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Alles Sense

Alles Sense

Titel: Alles Sense Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erwiderte der Oberste Hirte nachdenklich. »Außerdem wäre es kaum angemessen, Teile aus dem allgemeinen Wunder des Lebens zu entfernen.«
    »Aber es bedeutet doch, daß alles aus… allem besteht«, klagte der Erzkanzler.
    »Ja. Faszinierend, nicht wahr?«
    »Es ist abscheulich«, sagte Ridcully mit Nachdruck. »Wie dem auch sei: Ich wollte auf folgendes hinaus… auf folgendes…« Er versuchte seinen verlorenen Faden wiederzufinden. »Man kann den Tod nicht einfach abschaffen – darauf wollte ich hinaus. Der Tod ist unsterblich. Wer den Tod ins Jenseits verbannen will… Genausogut könnte man einen Skorpion dazu auffordern, sich selbst zu stechen.«
    »Nun…« Der Oberste Hirte verfügte über ein unerschöpfliches Repertoire aus interessanten Informationen. »Es ist tatsächlich möglich, Skorpione zu überlisten, um…«
    »Sei still«, sagte der Erzkanzler.
    »Wir dürfen nicht zulassen, daß ein untoter Zauberer umherwandert«, meinte der Dekan. »Er könnte auf dumme Gedanken kommen. Wir müssen, äh, einen Schlußstrich unter seine Existenz ziehen. Um seiner selbst willen.«
    »Genau«, bestätigte Ridcully. »Um seiner selbst willen. Ist bestimmt nicht sehr schwer. Sicher gibt’s Dutzende von Mitteln gegen Untote.«
    »Knoblauch«, sagte der Oberste Hirte sofort. »Untote verabscheuen Knoblauch.«
    »Kann’s ihnen nicht verdenken«, erwiderte der Dekan. »Ich hasse das Zeug.«
    »Untoter! Untoter!« rief der Quästor und richtete seinen Zeigefinger anklagend auf den Dekan. Die anderen Zauberer nahmen ihn nicht zur Kenntnis.
    »Ja, und dann heilige Objekte«, fuhr der Oberste Hirte fort. »Normale Untote zerfallen zu Staub, sobald sie einen sakralen Gegenstand sehen. Und sie können kein Tageslicht ertragen. Und schlimmstenfalls begräbt man sie dort, wo sich zwei Wege treffen. Das ist todsicher. Und man stößt einen Stock in sie hinein, damit sie nicht wieder aufstehen.«
    »Einen Stock mit Knoblauch«, schlug der Quästor vor.
    »Äh, ja, ich glaube, man könnte bei dem Stock auch Knoblauch verwenden«, räumte der Oberste Hirte zögernd ein.
    »Meiner Ansicht nach hat Knoblauch nichts bei einem guten Steak zu suchen«, sagte der Dekan. »Öl und Gewürze genügen.«
    »Und Paprika«, fügte der Dozent für neue Runen fröhlich hinzu.
    »Seid still«, brummte der Erzkanzler.
     
    Plop.
    Die Türen hielten dem wachsenden Druck nicht mehr stand und gaben nach. Der Inhalt des Schranks begann das Zimmer zu füllen.
     
    Feldwebel Colon von der Stadtwache Ankh-Morporks war im Dienst. Er bewachte die Messingbrücke, die wichtigste Verbindung zwischen Ankh und Morpork. Es war seine Aufgabe, ihren Diebstahl zu verhindern.
    Was die Verhütung von Verbrechen betraf, hielt es Feldwebel Colon für angemessen, in großen Maßstäben zu denken.
    Manche Leute vertraten den Standpunkt, daß ein verantwortungsbewußter Hüter des Gesetzes in den Straßen und Gassen patrouillieren sollte, um mit Informanten zu reden, Verdächtigen zu folgen und so weiter.
    Feldwebel Colon hatte andere Ansichten. Der Versuch, die Kriminalitätsrate in Ankh-Morpork zu senken, hatte ungefähr die gleichen Aussichten auf Erfolg wie das Bemühen, den Salzgehalt des Meeres herabzusetzen. Hinzu kam: Ein verantwortungsbewußter Hüter des Gesetzes, der ständig irgendwelchen Verdächtigen folgte, mußte irgendwann mit folgenden anerkennenden Worten rechnen: »He, ist das nicht der gute alte Feldwebel Colon dort drüben im Rinnstein?« Aber es gab noch einen anderen Grund, der für Colon die entscheidende Rolle spielte. Seiner Meinung nach mußte ein moderner Polizist dem Verbrecher einen Schritt voraus sein. Irgendwann würde jemand versuchen, die Messingbrücke zu stehlen, und dann war Feldwebel Colon zur Stelle.
    Bis dahin bot ihm die Brücke einen Platz, wo er Schutz vor dem Wind und Ruhe finden konnte. Er konnte dort entspannt die eine oder andere Zigarette rauchen und brauchte nicht zu befürchten, irgend etwas Beunruhigendes zu sehen.
    Er stützte die Ellenbogen aufs Geländer und dachte über das Leben nach.
    Jemand wankte aus dem Dunst, und Feldwebel Colon erkannte den spitzen Hut eines Zauberers.
    »Guten Abend, Wachtmeister«, krächzte der Neuankömmling.
    »Guten Morgen, Herr Zauberer.«
    »Wärst du vielleicht so nett, mir aufs Geländer zu helfen, Wachtmeister?«
    Feldwebel Colon zögerte. Es handelte sich tatsächlich um einen Zauberer. Und man konnte in erhebliche Schwierigkeiten geraten, wenn man sich weigerte, solchen

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