Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
Autos aufwenden, und an dem Übergewicht, das aus der vielen Fahrerei resultiert.
Das Leben in den Vorstädten, das große amerikanische Experiment nach dem Motto »Mein Heim ist meine Burg«, ist mehr oder weniger ein Reinfall. Nicht wegen des Aufdem-Land-Lebens – das kann durchaus seine Vorzüge haben. Aber wegen der weit gestreuten Einzelstellung der Häuser ohne irgendein Zentrum. Und weil die Planung an den Bedürfnissen der Autos ausgerichtet ist, nicht an denen der Menschen. Und weil man nicht zu Fuß zum Einkaufen gehen und seine Nachbarn kennenlernen kann.
Das Leben in den Vorstädten zwingt uns fort von unserenFamilien, unseren Gemeinschaften, unseren Arbeitsplätzen und in unsere Autos. Und es zwingt die Autos der Vorstädter in unsere Städte. Wir wollen aus der Stadt weg, um dem Verkehr und der Luftverschmutzung zu entgehen, also ziehen wir in die Vorstädte, wo wir dann in unser Auto steigen und genau den Verkehr und die Luftverschmutzung verursachen, vor denen wir geflohen sind.
Was, wenn wir Dörfer bauten, in denen man zu Fuß gehen könnte, und sie mit bequemen und zuverlässigen öffentlichen Verkehrsmitteln verbänden, so dass weniger Autos nötig wären? Und was, wenn durch den niedrigeren Bedarf an Autos weniger von ihnen in die Städte führen, so dass die Kinder auf der Straße spielen könnten und wir wiederum nicht den Drang verspürten, aus der Stadt wegzuziehen – an Orte, wo wir ein Auto bräuchten? Mit anderen Worten: Was, wenn wir einen Weg fänden, das, was für den Planeten gut ist, auch für uns gut zu machen?
Der Roller wurde geliefert, und ich gab Michelle einen Abschiedskuss, als sie zu ihrer ersten Bürotour in die Sixth Avenue startete. Ich war gespannt.
Dann klingelte das Telefon, und meine Schwester war dran. Sie sagte: »Tut mir leid, dass ich dich so angepflaumt habe. Ich bin enttäuscht, dass ihr nicht kommt, aber ich find’s toll, was ihr da macht.«
Wenig später rief meine Mutter an und erzählte mir, wie sehr sie sich freute, dass wir diesmal über Weihnachten eine ganze Woche blieben.
Und Michelle hatte übrigens seit dem Vorfall mit der Waage fünf Pfund abgenommen.
Ich saß im Writers Room und checkte alle fünf Minuten meine Mails, um zu sehen, ob ich den Roller zurückschicken musste oder nicht. Endlich kam die Nachricht.
»Es war nass und rutschig«, schrieb Michelle.
O Mist, dachte ich.
Dann las ich weiter: »Aber es hat total Spaß gemacht! Du hattest absolut recht! Der Roller ist der Hit hier im Büro –alle düsen damit durch den Flur! Tausend Dank, mein Schatz. Es ist viel besser als gehen, weil ich beim Gehen überhaupt nicht meinen Puls trainieren konnte, aber auf dem Ding komme ich buchstäblich richtig in Fahrt. Hach, ist das aufregend!!«
Zum ersten Mal in meinem Leben interessierten sich die Leute wirklich für das, woran ich gerade schrieb – das No Impact Project. Meine vorigen beiden Bücher reichten gerade mal für ein Fünf-Minuten-Gespräch, aber über dieses Buch, über den Versuch, umweltschonend, anders zu leben als bisher, wollten alle reden.
Wenn Michelle und ich ins Angelica Kitchen gingen, wusste der Kellner sofort, dass wir keine Papierservietten wollten. Stattdessen brachte er uns Stofftücher aus der Küche, damit wir nicht unsere eigenen benutzen mussten. Im French Roast, einem Restaurant bei uns um die Ecke, erzählte uns Bradley, der Kellner, er hätte mit ein paar Freunden über uns gesprochen, und als ich ihn fragte, warum, sagte er, weil er stolz auf uns sei. Von Freunden hörte ich, dass sie ganze Dinnerpartys damit verbracht hätten, über das Projekt zu reden.
Ich trug mittlerweile immer ein Einmachglas mit mir herum, das ich entweder als Wasserflasche oder als Kaffeebecher benutzte. Das gefiel mir besser als Flaschen und Becher, die man für diesen Zweck kaufen konnte, weil es die Wiederverwertung von Rohstoffen deutlicher signalisierte. Schließlich war in dem Glas vorher mal Erdnussbutter gewesen. Die Leute in den Coffeeshops fanden das Glas so gut, dass ich den Kaffee oft sogar umsonst bekam.
»Vielen Dank für das, was Sie tun, und dass Sie uns daran teilhaben lassen«, schrieben mir Leute, die meinen Blog verfolgten. »Ich fange jetzt auch an, mein Leben zu ändern.« Alle möglichen Leute fragten mich in ihren Mails, was sie tun könnten.
Mittlerweile schrieb ich auch an einem Artikel für die
New York Times
über unser Experiment, und eine Journalistin aus deren Home & Garden-Redaktion wollte
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