Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
nur aus dem Tiefkühlregal, nicht vom Lieferservice.
Und gehen Sie mal in einen durchschnittlichen Lebensmittelladen. Wenn Sie Glück haben, finden Sie hier und da am Rand ein paar frische Produkte, aus denen Sie tatsächlich etwas kochen können. Aber in den meisten Regalen stehen nur Müslipackungen und Konservendosen und tiefgefrorene Fertiggerichte. Und aus alldem werden dann, nach ein paar Minuten in der Mikrowelle und ein paar weiteren auf dem Tisch oder Schoß, die zwanzig Prozent unseres Mülls.
Auch wenn meine Großeltern im Jenseits angesichts meines heutigen Lebensstils missbilligend mit der Zunge schnalzen, es ist nicht nur meine Familie, die sich in eine Art monströse Müllproduktionsmaschine verwandelt hat. Ich bin in den 25 Jahren, seit ich dem Einfluss meiner Großeltern entzogen bin, nicht zu einem schlechten Menschen geworden. Und ich bin auch nicht der undankbare Faulpelz, für den ich mich selbst gehalten habe. Aber als Besatzungsmitglied des riesigen Dampfers unserer Kultur habe ich einige Entscheidungen abgesegnet, die dazu geführt haben, dass unser Schiff vom Kurs abgekommen ist und möglicherweise sinken wird.
Dieser ganze Müll, den wir so gedankenlos wegwarfen, verschwand sehr bald, als das Projekt ins Laufen kam. Es gelang mir sogar, Michelle dazu zu überreden, dass ich in der Wohnung einen Eimer mit einer bestimmten Sorte Würmer aufstellen durfte, die – rasch und ohne Fäulnisgerüche – Essenreste in Kompost verwandelten, den man dann in die Erde tun konnte. Mit dieser Maßnahme und einigen anderen schafften wir es schließlich, unseren Müll auf weniger als fünf Prozent dessen zu reduzieren, was sich ursprünglich bei uns angesammelt hatte. Aber so weit waren wir noch nicht.
Denn während ich mir die Nase zuhielt und den Müll vom Fußboden auflas und wieder in die Säcke verfrachtete, versuchte ich mir einzureden, dass diese ganzen Plastikbehälter das Leben einfacher und bequemer machten. Ich versuchte, die Ironie nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass etwas, das das Leben angeblich einfacher machte, so viel schädlichen Müll produzierte. Doch irgendwie kaufte ich mir diese Argumente selbst nicht ab.
Angeblich soll das verpackte Essen dafür sorgen, dass ich weniger Zeit darauf verwenden muss, mich um mich und meine Familie zu kümmern, und somit mehr Freizeit habe. Aber so funktioniert es nicht. In meiner Familie bedeutet diese Einsparung nicht mehr Zeit für gemeinsame Unternehmungen, sondern mehr Zeit zum Arbeiten. Schließlich müssen die meisten von uns zwei Jobs haben und zwölf Stunden am Tag schuften, um das Geld für diese »Bequemlichkeit« heranzuschaffen.
Nehmen wir zum Beispiel meine Frau Michelle. Während ihrer Arbeitswoche schloss sie sich jeden Mittag den Hunderttausenden von Menschen an, die aus den Wolkenkratzern strömten, um sich für fünfzehn Dollar ein Takeaway-Gericht zu besorgen.
Wie all die anderen Arbeitsbienen eilte sie daraufhin zurück in den Aufzug und an ihren Schreibtisch, um nebenbei zu essen, denn sie konnte es sich nicht leisten, eine Pause zu machen. Sie musste weiterarbeiten, um eine Gehaltserhöhungzu bekommen. Und sie brauchte die Gehaltserhöhung, um sich die 5000 Dollar leisten zu können, die sie im Jahr für ihre Take-away-Gerichte bezahlte, die sie kaufen musste, um möglichst schnell wieder an ihren Schreibtisch zurückzukommen, damit sie eine Gehaltserhöhung bekam, um sich die 5000 Dollar leisten zu können …
Das Abendessen bei meinen Großeltern, dreißig Jahre zuvor, war das absolute Gegenteil davon. Meine Großmutter rief uns alle ins Esszimmer, wo wir auf den Korbstühlen rund um den polierten Mahagonitisch Platz nahmen. Sie brachte aber noch nicht das Essen, sondern wir blickten aus dem Fenster, das nach Westen ging, die Felder hinunter bis zu den Salzwiesen und dem Hafen von Westport. So blieben wir eine ganze Weile still sitzen und sahen zu, wie die Sonne langsam hinter den Hügeln jenseits des Wassers versank. Die Wolken schimmerten lachsrosa, und der Hafen leuchtete in Orange und Violett. Ich zappelte herum, weil ich noch klein war, und wenn ich etwas sagte, wurde ich zum Schweigen gebracht.
An stillen Tagen saß ich auf dem Sofa und las. Meine Großmutter zeichnete kleine Skizzen – vom Anglerhut meines Großvaters, der am Haken hing, oder von einer Lampe –, und ich fragte mich, wozu sie das tat. Mein Großvater schrieb lustige kleine Gedichte, die er dann an Feiertagen zum Besten gab. Beim Abendessen
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