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Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Titel: Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Beavan
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anstatt mir damit den Abend und die halbe Nacht um die Ohren zu schlagen. Gezwungenermaßen zu verkünden: Soll die Arbeit meine Tagesstunden haben, aber der Abend gehört mir und meiner Familie.
    Wir glauben alle, die Errungenschaften des modernen Lebens machen uns frei, aber erst als ich eine Zeitlang bewusst versuchte, ohne sie auszukommen, erkannte ich, wie sehr sie mich auch gefangenhielten. Die Tatsache, dass wir elektrischen Strom hatten, zwang mir die »Freiheit« auf, abends zu arbeiten, anstatt beispielsweise mit Isabella zu spielen.
    Nachdem wir den Strom abgeschaltet hatten, bekam ich mehrere Mails, in denen die Leute mich allen Ernstes fragten, wie ich denn ohne meine Brotmaschine weiter Brot backen wollte. Meine Brotmaschine? Wann haben wir eigentlich angefangen zu glauben, dass man Brot nur mit einer Maschine herstellen kann? Ist das Freiheit oder anerzogene Abhängigkeit von Maschinen?
    Das Schöne an der Menschheit ist, dass wir uns gemeinsam vorwärtsbewegen. Wir sind nun mal Herdentiere. Wir gehen dorthin, wohin die Herde geht, und das ist wunderbar, denn wer Teil der Herde ist, wird mit Liebe und dem Gefühl der Zugehörigkeit belohnt, während derjenige, der sich außerhalb der Herde bewegt, diese Liebe in gewisser Weise zurückweist. Das Dumme ist nur, wenn wir alle mitder Herde ziehen, kümmert sich niemand darum,
wohin
die Herde zieht.
    Und genau das sollten wir uns schleunigst überlegen: Wohin soll unsere Herde jetzt ziehen?
    Was ich noch entdeckt habe: Wenn man offiziell seinen Strom abstellt, läuft man Gefahr, für reaktionär gehalten zu werden. Schließlich erkläre ich ja jedem, der es hören will, dass ich auch gut auf meine Küchenmaschine, meinen Mixer und meine Spülmaschine verzichten kann, ebenso auf meine Mikrowelle, meine Gefriertruhe und sogar auf meinen Kühlschrank.
    Aber ich habe
nicht
gesagt, dass ich auf meine Waschmaschine verzichten kann. Versuchen Sie mal, ein paar Wochen lang die Kleider einer ungeschickten, zum Kleckern neigenden, die Farbe Weiß liebenden Frau und eines Kleinkindes von Hand zu waschen, und Sie werden verstehen, was ich meine. Sie wollen wissen, was das Schwerste war? Bitte sehr: Das Schwerste war, die Kleider meiner Familie von Hand zu waschen, wie es so viele Menschen auf der Welt tagtäglich tun.
    Die Leute fingen also an, mich als reaktionär zu bezeichnen. Gelegentlich in einem wütenden Tonfall. »Sollen wir vielleicht auch wieder mit Tuberkulose leben?«, kam manchmal noch hinterher.
    »Nein«, erwiderte ich dann. »Ich frage mich bisweilen nur, ob der dicke Klotz aus Metall und Plastik, den wir Brotmaschine nennen, wirklich das Geld und die dadurch ausgelösten Umweltschäden wert ist.«
    »Na ja, bevor es Brotmaschinen gab, gab es auch Tuberkulose.«
    Nachdem die industrielle Revolution uns 200 Jahre lang ständig neue und verbesserte Produkte beschert hat, sind wir möglicherweise an einem Wendepunkt angelangt, wo die Produkte nicht weiter verbessert und die Umsätze nicht mehr gesteigert werden können. Vielleicht haben wir einen Punkt erreicht, wo der Verbrauch von weiteren Ressourcen uns nicht mehr glücklicher, sondern im Gegenteil unglücklichermacht – oder anders gesagt: wo kein Fortschritt mehr möglich ist.
    Weiter dasselbe zu tun, was wir seit 200 Jahren getan haben, ist kein Fortschritt. Es ist Weiterrollen auf demselben eingefahrenen Gleis.
    Ich denke einfach, jetzt, wo wir das Walkie-Talkie so weit perfektioniert haben, dass daraus das iPhone geworden ist, wäre es doch vielleicht an der Zeit, dass die genialen Erfinder, die uns all diese ausgeklügelten Dinge geschenkt haben, sich mal daranmachen, beispielsweise die Frischwasserversorgung für die eine Milliarde Menschen auf dieser Welt zu organisieren, die bisher noch ohne auskommen müssen.
    Apropos Fortschritt: Im Februar 2007 hat die UNICEF eine Studie zum Wohlergehen der Kinder in den 21 Industrienationen durchgeführt, wobei diverse Faktoren untersucht wurden, wie zum Beispiel Gesundheit, Ausbildung und familiäre Beziehungen. Die Vereinigten Staaten landeten dabei auf dem zwanzigsten Platz. An letzter Stelle kam Großbritannien.
    Aber zum Glück haben wir ja unsere Brotmaschinen.
     
    Michelle meinte, keinen Strom in der Wohnung zu haben, wäre wie ein endloser Urlaub. An den Sommerabenden unternahmen wir immer irgendetwas draußen; wir spielten mit Isabellas Freundinnen am Brunnen im Washington Square Park oder gingen hinunter an den Fluss. Wenn wir im Dunkeln nach

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