht von mir geredet, als wäre ich etwas, was man besitzen kann.«
»Könnten wir uns nicht gegenseitig besitzen?«
Wenn Gehirne einen Orgasmus bekommen könnten, dann würde er sich ziemlich sicher genau so anfühlen. Eigentlich hätte mir das nicht so gefallen sollen, denn seine Worte klangen so besitzergreifend, dass es sich sogar in seinen dunklen Augen widerspiegelte. Aber mir jagten Schauer über den Rücken, bis sich meine Finger wie taub anfühlten, weil sie ihn nicht berühren durften. Ich wusste seine Frage nicht zu beantworten, deshalb stellte ich ihm eine Gegenfrage. »Was ist bloß in dich gefahren? Ich dachte, du hättest versprochen, dass wir damit aufhören würden.«
Er strich sich mit der Hand durch die Haare, seine Locken standen auf entzückende Weise in alle Richtungen, sodass mein Magen einen Salto machte.
»Ich weiß nicht. Es ist nur … ich habe mir verrückte Sachen in Bezug auf euch beide ausgemalt.«
»Wir haben uns geküsst. Mehr nicht.«
Er zuckte zusammen, als hätte ich gesagt, Cade und ich wollten heiraten und eine Schar Kinder in die Welt setzen.
Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen. Das hätte mich dazu verleitet, etwas Verrücktes anzustellen. Ich wiederholte: »Es war nur ein Kuss. Es hat nichts zu bedeuten.«
»Ich will nicht, dass dich ein anderer küsst.«
»Garrick …« Allmählich hasste ich den warnenden Tonfall, der in meiner Stimme mitschwang. Wenn er weiterhin so vorpreschte, würde ich nicht mehr lange Nein sagen können. Ich würde mich auf ihn stürzen, und zwar wahrscheinlich genau dann, wenn Eric wieder hereinkam.
»Ich weiß, das ist nicht fair. Ich bin gerade ein echter Mistkerl. Ich sage mir dauernd selbst, dass ich dich in Ruhe lassen muss, aber die Wahrheit ist … ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Und jetzt, wo ich weiß, dass du nicht mit Cade zusammen bist …«
»Was willst du damit sagen?«
Die Backstage-Tür knarrte, und mir wurde bewusst, wie nah wir uns waren. Mein Herz flatterte wie eine gezupfte Gitarrensaite, ich rückte ein paar Sitze weiter, dann betrat Eric die Bühne.
Triumphierend hielt er sein Notizbuch hoch. »Ich hab’s! Und ich habe dir ein richtiges Textbuch mitgebracht, Bliss, dann brauchst du keine einzelnen Blätter mehr zu verwenden.«
Ich bemühte mich, mein Herz zu beruhigen, als Eric mir das Stück gab.
Sieh Garrick nicht an. Sieh ihn nicht an.
Es nützte nichts … ich war mir seiner
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