Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Zauberer, wie er mit energischer Zielstrebigkeit um die Universitätsgebäude joggte. Bei solchen Gelegenheiten rief er fröhliche Worte – zu den Charaktern von Leuten wie Mustrum Ridcully gehört die unerschütterliche Überzeugung, daß alle anderen ebenfalls Spaß daran fänden, wenn sie es nur einmal versuchten.
    »Vielleicht stirbt er bald«, murmelten die Zauberer hoffnungsvoll, als sie ihn eines Morgens bei dem Versuch beobachteten, ein Loch in der Kruste des Flusses zu schaffen – er wollte im Ankh baden. »Soviel Gesundheit kann nicht gut für ihn sein.«
    Gerüchte fanden ihren Weg zur Universität. Angeblich hatte der Erzkanzler zwei Runden lang mit Detritus geboxt, dem Troll und Mädchen für alles in der Geflickten Trommel . Er ließ sich sogar auf eine Kraftprobe mit dem Bibliothekar ein: Es ging dabei um eine Wette, die Ridcully natürlich verlor, aber erstaunlicherweise besaß er anschließend noch seinen Arm. Eine der neuesten sportlichen Ideen des Erzkanzlers bestand darin, eine Fußballmannschaft der Universität zusammenzustellen.
    In intellektueller Hinsicht war er aus zwei Gründen für seinen Posten bestens geeignet. Erstens: Er änderte nie seine Meinung. Zweitens: Er brauchte immer einige Minuten, um neue Konzepte zu verstehen. Das ist eine sehr nützliche Eigenschaft für Personen in leitender Stellung: Wenn sich jemand nach zwei Minuten noch immer bemühte, etwas zu erklären, so handelte es sich vermutlich um etwas Wichtiges; und wenn die Erläuterungsversuche schon nach einer Minute aufgegeben wurden, so lohnte es sicher nicht, der Sache Aufmerksamkeit zu schenken.
    Es schien mehr Mustrum Ridcully zu geben, als ein Körper beinhalten konnte.
     
    Plop. Plop.
    Im dunklen Innern des Schranks war bereits ein ganzes Regal voll.
     
    Es gab exakt soviel Windle Poons, wie ein Körper aufnehmen konnte, und der untote Zauberer steuerte die Masse seiner Persönlichkeiten durch den Flur.
    Damit habe ich nie gerechnet, dachte er. So etwas habe ich nicht verdient. Irgendwo muß irgend jemandem ein Fehler unterlaufen sein.
    Wind strich ihm übers Gesicht, und daraufhin wurde ihm klar, daß er den zentralen Gebäudekomplex verlassen hatte. Weiter vorn bemerkte er die verschlossenen Tore der Universität.
    Windle Poons erlitt einen plötzlichen Anfall von Klaustrophobie. Jahrelang hatte er auf den Tod gewartet, und dann war er endlich gestorben – um sich in einem… einem Mausoleum wiederzufinden, in der Gesellschaft von verblödeten Alten. Kein Wunder, daß er den Wunsch verspürte, nach draußen zu gehen und frische Luft zu schnappen…
    »Guten Abend, Herr Poons.«
    Er drehte sich ganz langsam um und sah Modo, den Gärtner der Unsichtbaren Universität. Der Zwerg saß im Zwielicht und rauchte seine Pfeife.
    »Oh. Hallo, Modo.«
    »Du bist tot gewesen, wie ich hörte.«
    »Äh. Ja. Das stimmt.«
    »Offenbar hast du’s hinter dich gebracht.«
    Windle nickte und sah kummervoll zu den Toren. Sie wurden jeden Abend bei Sonnenuntergang geschlossen und verriegelt, was Studenten und Professoren zwang, über die Mauer zu klettern. Vermutlich fehlte ihm die notwendige Agilität…
    Er ballte die Fäuste und betrachtete sie kurz. Nun…
    »Gibt es hier noch ein anderes Tor, Modo?« erkundigte er sich.
    »Nein, Herr Poons.«
    »Nun, wo sollen wir eins hinzufügen?«
    »Ich verstehe nicht ganz, Herr Poons…«
    Mauersteine knirschten gequält, und als sich die Staubwolke verzog, kam ein Poons-förmiges Loch zum Vorschein. Windles Hand tastete durch die Öffnung und griff nach dem Hut.
    Modo nahm die Pfeife zwischen die Lippen und paffte. Wenn man Gärtner war, bekam man doch viele interessante Sachen zu sehen, fand er.
     
    Schauplatz: eine vorübergehend leere Seitengasse, unbehelligt von Passanten. Ein Toter namens Reg Schuh sah nach rechts und links, holte eine Dose mit Farbe hervor und malte folgende Worte an die Mauer:
     
    TOT JA! FORT NEIN!
     
    Dann lief er weg. Besser gesagt: Er schlurfte hastig davon.
     
    Der Erzkanzler öffnete ein Fenster und blickte in die Nacht.
    »Hört euch das an«, sagte er.
    Die Zauberer lauschten.
    Ein Hund bellte. Irgendwo pfiff ein Dieb, und ein Kollege antwortete vom Dach eines anderen Hauses. In der Ferne hatte ein Ehepaar jene Art von Streit, die fast alle Bewohner der nächsten Straßen veranlaßt, an weit geöffneten Fenstern zu horchen und sich Notizen zu machen. Doch das waren nur wenige kleine Melodien der großen Musik der Stadt. Ankh-Morpork summte durch die

Weitere Kostenlose Bücher