Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
ungleich verteilt hat. Martin hat einfach nur gezielt, geschossen und getroffen. Damit ist sein Job für die nächsten neun Monate erledigt. Auch wenn das Kind da ist, wird er gerade mal zwei Wochen zu Hause bleiben und sein Leben dann wie gewohnt fortsetzen. Meines hat sich schon jetzt unwiderruflich verändert. Es ist nicht das erste Mal, dass ich mir heimlich wünsche, Kinder wie Urzeitkrebse in einem Glas auf der Fensterbank aufzuziehen. Die waren unheimlich angesagt, als wir klein waren. »Züchte deine eigenen Urzeitkrebse!«, versprach die Werbung. Man bestellte sie per Post und bekam diese kleinen Eier. Am Ende besaß man ein Glas voller sich windender Larven, die die Mutter eines Tages, während man in der Schule war, »aus Versehen« das Klo runterspülte. Ich wünschte, ich könnte mein Baby so aufziehen, zusehen, wie es jeden Tag größer wird, und es
meinen Freunden vorführen, ohne dass mir übel wird und ohne dass ich fett werde. Das wäre cool.
Doch zurück zu der Besprechung. Alle Kollegen sehen mich erwartungsvoll an.
»Entschuldigung Habe ich irgendwas verpasst«
Terry lacht.
»Seht nur, sie kann sich schon nicht mehr konzentrieren.«
Das auch noch Was wird mich sonst noch verlassen, au ßer meiner Figur, meiner Konzentration und meinem Magen inhalt
»In der wievielten Woche bist du«
»Ich glaube, in der achten.«
Jeremy runzelt die Stirn. »Wir sollten warten, bis das erste Schwangerschaftsdrittel vorbei ist, bevor wir irgendetwas sagen. Nur für den Fall.«
Nur für den Fall Was soll das heißen
Terry nickt. »Nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel ist es mehr oder weniger offiziell.«
Ich fasse es nicht. Wieso sollte es jetzt noch nicht offiziell sein Mein Schwangerschaftstest weist zwei blaue Linien auf, und in einer Woche werde ich bei meinem sehr exklusiven, aber dafür erstklassigen Frauenarzt einen Ultraschall machen lassen. Das Baby ist offiziell existent. Wovon reden die bloß
Terry erklärt es mir. »Es ist bestimmt alles in Ordnung, aber im ersten Schwangerschaftsdrittel ist das Risiko, dass etwas schiefgeht, am größten«, sagt sie. »Wir wollen nicht, dass du mit deiner Schwangerschaft an die Öffentlichkeit gehst und dann wenige Wochen später gezwungen bist, das Gegenteil zu verkünden.«
Das klingt vernünftig, aber auch ziemlich ernüchternd.
Jeremy strahlt. »Wir könnten eine Live-Babyparty veranstalten! Wir könnten darüber reden, wie viel du zunimmst. Die Hälfte unserer Zuhörer hat irgendetwas mit Kindern zu tun, das wäre fantastisch für die Sendung.«
Er umarmt mich. »Gut gemacht, Kleines.«
Ich glaube, ich bin glücklich. Seelisch zumindest. Mein körperlicher Zustand lässt doch einiges zu wünschen übrig.
Mir ist immer noch zwanzig von vierundzwanzig Stunden schrecklich übel (die anderen vier schlafe ich). Mein Herz rast, meine Hände zittern, und ich habe ständig einen trockenen Mund. Und was die Seele anbelangt, sehe ich die Welt auch nicht nur durch eine rosarote Brille. Ich bekomme es zunehmend mit der Angst, vor allem, wenn ich von Leuten umgeben bin, die meinen »Zustand« mit »Oh, das ist ja fantastisch!« und »Du musst ja überglücklich sein!« kommentieren.
Sie haben recht – ich müsste überglücklich sein. Es ist also eine Sünde, dass ich mich so gereizt, verängstigt und mulmig fühle. Ich komme mir vor, als hätten Außerirdische von mir Besitz ergriffen – so wie bei Sigourney Weaver in Alien , nur dass sie bloß neunzig Minuten in »anderen Umständen« war.
Mein Alltag sieht in etwa so aus: 4 Uhr 30: aufstehen und kotzen. Zur Arbeit gehen, ein Ingwerplätzchen essen, Tee trinken und um 6 Uhr 30 … kotzen. So geht es bis ungefähr sieben weiter, bis ich ganz zittrig und grün im Gesicht wieder ins Studio zurückkehre. Anschließend geht es mir nach und nach besser, bis es 9 Uhr und die Sendung beendet ist. Dann nehme ich an der Vormittagsbesprechung mit Ravi Naidoo teil, bis mich die Übelkeit erneut überfällt. Kotzen. Den Rest des Tages verbringe
ich entweder im Bett oder im Multiplex-Kino. Ganz einfach, weil die dortige Klimaanlage für eiskalte Temperaturen sorgt. Und wenn ich kotzen muss, was durchaus vorkommt, passiert das wenigstens in einem dunklen, relativ anonymen Kinosaal. Frieren hilft, die Übelkeit zu vertreiben.
Meine halbstündige Abwesenheit während der dreistündigen Sendung bleibt nicht unbemerkt. Keiner weiß, wie wir damit umgehen sollen, am allerwenigsten ich selbst. Ravi und unser
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