Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
mich Evel.«
Lachend umfasste sie meinen Kopf und küsste mich. »Du bist echt sexy, Evel.«
Dann gingen wir händchenhaltend nach Hause, wobei wir noch einen kurzen Zwischenstopp einlegten, um Geld für den Babysitter zu ziehen. »Er ist Evel Knievel«, sagte Michelle zu dem Mädchen. Ich gab ihr das Geld und sah nach Isabella.
6.
Die Kohldiät rettet die Welt
Es war kaum zu glauben, dass wir bisher erst Phase eins und zwei umgesetzt hatten – Müllvermeidung und CO2-freie Fortbewegung. Ohne mir dessen bewusst zu sein, hatte ich die beiden einschneidendsten Phasen des Projekts direkt an den Anfang gesetzt. Was für ein Kulturschock: Wir waren Amerikaner geworden, die keinen Müll produzierten und nicht durch die Gegend fuhren.
Bald stand Phase drei an, die umweltverträgliche Ernährung, aber zunächst musste noch eine Lösung für die eine, eklatante Ausnahme von der Müllvermeidungsregel gefunden werden: Isabellas Wegwerfwindeln. Ich war auf einer Stoffwindelerkundungstour in diversen Babyfachgeschäften gewesen, aber die Wahl zwischen Klett-, Klammer- und Nadelverschluss hatte mich überfordert, und ich war unverrichteter Dinge wieder gegangen. Doch wie sich herausstellte, gab es sogar dafür eine Institution, die Real Diaper Association, und so wandte ich mich ratsuchend an die Vorsitzende, Lori Taylor.
Wenig später wurde per UPS ein brauner Karton geliefert. Darin befanden sich 24 Stoffwindeln aus unbehandelter Baumwolle, berechnet nach der Formel, die Lori mir genannt hatte: »Nehmen Sie die Anzahl der Windeln, die Isabella pro Tag braucht« – sechs – »und multiplizieren Sie sie mit der Anzahl von Tagen, bis Sie das nächste Mal waschen wollen« – vier. Damit waren wir bei 24.
Fragen Sie mich nicht, warum, aber ich hatte beschlossen, dass die altmodischen Mullwindeln besser zum No Impact Man passten als die neuen, anatomisch geformten All-in-One-Windeln mit Klettverschluss und eingebauterGummischutzschicht. Somit waren in dem Karton auch noch die Sicherheitsnadeln und die wollenen Überhosen, die von Hand gewaschen werden mussten, wenn mal was auslief. »Ein Höschen hat Isabella an, eins ist in der Wäsche und eins auf der Trockenleine«, hatte Lori gesagt, »also brauchen Sie drei.«
Als ich mein neues Baby-Kaka-Auffangsystem betrachtete, hoffte ich wirklich von ganzem Herzen, dass diese Welt es wert war, gerettet zu werden.
Michelle lag auf dem Sofa und las in einer Zeitschrift.
Ich hielt die Mullwindeln hoch, die, da ungebleicht und ungefärbt, aussahen, als wären sie bereits schmutzig, und verkündete: »Die Stoffwindeln sind da.«
»Wie schön«, sagte Michelle und blätterte um. »Viel Spaß damit.«
Isabella hingegen war bereits Feuer und Flamme. Ich erklärte ihr, dass sie neue Windeln bekommen hatte und dass wir die jetzt ausprobieren würden. Was ich nicht erwähnte, war, dass wir ihren zarten Po der gefährlichen Kombination aus einem ungeschickten Vater und einer spitzen Sicherheitsnadel aussetzen würden. Ich sagte ihr nicht, dass sie von nun an bei jedem Windelwechsel einen höchst unangenehmen Piekser in ihren empfindlichsten Körperteil riskierte (es passierte in der ganzen Zeit, während sie die Stoffwindeln trug, nur ein einziges Mal – ich schwör’s).
Und da ich diese Gefahr für mich behielt, war Isabella begeistert, was mich auf den Gedanken brachte, dass ich damit vielleicht doch noch Michelles Interesse wecken könnte. Ihre durchaus nachvollziehbare Weigerung, am großen Stoffwindel-Experiment teilzunehmen, würde von mütterlicher Anteilnahme an der Freude ihrer Tochter überwältigt werden.
Isabella wedelte eine Windel durch die Luft wie eine Fahne. Sie zeigte auf den Karton. »Bella neue Windeln!« Sie lief zu ihrer Mutter. »Mommy, Bella neue Windeln!«
Michelle sah nicht einmal von ihrer Zeitschrift auf. »Das ist ein Spielzeug für dich und deinen Daddy, Süße«, sagtesie. Fürs Erste war ich also vom Teilzeit- zum Vollzeit-Windelwechsler aufgestiegen.
Ich breitete eine Windel auf dem Fußboden aus und las die Gebrauchsanweisung. Das Ganze war nicht so einfach, wie man annehmen könnte. Ich musste wählen zwischen der »einfachen Dreieckform«, der »Drachenform«, der »Dreieckform mit Steg« und so weiter. Eigentlich wollte ich nur die Ausscheidungen meines Kindes auffangen, aber das sah eher nach einem Origami-Kurs aus.
Ich entschied mich für die »einfache Dreieckform« und legte Isabella auf die gefaltete Windel. Der Trick dabei war,
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