Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)
auf die Klospülung. Mit anderenWorten: Während eine Milliarde Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, jagen die Amerikaner jedes Jahr 9,5 Billionen Liter davon durch die Toilette.
Bis ich anfing, mich näher damit zu befassen, dachte ich, das wäre nicht mein Problem. Afrika war schließlich weit weg. Aber Arizona muss sein Trinkwasser bereits importieren. Die Vorräte in Kalifornien reichen noch für etwa zwanzig Jahre. Die in New Mexico noch für zehn. Nach Schätzungen der staatlichen Umweltschutzbehörde werden bereits in fünf Jahren 36 amerikanische Staaten unter Wassermangel leiden, wenn der Verbrauch ungehemmt so weitergeht.
Jemand wie ich, der in New York lebt, wo die Adirondack-Seen uns noch reichlich gutes Wasser zur Verfügung stellen, könnte sich selbstzufrieden zurücklehnen und denken, das ginge ihn nichts an. Nur dass in einigen der Länder, wo das Trinkwasser bereits knapp wird – Nordchina, große Teile von Asien und Afrika, der Mittlere Osten, Australien, der Mittlere Westen der Vereinigten Staaten und Teile von Südamerika und Mexiko –, meine Lebensmittel angebaut werden. Und wenn die kein Wasser kriegen, kriege ich nichts zu essen.
Bereits jetzt ist die Hälfte der weltweiten Krankenhausbetten belegt mit Menschen, die an vermeidbaren, durch verseuchtes Trinkwasser ausgelösten Krankheiten leiden. Und alle acht Sekunden stirbt ein Kind, weil es schmutziges Wasser getrunken hat.
Wie konnte es so weit kommen? Nun, zum Beispiel weil neunzig Prozent der Abwässer in der Dritten Welt ungefiltert in Flüsse, Seen und Küstengewässer geleitet werden. Oh, diese bösen Menschen in der Dritten Welt, nicht wahr?
Nur dass zum Beispiel in New York das Kanalsystem ungefähr fünfzig Mal pro Jahr überläuft, wenn es zu stark regnet, und dann fließen um die hundert Milliarden Liter Abwasser in die Flüsse und ins Meer. In den gesamten Vereinigten Staaten summiert sich das auf 3,2 Billionen Literpro Jahr. Und da sind die Abwässer, die Industrie und Landwirtschaft in unsere Gewässer leiten, noch nicht mit eingerechnet.
Selbst wenn unsere Abwässer da landen, wo sie hinsollen, bleiben nach der Filterung, Reinigung und Trocknung ganze Berge von teilweise giftigem Klärschlamm zurück, die dann entweder auf Müllkippen landen oder als Dünger auf den Äckern. Und wissen Sie, was damit weiter passiert? Irgendwann landen die Schadstoffe in unserem Trinkwasser.
Eine landesweite Studie aus dem Jahr 2002 hat ergeben, dass achtzig Prozent unserer Flüsse mit Hormonen und Chemikalien kontaminiert sind. Unter den nachgewiesenen Chemikalien waren mehrere, die erwiesenermaßen das menschliche und tierische Hormonsystem beeinflussen. Immer häufiger finden Forscher hierzulande männliche Fische, in deren Hoden sich unausgereifte Eier befinden.
Eine weitere Studie des Geologischen Dienstes aus dem Jahr 2008 zeigt, dass Erdwürmer von Sojafeldern, die mit Klärschlamm gedüngt waren, Chemikalien enthielten, wie sie in Haushaltsreinigern verwendet werden. Die Chemie aus den Putz-, Wasch- und Spülmitteln, die wir in die Kanalisation leiten, landet also nicht nur in unserem Trinkwasser, sondern auch auf den Feldern, auf denen unsere Nahrungsmittel angebaut werden.
Sogar auf Feldern, die seit mehr als sieben Jahren nicht mit Klärschlamm gedüngt worden waren, enthielten die Würmer Phenol (in Desinfektionsmitteln enthalten), Tributylphosphat (wird als Entschäumer und Flammenhemmer eingesetzt), Benzophenon (bindet Duftstoffe in Seifen und anderen Produkten), Trimethoprim (ein Antibiotikum) und die synthetischen Duftstoffe Galaxolid und Tonalid.
Als Krönung des Ganzen hat eine Studie der Environmental Working Group aus dem Jahr 2007 nachgewiesen, dass auch wir die Chemikalien in unserem Körper tragen, die bereits in geringen Mengen aus männlichen Fischen weibliche machen – sogenannte endokrine Disruptoren. Diese Stoffe sind in nahezu allem enthalten, von Nagellacküber Lebensmittelkonserven bis zu antibakteriellen Seifen und Putzmitteln.
Was wir in den Ausguss schütten, kommt irgendwann wieder bei uns an. Die Chemikalien, die wir im Haushalt, in der Industrie oder auf den Feldern verwenden, landen zumindest zum Teil in unserem Trinkwasser. Wasser in Flaschen ist übrigens auch keine Lösung, da die amerikanische Regierung keine Tests für diese Art von Chemikalien vorschreibt.
Ein kleiner Lichtblick für mich: Wenn ich im Rahmen des Projekts meinen Verbrauch an Chemieprodukten
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