Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
kann. Ich erzähle allen, dass ich schwanger bin. Beinahe alle freuen sich. Aber es werden auch Bedenken laut.
»Was machen wir, wenn sie in Mutterschutz geht«, fragt Jeremy Mansfield, der Hauptmoderator, bei einer Besprechung. Wir sind nach einer fünfwöchigen Pause das erste Mal wieder auf Sendung und planen das Programm für das restliche Jahr. Terry Volkwyn, die Geschäftsführerin, zuckt mit den Schultern.
»Das sehen wir dann schon. Aber es ist auf jeden Fall eine Premiere: Johannesburgs größte Morgenschau wächst weiter!«
Jeremy lässt sich davon aufheitern. Er ist ein sehr vereinnahmender Mensch, sowohl von seiner Statur als auch von seinem Charakter her. Ich habe Angst, er könnte sauer auf mich sein, weil ich ihn irgendwie enttäuscht habe, ihn dazu zwinge, die Sendung während meines Mutterschaftsurlaubs allein zu moderieren. Aber meine Befürchtungen entpuppen sich als unbegründet.
Seine Augen beginnen zu funkeln. »Wir können ihn Rudi nennen. Nach Rude Awakening !«
An dieses Thema habe ich noch gar nicht gedacht. »Oh nein, kommt gar nicht infrage!«
Er lacht, sein ganzer Körper bebt.
»Und ob«, sagt er begeistert. »Wenn es ein Junge wird, heißt er Rudi, und wenn es ein Mädchen wird, nennen wir es Ruda.«
Ich atme erleichtert auf. Alles wird gut.
Ravi Naidoo, unser Manager, umarmt mich.
»Herzlichen Glückwunsch, Sammy.«
Ich freue mich wirklich. Übelkeit und Gelenkschmerzen sind wie weggeblasen, die Begeisterung des Teams ist ansteckend. Ich weiß auf einmal wieder, warum ich mir ein Kind gewünscht habe, und bin glücklich … ich fühle mich aufgehoben. Das klingt komisch, ich weiß, aber ich habe das Gefühl, als befänden sich alle meine Träume und Hoffnungen unter meinem Pulli. Ich schlinge die Arme um mich.
Terry sieht mich an. »Mach, was du willst, aber ISS AUF KEINEN FALL SUSHI.«
Oh Gott, wieder eine neue Vorschrift.
»Warum nicht«
»Rohe Speisen sind generell schlecht für Schwangere. Die sind voller Bakterien!«
Na gut.
Ich mag zwar meinen Magen nicht mehr unter Kontrolle haben, aber eine Sache ist in Ordnung: Mein Job ist mir sicher. Rein arbeitsrechtlich dürfte das ohnehin kein Problem sein. Aber wenn ein Job so von der Persönlichkeit abhängt wie meiner, bedeutet Mutterschaftsurlaub, dass ich für eine gewisse Zeit aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwinde. Aus
den Ohren, aus dem Sinn. Aber das ist schon in Ordnung, denn ich habe einen Plan.
»Ich werde ungefähr drei Wochen nach der Geburt wieder auf Sendung sein«, sage ich beiläufig.
Terry und Ravi sind erstaunt. Selbst Jeremy blinzelt überrascht.
»Spinnst du«, sagt Terry. »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie erschöpft du sein wirst«
»Nun, ich bin schon jetzt sehr erschöpft und schaffe das auch. Viel schlimmer kann es gar nicht werden.« Ich sage das leichthin, aber mein Selbstvertrauen hat einen deutlichen Knacks bekommen. Warum sehen mich alle so merkwürdig an
»Du. Bekommst. Ein. Baby.« Terry spricht so, als sei ich ein begriffsstutziges Kleinkind.
Ich lasse mir nichts anmerken. Bloß keine Angst zeigen, die anderen riechen das.
»Na und Ich habe eine tolle Haushälterin, eine Krankenversicherung und eine Familie, die mich unterstützt. Was soll da schon passieren«
Jetzt beäugen mich wirklich alle misstrauisch. Ihre Blicke sprechen Bände. Sie sagen: »Diese Frau ist ein Vollidiot.«
Terry bleibt ernst. »Du wirst mindestens sechs Wochen in Mutterschutz gehen, gesetzlich stehen dir bis zu vier Monate zu. Wenn du sie brauchst, wirst du sie auch nehmen.«
Von wegen! Vier Monate nicht auf Sendung sein! Vier Monate von der Bildfläche verschwinden! Niemand wird sich mehr an mich erinnern. Ich bringe mich doch nicht selbst um meinen heiß geliebten Job, nur um ein Baby zu stillen!
Jeremy unternimmt den erfolglosen Versuch, mich aufzuheitern.
»Wir kommen auch ohne dich klar«, sagt er. »Das läuft auch so.«
Seine Worte zerreißen mir das Herz. Ich weiß, dass er es nur gut gemeint hat. Ich weiß, dass sie mir den Mutterschutz aufrichtig gönnen. Trotzdem schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken. Wie wollen die ohne mich klarkommen Wie können sie es wagen zu behaupten, das liefe auch so Einerseits bin ich dankbar für die Unterstützung, andererseits lechze ich förmlich nach Aufmerksamkeit. Nicht zum ersten, aber bestimmt auch nicht zum letzten Mal frage ich mich, was ich da nur getan habe.
Ich frage mich oft, welche höhere Macht die Elternrolle so
Weitere Kostenlose Bücher