Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
etwas tun, während mein Sohn drei Türen weiter in seinem Kinderzimmer lag und schrie. Ich erzähle ihr nicht, wie ich auf meinen Mann losging, als er versuchte mich zu umarmen, ihm sagte, er solle lieber Christopher beruhigen, da ich nicht in der Lage sei, ein Kind zu beruhigen, das seit zwei Stunden schreit. Sie erfährt nicht, dass Martin in Tränen ausbrach und mich anflehte, mich nicht länger selbst zu verletzen. Auch nicht, dass ich ihm sagte, irgendjemanden müsse ich verletzen, besser mich als das Baby.
Sie erfährt nichts von alledem. Denn dann würde sie ihren Flug absagen. Also erzähle ich ihr stattdessen, was Sandra gesagt hat, nämlich dass wir es mit ein paar homöopathischen Mitteln und einer Brustpumpe versuchen sollten. Sie findet die Idee gut und verspricht, mir die Sachen zu besorgen, da ich nach dem Kaiserschnitt noch nicht wieder Autofahren darf. Danach geht es uns beiden etwas besser, weil wir handeln können. Sie
bringt mir alles vorbei und passt für zwei Stunden auf Chris auf, während ich schlafe. Dann fährt sie heim.
Martin ist am Ende. Er kommt von der Arbeit und sieht herzzerreißend elend aus. Er sieht mich misstrauisch an, als wäre ich ein Tier, das plötzlich böse geworden ist, ein Lieblingshund, der ein Kind gebissen hat, sodass man ihm nicht länger vertrauen kann. Als er kommt, schläft Chris.
»Wie geht es dir heute«, fragt er vorsichtig.
Ich versuche zu lächeln. Wir müssen da durch. Ich muss die Kluft zwischen uns, die ich mit meinem Anfall angerichtet habe, irgendwie überbrücken.
»Schon ein bisschen besser. Ich habe ein wenig geschlafen.«
Sein Blick wandert zu der Wunde an meinem Haaransatz. Es hat sich eine Kruste gebildet.
»Das gestern tut mir leid«, sage ich schwach.
Nicht weinen, jetzt bloß nicht weinen. Warte, bis er schläft, sorge für einen entspannten Abend. Sei eine gute Ehefrau, eine gute Mutter.
Er versucht zu lächeln. Ohne großen Erfolg.
»Du musst dich nicht entschuldigen. Ich mache mir bloß Sorgen um dich, mehr nicht.«
Ich versuche ihn zu beruhigen.
»Ich würde Chris nie etwas tun, Martin. Das verspreche ich dir. Eher würde ich meine Hände in den Toaster stecken.«
Er sieht sehr traurig aus.
»Das weiß ich doch. Dass du ihm nie etwas tun würdest. Ich ertrage es bloß nicht, dich so verzweifelt zu sehen. Ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann.«
Ich zwinge mich, weiterzulächeln.
»Wie denn auch«, sage ich fröhlich, obwohl es mich fast umbringt. »Du hast keine Brüste.«
Wir lachen beide schwach.
»Ich wünschte, ich hätte welche«, sagt er halb im Ernst. »Dann würde ich ihn stillen, damit du etwas Schlaf bekommst.«
Ich weiß, mein Schatz, ich weiß.
»Aber du kannst etwas anderes tun. Du kannst mir versprechen, dass du mich immer lieben wirst«, sage ich.
Er zieht die Brauen hoch.
»Das habe ich nie infrage gestellt.«
»Aber ich. Ich weiß nicht, wie du noch etwas für mich empfinden kannst. So wie ich mich seit Chris’ Geburt verhalte …«
Er nimmt mich ganz fest in den Arm.
»Ich werde dich immer lieben«, sagt er mit Nachdruck. »Du darfst nie daran zweifeln.«
Und irgendwie tue ich das auch nicht. Obwohl es mir immer noch schwerfällt, zu verstehen warum. Ich bin nicht mehr die Frau, die er vor gut vier Jahren geheiratet hat. Ich bin ausgeleiert, schlaff, dick und traurig. Meine weibliche Ausstrahlung ist vollkommen dahin. Ich fühle mich weder stolz noch glücklich noch erfüllt. Ich habe einfach nur Angst und kann nicht aufhören zu weinen. Ist das normal
Auf Anraten meiner Mutter suchen wir meine Hausärztin auf. In vierundzwanzig Stunden wird sie eine Tochter verlassen, die vor ihren Augen zunehmend durchdreht. Sie kann das nicht mehr mit ansehen. Sie ruft meinen Mann an, und die beiden vereinbaren einen Termin für mich. Ich bin zu müde, um eine eigene Meinung dazu zu haben. Wir nehmen Christopher mit.
Er trägt sein Outfit, das er schon auf der Heimfahrt vom Krankenhaus trug. Ich weiß noch, wie glücklich und optimistisch ich war, als ich ihn zum ersten Mal anzog. Martin, Christopher und ich würden nach Hause fahren, so glaubte ich, und eine Familie sein. Jetzt komme ich mir vor, als müsste ich zum Psychiater. Die homöopathischen Mittel, die mir Sandra empfohlen hat, haben sich in keiner Weise auf den Still- und Schlafrhythmus meines Sohnes ausgewirkt. Es ist höchste Zeit, dass ich mir ärztliche Hilfe hole.
Während wir im Wartezimmer sitzen, Mummy und Daddy auf Stühlen und
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