Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
Hudson River Park herum, wo wir zu Fuß niemals hingegangen wären, und mit dem Taxi dorthin zu fahren, wäre uns albern vorgekommen.
Eines Nachts wachte Isabella auf und übergab sich auf ihr Bettzeug. Wir waren besorgt. Wir hatten Angst. Aber es war keine Wiederholung jenes Ereignisses in Italien. Wir mussten nicht um das Leben unserer kleinen Tochter fürchten. Noch nicht – das sollte erst später kommen.
Doch nachdem wir das Bett frisch bezogen hatten, übergab sie sich erneut, und nun waren zwei Garnituren Bettzeug und zwei Schlafanzüge schmutzig. Und ich konnte mich einfach nicht aufraffen, diesen Wäscheberg von Hand zu waschen. Obwohl ich mir wie ein Loser vorkam, stopfte ich das Zeug in die Waschmaschine.
In dem Moment gab ich auf, was die Wäsche betraf.
Das war vielleicht der wichtigste Lerneffekt der stromlosen Phase: dass es eine Grenze für das Ressourcensparen gibt, unterhalb derer das Leben einfach zur Plackerei wird und unter die sich kein Mensch freiwillig begibt, auch nicht um die Umwelt zu retten.
An diesem Punkt fühlte sich das Sparen nicht mehr wie ein neuer, selbstgewählter Lebensstil an, sondern wie Entbehrung. Bei aller Zufriedenheit, die der Konsumverzicht nach meiner Auffassung bringt, gibt es einen Punkt, an dem das Ganze ins Gegenteil kippt.
Eine Familie wird nicht freiwillig auf eine Waschmaschine verzichten, wenn die Kinder das Bettzeug vollspucken. Ein Vater wird seinem schulpflichtigen Kind nicht das Leselicht wegnehmen.
Diese Dinge müssen in die Gleichung einbezogen werden, wenn wir herausfinden wollen, wie wir ein gutes und dennoch umweltschonendes Leben führen können. Und während wir darüber nachdenken, wie die Amerikaner und Westeuropäer mit weniger auskommen können, müssen wir uns auch überlegen, wie die Menschen in den wenigerbegünstigten Ländern der Erde mehr bekommen können, und zwar auf nachhaltige Weise.
Zusätzlich zu der Kapitulation, was die Wäsche betraf, hatten wir auch das Kaffeemoratorium aufgegeben. Michelle kam mit dem Koffeinentzug einfach nicht klar. Und ich schaffte es nicht, mit ihr in einem Café zu sitzen und ihr beim Kaffeetrinken zuzuschauen, während ich meinen Pfefferminztee schlürfte. Außerdem muss ich zugeben, dass wir auch beim Olivenöl und Balsamicoessig schwach geworden waren.
Aber abgesehen von diesen kleinen Ausrutschern, hielten wir alles ziemlich konsequent durch. Wir produzierten keinen Müll. Mit einigen wenigen Ausnahmen bewegten wir uns CO2-frei fort. Wir hatten unsere Rikschas. Wir nahmen – abgesehen von Kaffee und Salatdressing – nur regional erzeugte Produkte zu uns. Wir kauften nichts Neues. Wir benutzten keinen konventionell erzeugten Strom, außer für die Waschmaschine.
Sieben Monate des Projekts waren herum. Ich musste noch unseren Wasserverbrauch unter die Lupe nehmen und mir überlegen, wie wir die unvermeidlichen negativen Auswirkungen durch positive ausgleichen konnten. Aber im Wesentlichen brauchten wir jetzt nur noch fünf Monate so weiterzumachen wie bisher.
9.
Gutes tun, um den Schaden aufzuwiegen
Vor der Ausgleichsphase musste ich mich noch um die Sache mit dem Wasser kümmern. Im Gegensatz zur Erderwärmung sind die Wasserprobleme, zumindest nach meiner Auffassung, leicht zu verstehen. Es gibt keine unsichtbaren Gase und keine komplizierten physikalischen Prozesse. Im Wesentlichen beschränkt sich die Problematik auf zwei Punkte:
Wenn wir alles verbrauchen, haben wir nichts mehr zu trinken.
Wenn wir das Wasser weiter mit Schmutz und Giften verseuchen, werden wir es auch nicht mehr trinken können, selbst wenn noch welches da ist.
Ganz einfach. Nun musste ich lediglich herausfinden, wie lange uns noch blieb, bis wir alles verbraucht hatten, wie viel bereits untrinkbar war, und was ich tun konnte, um das Problem nicht noch zu verstärken.
Fangen wir mit ein paar Zahlen an: Voraussichtlich werden 2025 – also bereits in fünfzehn Jahren – zwei Drittel der Weltbevölkerung unter Wassermangel leiden. Im Jahr 2050, wenn wir noch drei Milliarden mehr sind, werden wir achtzig Prozent mehr Wasser brauchen als jetzt, und zwar allein zum Trinken und für den Anbau von Lebensmitteln. Wir haben keine Ahnung, woher dieses Wasser kommen soll. Dennoch verringern wir unablässig unsere Frischwasservorräte durch Verschmutzung und Vergeudung.
In den Vereinigten Staaten bespielsweise verbraucht ein Familienhaushalt im Schnitt 260 Liter Wasser am Tag. Allein ein Viertel davon geht
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