Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
Abend nicht mal besonders niedlich. Er hat bei seinem Vater gequengelt, ist endlich gegen zehn vor zwölf eingeschlafen und um halb zwei aufgewacht, während meiner Schicht. Ich taumele aus dem Bett, als der Lautsprecher des Babyphons knackt und eine neue Hungerattacke ankündigt. Ich tappe durch den Flur zum Kinderzimmer und mache das Licht an. Mein Sohn sieht aus, als hätte er Ameisen in der Hose. Er strampelt und fuchtelt wie wild mit den Armen.
»Hallo, Äffchen«, sage ich müde und klappe das Gitter seines Bettchens herunter, um ihn herauszunehmen.
Als ich ihn hochnehme, bewundere ich die Kraft dieser kleinen Muskeln. Er hat die letzten neun Monate zusammengefaltet wie eine Brezel in mir verbracht, und trotzdem strampeln seine Ärmchen und Beinchen mit echter Kraft. Er bemüht sich, den Kopf zu heben.
Ich bringe ihn ins Bad und wechsle seine Windel. Dabei achte ich darauf, seinen Po so lange wie möglich mit der Windel zu bedecken. Seit ich Mutter bin, habe ich nämlich unter anderem
entdeckt, dass ein Kind weiter kacken kann, als man vermutet. Am besten, man rechnet noch einen guten Meter dazu.
Er sieht mich während des Windelnwechselns unverwandt an. Ich glaube, meine langen Haare faszinieren ihn, vielleicht auch mein rotes Geicht oder mein neues Doppelkinn – wer weiß. Als wir im Bad fertig sind, gehen wir in die Küche, um das Fläschchen warm zu machen, das ich bereits vorbereitet habe. Dann nehme ich Christopher mit ins Wohnzimmer und lege ihn aufs Sofa. Es ist kalt, deswegen stelle ich unseren falschen Kamin an, der sich angenehm schnell aufwärmt. Dann kümmere ich mich um Chris. Er liegt auf dem Sofa und sieht sich um. Ich weiß nicht, was er mit seinen zweieinhalb Wochen schon alles erkennen kann, aber er scheint von dem, was er sieht, ziemlich fasziniert zu sein. Ich folge seinem Blick, bemerke den sanften Widerschein der Stehlampe. Ich betrachte das Sofa (alt, aber gemütlich) und die schlafenden Hunde auf dem Teppich (zwei Bernhardiner, zwei Bassets und unser Welpe Rosie). Sie lassen sich nicht weiter stören und haben nur kurz aufgeschaut, als wir hereingekommen sind. Im Raum ist es warm und gemütlich, überrascht bemerke ich, dass er ziemlich einladend wirkt. So habe ich mein Haus noch nie gesehen, ich bin ja immer beschäftigt. Aber jetzt betrachte ich die Welt mit den Augen eines Kindes und verstehe, warum mein Sohn ruhig und interessiert ist.
»Hallo, Chris«, flüstere ich. »Willkommen in meiner Welt.«
Jetzt schaut er mich an, seine blauen Augen sehen im gedämpften Licht fast schwarz aus. Er grunzt flehend. Ich habe keine Angst mehr, ich weiß, dass er mich nicht hasst. Er hat einfach nur Hunger, mehr nicht.
Während ich meinen Sohn füttere, kann ich mich gar nicht
an ihm sattsehen. Mein Sohn. Das Kind, das ich mit meinem Mann gezeugt habe. Ich streichle seine Beine und Arme, spüre, dass ich ihn zum ersten Mal wirklich im Arm halte. Nicht aus Pflichtgefühl, aus reiner Notwendigkeit oder um ihn zu transportieren, sondern aus reiner Mutterliebe. Ich drücke ihn an mich, während mich die Gefühle überwältigen, so sehr, dass es mir fast den Atem verschlägt. Er protestiert, weil ich ihn so fest an mich drücke, strampelt, um mehr Platz zu bekommen. Ich lockere meinen Griff, umarme ihn aber weiterhin, streichle ihn und murmele: »Ich liebe dich, ich liebe dich.« Und ich liebe ihn wirklich. Mir fallen die Worte meiner Schwiegermutter ein: »Bevor man ein Kind hat, kann man so etwas Gewaltiges wie die Liebe Gottes nicht verstehen.« Ich habe sie damals achtlos beiseitegewischt, als wehmütige Erinnerungen einer alternden Mutter abgetan. Aber jetzt staune ich, wie zutreffend diese Worte sind. Das ist wahre grenzenlose Liebe: Leben schenken und es für den Rest seines Lebens schützen und nähren wollen. In diesem Moment ist die Vergangenheit unwichtig. Es zählt nur noch das Hier und Jetzt. Ich begreife, dass es nicht um Fütterungszeiten, Kurse, aufknöpfbare Nachthemden, Monitore, Namen oder schlaflose Nächte geht, sondern um Christopher. Um Christopher und alles, was mit ihm zusammenhängt. Das ganze Drumherum ist völlig unbedeutend angesichts der Macht grenzenloser Liebe.
Wir bleiben lange so sitzen. Ich rede mit ihm. Erzähle ihm von seinem Vater, wie wir uns ineinander verliebten, warum wir heirateten. Wie sehr wir ihn uns wünschten, dass er etwas Besonderes ist. Ich entschuldige mich für mein Gestöhne und Gejammere.
Ich erzähle ihm, wie sehr wir ihn lieben, und
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