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Alles nicht so einfach

Alles nicht so einfach

Titel: Alles nicht so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Carmack
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Stirn.
    Vielleicht war lächerlich gar nicht so schlimm.
    »Okay, dann befreien wir dich mal. Ich lasse dich jetzt runter, ja?«
    Er ließ mich sanft auf den Fußboden gleiten, und mein rasender Puls verlangsamte sich allmählich. Er versuchte ein paar Minuten lang, mich zu befreien, aber seine Finger waren groß und ungeschickt. Schließlich sagte ich: »Nimm mir einfach den Ohrring ab, aus dem Vorhang befreie ich ihn dann morgen.«
    Lachend tat er, worum ich ihn gebeten hatte.
    Zuvor hatte ich geglaubt, in unserem Kuss zu verbrennen. Jetzt breitete sich eine andere, eine süßere Wärme in mir aus. Kerzenlicht statt offenes Feuer.
    Er rieb sich die Schulter, die auf die Kommode geprallt war, und sagte: »Wir sind schon ein chaotischer Haufen.«
    Ich drückte Daumen und Zeigefinger zusammen und sagte: »Ein ganz klein wenig.«
    Er schlang mir die Hand um den Nacken und zog mich zu sich, um mir erneut einen Kuss auf die Stirn zu geben. Ich schloss die Augen und dachte, dass sich so wohl Perfektion anfühlen musste.
    »Vielleicht hat uns der Vorhang ja einen Gefallen getan. Deine Beine in diesem Rock haben meine Selbstbeherrschung so ziemlich gekillt.«
    Ich lächelte. »Ich habe doch gesagt, dass ich ihn niemals hätte tragen sollen.«
    »Oh, ich bin auf jeden Fall froh, dass du ihn angehabt hast. Das ist eine Erinnerung, von der ich noch sehr lange etwas haben werde.« Ich schlug ihm auf den Arm, aber sein feistes Lächeln war mir egal. »Ich sollte jetzt besser gehen«, sagte er, »bevor du mich wieder dazu bringst, den Verstand zu verlieren.
    Ich ließ ihn gehen, auch wenn ein großer Teil von mir lauthals dagegen protestierte. Und als er weg war, feierte ich etwa so wie damals, als ich erfahren hatte, dass ich Phädra spielen würde.
    Ich tanzte.
    Denn endlich würde alles gut laufen.

21
    Alles lief
so
schlecht.
    Die erste Leseprobe von
Phädra
war eine Katastrophe epischen Ausmaßes. Bevor wir anfingen, wollte Cade immer noch nicht mit mir sprechen, und das nach zwei Wochen. Und wie es aussah, waren alle, die in dem Stück mitspielten, auf seiner Seite, wenn man mal von den finsteren Blicken ausging, mit denen sie mich bedachten. Und obwohl Leseproben gern mal ein wenig fad sind, weil alle um den Tisch herum sitzen, war diese noch schlimmer als abgestandene Cola.
    Hin und wieder schüttelte Eric den Kopf, und ich konnte praktisch seine Gedanken lesen:
Was ist bloß mit den Leuten passiert, die ich letzte Woche gecastet habe?
    Mit jeder Szene wurde es schlimmer, wie eine Schraube, die im falschen Winkel eingedreht wird, aber wir machten einfach weiter und versuchten, etwas zum Funktionieren zu bringen, was eindeutig nicht funktionieren konnte.
    Als es vorbei war, fühlte ich mich völlig ernüchtert. Ich war so aufgeregt gewesen wegen dieses Stücks. Auf so etwas hatte ich seit meinem ersten Collegejahr gewartet, und jetzt, wo es eingetreten war, war es unerträglich.
    Eric gab sich optimistisch und sagte, dass auf der Bühne alles glatter laufen würde. Geglaubt hatte ihm das wohl keiner.
    Und falls doch, dann schwand diese unangebrachte Hoffnung, als wir unsere erste Probe auf der Bühne hatten, die – wenn überhaupt möglich – noch schlimmer war. Das Unbehagen zwischen Cade und mir schien die ganze Besetzung zu durchdringen, bis alle ganz steif und nervös waren.
    Im Unterricht war es auch nicht viel besser.
    Cade hielt sich von mir fern, und Kelsey war immer noch sauer, und ich verfluchte diesen Spruch, dass niemand eine Insel sei und alleine nicht klarkomme. Ich
war
total allein.
    Abgesehen von Garrick.
    Mich erschreckte die Tiefe meiner Gefühle für ihn. Das war alles
zu
gut. Nichts im Leben war so herrlich, zumindest nicht in meinem Leben. Am Mittwochmorgen hielt er mich nach dem Unterricht auf. »Bliss, eine Sekunde nur.«
    Ich ließ mir Zeit, mein Zeug zusammenzupacken, und wartete, bis alle anderen den Computerraum verlassen hatten. Als wir allein waren, fragte ich schließlich: »Was gibt’s?«
    Er lächelte. »Nichts.«
    Dann drückte er mich gegen den Computertisch und küsste mich.
    Erschrocken keuchte ich auf, und seine Zunge eroberte meinen Mund im Sturm. Ich blinzelte nur, und dann hatte er mich auch schon auf den Tisch gehoben, seine Hüften passten genau zwischen meine geöffneten Schenkel, sein Mund brannte auf meinem.
    Der Kuss hatte überhaupt nichts Langsames an sich. Es war ein wilder, ein gestohlener Moment, und ich drehte vor Verlangen fast durch. Ich klammerte mich an ihn und war

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