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Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Titel: Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Beavan
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erfuhr, hatten die meisten frühen Psychologen, wie beispielsweise Jung und Freud, ihre Forschungen darauf ausgerichtet, was Neurotiker glücklicher oder zumindest weniger neurotisch machte, und daraus den Schluss gezogen, dass dasselbe auch auf alle anderen zutraf.
    In den vergangenen zehn Jahren jedoch hatte eine Gruppe von Akademikern – die sogenannten positiven Psychologen – damit begonnen, glückliche Menschen zu studieren statt psychisch kranke. Sie bezweifelten, dass die Beobachtungen, die an Neurotikern gemacht wurden, auf gesunde Menschen übertragbar waren. Statt von dem Konzept auszugehen, kranke Menschen »normal« zu machen, konzentrierten sich die positiven Psychologen darauf herauszufinden, wie sie »normale« Menschen glücklich machen konnten. Anders ausgedrückt, ihnen ging es nicht darum, dass wir von –5 auf 0 kamen, sondern sie wollten uns von 0 auf +5 bringen.
    Dabei fanden sie unter anderem heraus, dass der Kauf eines neuen Handys oder eines neuen Autos oder eines neuen Hauses uns zwar mit Freude erfüllt, aber diese Freude hält nicht lange an. Wenn wir dieses Gefühl der Freude wieder erleben wollen, brauchen wir einen neuen Reiz – sprich: wiederum ein neues Handy oder ein neues Auto. Diese Art des Glücksstrebens nannten sie die »hedonistische Tretmühle«.
    Wie sich zeigte, lebten die wirklich glücklichen Menschen jedoch nicht in dieser Endlosschlaufe. Sie hatten ihre Grundstimmung auf eine andere Weise gehoben, die nicht ständig eine weitere Dosis von Neuanschaffungen verlangte. Diejenigen, die mit ihrem Leben am zufriedensten waren, besaßen verlässliche soziale Kontakte, zogen Befriedigung aus ihrer Arbeit, hatten die Möglichkeit, ihren persönlichen Talenten und Neigungen zu folgen, und waren überzeugt, dass ihr Leben einen tieferen Sinn hatte.
    Deshalb begeisterte mich, als ich mit meinem Projekt begann, die Möglichkeit, die Einsamkeit des Einzelnen in unserer Gesellschaft zu durchbrechen und die Fixierung auf das Materielle durch ein Miteinander und ein gemeinsames, höheres Ziel zu ersetzen. Die Herausforderung dabei war, dass meine Familie und ich zur weitverbreiteten Gattung der mediensüchtigen Fastfood-Konsumenten gehörten. Askese oder irgendetwas in der Art war für uns ein ebenso unrealistischer Weg zur Veränderung wie für den Rest der Welt.
    Ich würde also im Laufe des kommenden Jahres eine Art Mittelweg finden müssen zwischen der Selbstsucht des gedankenlosen Konsumenten und der Selbstverleugnung des Asketen. Ich wollte einen Weg finden, die Frucht aus vollem Herzen zu genießen, ohne den Baum zu töten – oder anders ausgedrückt: Ich wollte einen Weg finden, von den Zinsen des Planeten zu leben statt von seinem Kapital.
    Ein interessantes Beispiel dafür bietet der Stamm der Menominee in Wisconsin. Laut William McDonough und Michael Braungart, den Autoren von
Einfach intelligent produzieren
,schlagen die Menominee seit vielen Generationen Holz aus ihren Wäldern, um es zu verkaufen. Im Jahr 1870 besaßen die Menominee laut ihren Aufzeichnungen auf ihren 91   000 Hektar Grund 30600 Festmeter stehendes Holz. Seither haben sie fast das Doppelte davon geschlagen, nämlich 53   000 Festmeter.
    Hätten die Menominee die »Kahlschlag«-Methode einiger der modernen Holzfirmen angewendet, hätten sie heute wohl keinen einzigen Baum mehr, ganz zu schweigen von den im Wald lebenden Tieren. Tatsächlich jedoch besitzen sie derzeit 40100 Festmeter stehendes Holz, mehr als im Jahr 1870, und obendrein ein gesundes Ökosystem in ihren Wäldern.
    Die Erklärung dafür ist, dass die Menominee in der Regel nur die schwachen Bäume fällen und die kräftigeren stehen lassen, so dass genug vom Blätterdach für die im Wald lebenden Tiere erhalten bleibt. Wie McDonough und Braungart schreiben: »Man könnte sagen, sie haben ausgerechnet, was der Wald ihnen an Ertrag bieten kann, anstatt sich einfach zu nehmen, was sie haben wollen.«
    Das ist die Philosophie, die ich bei meinem Experiment umsetzen wollte. Wie die Menominee wollte ich zusammen mit meiner Familie herausfinden, was die Welt uns an Ertrag bieten kann, anstatt uns einfach zu nehmen, was wir haben wollen. Es ging nicht um Verzicht. Ich wollte einfach sehen, ob wir lernen konnten, uns wie respektvolle Gäste zu verhalten und trotzdem gut zu leben.
    In den darauffolgenden Wochen, während meiner müllfreien Phase, versuchte ich bei Verabredungen mit Freunden zunächst unauffällig, die Restaurants zu meiden, die

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