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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Nacht, auf dem Weg zum Morgen sang es wie ein großes lebendes Wesen – was natürlich nur eine Metapher ist.
    »Nun?« fragte der Oberste Hirte. »Ich höre nichts Besonderes.«
    »Eben. An jedem Tag sterben Dutzende oder Hunderte von Personen in Ankh-Morpork. Wenn sie alle, wie der alte Windle, zurückkämen, so hätten wir inzwischen davon erfahren. Dann ginge es dort draußen drunter und drüber. Ich meine, dann ginge es noch mehr drunter und drüber als sonst.«
    »Einige Untote lassen sich gar nicht vermeiden«, kommentierte der Dekan skeptisch. »Vampire, Zombies, Banshees beziehungsweise Todesfeen und so weiter.«
    »Ja, aber das sind normale Untote«, sagte der Erzkanzler. »Sie wissen, worauf es bei einer solchen Existenz ankommt. In gewisser Weise sind sie damit geboren.«
    »Man kann nicht als Untoter geboren werden«, wandte der Oberste Hirte ein. 4
    »Ich meine, es ist Tradition«, erwiderte der Erzkanzler scharf. »In meiner Heimat gab’s früher viele ehrbare Vampire. Gehörten seit Jahrhunderten zur Familie.«
    »Ja, aber sie trinken Blut«, ließ sich der Oberste Hirte vernehmen. »Und das klingt nicht sehr ehrbar, wenn ihr mich fragt.«
    »Ich habe gelesen, daß sie das Blut eigentlich gar nicht brauchen«, sagte der Dekan in dem Bemühen, einen nützlichen Diskussionsbeitrag zu leisten. »Sie benötigen nur etwas im Blut. Ein seltsames Etwas, das Hämogoblin oder so ähnlich heißt.«
    Die anderen Zauberer sahen ihn an.
    Der Dekan zuckte mit den Schultern. »Hämogoblin«, wiederholte er. »Weiß auch nicht, warum man dem Zeug ausgerechnet diesen Namen gegeben hat. Es geht dabei um Eisen im Blut.«
    »Ich bin ziemlich sicher, daß mein Blut keine eisernen Goblins enthält«, brummte der Oberste Hirte.
    »Vampire sind besser als Zombies«, behauptete der Dekan. »Sogar viel besser. Sie wissen, was sich gehört. Schlurfen nicht ständig durch die Gegend.«
    »Man kann gewöhnlich Leute in Zombies verwandeln«, sagte der Dozent für neue Runen. »Sogar ohne Magie. Nötig sind nur die Leber eines seltenen Fisches und der Extrakt einer speziellen Wurzel. Ein Löffel davon, und man erwacht am nächsten Morgen als Zombie.«
    »Was für eine Art Fisch?« fragte der Oberste Hirte.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ja, woher sollst du das wissen?« entgegnete der Oberste Hirte verächtlich. »Kam plötzlich jemand auf den Gedanken: He, da fällt mir ein, wie man Leute in Zombies verwandeln kann; man braucht nur die Leber von einem seltenen Fisch und eine Wurzel… Allerdings kommt’s auf die richtige Kombination an, nicht wahr? Man stelle sich die lange Schlange vor der Hütte vor. Nummer vierundneunzig, Leber vom Roten Streifenfisch und Wahnsinnswurzel – hat nicht geklappt. Nummer fünfundneunzig, Leber vom Seglerfisch und Dumdum-Wurzel – hat nicht geklappt. Nummer sechsundneunzig…«
    »Wovon redest du da?« fragte der Erzkanzler.
    »Ich wollte nur darauf hinweisen, wie extrem unwahrscheinlich…«
    »Sei still«, sagte Ridcully ruhig. »Mir scheint… mir scheint… Nun, der Tod kann nicht einfach aufhören, oder? Der Tod muß sein. Darum dreht sich schließlich das ganze Leben. Man lebt, und dann stirbt man. Und so muß es weitergehen.«
    »Bei Windle hat’s nicht geklappt«, gab der Dekan zu bedenken.
    Der Erzkanzler schenkte ihm keine Beachtung. »So ist es schon seit einer Ewigkeit. Alles stirbt früher oder später. Sogar Gemüse.«
    »Ich bezweifle, ob der Tod jemals zu einer Kartoffel kam«, murmelte der Dekan.
    »Der Tod kommt zu allen Lebewesen«, sagte Ridcully fest.
    Die Zauberer nickten ernst.
    Nach einer Weile sagte der Oberste Hirte: »In irgendeinem Buch stand geschrieben, daß sich die Atome im Körper alle sieben Jahre verändern. Ich meine, jedes einzelne Atom. Neue verdrängen die alten, und zwar die ganze Zeit über. Erstaunlich, nicht wahr?«
    Der Oberste Hirte hatte auf ein Gespräch die gleiche Wirkung wie dicker Sirup auf die Pedale einer Präzisionsuhr.
    »Ach?« Ridcully fühlte gegen seinen Willen Interesse in sich aufsteigen. »Und was passiert mit den alten?«
    »Keine Ahnung. Ich schätze, sie schweben einfach in der Luft, bis sie sich mit jemand anders verbinden.«
    Der Erzkanzler runzelte mißbilligend die Stirn.
    »Was, selbst mit Zauberern?«
    »Ja. Mit allen Leuten. Das ist ein Teil vom allgemeinen Wunder des Lebens.«
    »Tatsächlich? Für meine Ohren klingt’s unhygienisch. Gibt es keine Möglichkeit, so etwas zu vermeiden?«
    »Ich glaube nicht«,

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