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Alles nicht so einfach

Alles nicht so einfach

Titel: Alles nicht so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Carmack
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alles schon vorbei oder nie passiert.
    »Du versuchst es nicht genug. Sie erwidert eben deine Gefühle nicht. So ist das Leben.« Mir klappte der Kiefer herunter. Wie konnte er nur so gefühllos sein? Garrick, der so lieb und verständnisvoll gewesen war, als ich mit eben diesem Konflikt zu ihm gekommen war? »Das passiert eben. Du musst erwachsen werden. Bist du Schauspieler oder nicht? Du kannst nicht die Gefühle, die du für sie hegst, dein Leben bestimmen lassen.«
    Mein Mund wurde trocken, und ein harter Kloß bildete sich in meiner Kehle.
    Ich stieß die Tür vollends auf und sagte: »Das reicht.« Die Hitze in meiner Stimme erschreckte mich, hätte es aber nicht sollen. Ich hasste es, wenn Cade verletzt wurde, und schließlich war ich ja wohl nicht die Einzige, die Schuld daran war. Garricks Worte waren mir unter die Haut gegangen, nagten an mir, und meine Hände bebten vor Zorn.
    Cade sah entsetzt aus, als er mich sah.
    Garrick sah absolut nicht schuldbewusst aus, was meinen Zorn nur noch mehr in Wallung brachte. Ich stellte mich zwischen die beiden, sodass ich Cades Sicht blockierte.
    »Das geht dich nichts an«, sagte ich zu Garrick.
    Er drehte sich zu mir, sein Gesicht war so finster, dass es wie in die Länge gezogen wirkte. »Es geht mich was an, wenn ihr Probleme von draußen mit in die Probe bringt.«
    Die Logik sagte mir, dass er recht hatte. Und ich wusste, dass er mein Lehrer war und dass das sein Job war, aber durch seinen verurteilenden Tonfall fühlte ich mich trotzdem angegriffen.
    Und ich wollte ihn ebenfalls angreifen.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte ich. »Vielleicht ist das wirklich nicht der richtige Ort für Beziehungen. Es ist eine schlechte Idee, das zu vermischen, findest du nicht auch?«
    Er blieb so ruhig, dass ich ihn am liebsten geschüttelt hätte. Ich hätte ihm am liebsten die Finger in die Schultern gegraben und ihn geschubst, gezogen und gestoßen.
    »Bliss, sei nicht so unprofessionell.«
    »
Ich soll unprofessionell sein?
Oh, wie lächerlich, dass ausgerechnet
du
das sagst!«
    »Wir können später darüber reden, du und ich.« Er berührte mich am Ellbogen, und ich hasste es, dass ich durch seine Berührung weiche Knie bekam, obwohl ich wütend war. Ich zog meinen Ellbogen weg.
    »Ich
will
nicht später darüber reden. Ich will nur, dass du Regie führst. Ich will, dass du dich aus meinen Angelegenheiten mit Cade heraushältst. Hast du gehört? Hast du das verstanden? Halt dich da raus. Das ist
alles,
was ich von dir will.«
    Endlich bekam die Ruhe in seinen Gesichtszügen Risse. Er presste den Kiefer zusammen und schloss einen Moment lang fest die Augen. Zu sehen, dass es eine Wirkung auf ihn hatte, fühlte sich nicht so gut an, wie ich erwartet hatte. Und ich wollte es bereits zurücknehmen.
    »Na schön.« Er warf die Hände nach oben und sagte noch einmal: »Na schön. Als Regisseur sage ich euch beiden jetzt, dass ihr euren Kram vor der nächsten Probe geregelt kriegen müsst, es sei denn ihr wollt, dass wir uns die zweite Besetzung mal anschauen. Schluss für heute.«
    Bei Hinausgehen schlug er die Tür zu, und das Echo davon hallte immer wieder in meinem Kopf nach. Ich war so dumm. Das alles war
so
dumm.
    Ich hatte Cade fast vollkommen vergessen, bis er sagte: »Heilige Scheiße, Bliss.
Er
ist der Typ?«
    Ich hätte es abstreiten können. Ich hätte ihm die ganze Geschichte erzählen können. Ich hätte davonlaufen können. Aber ich fühlte mich zu ausgehöhlt, um mich zu rühren. Ich ließ mich auf die Knie fallen, schlang mir die Arme um die Taille, als könnte ich mich so irgendwie zusammenhalten, als würde der Schmerz nicht in mich hineinkriechen, wenn ich nur fest genug hielte.
    Tat er aber doch.
    Und die leeren Stellen in mir füllten sich plötzlich mit Worten, die ich bereute, und mit der Scham, die ich empfand. Und mit seiner Abwesenheit. Außer weinen gab es jetzt nichts mehr zu tun.
    Es strömte langsam und gleichmäßig aus mir heraus, schwoll an wie die Flut, riss alles fort, was mir an unserer gemeinsamen Zeit so gefallen hatte.
    Eine Hand berührte mich an der Schulter, und ich fuhr hoffnungsvoll herum.
    Es war Cade.
    Langsam und unsicher kniete er sich neben mich und nahm mich in die Arme. Ich zögerte einen Moment lang, wusste, wie er sich fühlte, wusste, wie schwer dies für ihn sein musste, wusste, dass er wie üblich zu gut für mich war.
    Dann konnte ich nicht mehr widerstehen. Ich war ohnehin schon selbstsüchtig, was konnte es schon

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