Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
paar Jahre lang Nachrichten moderiert, aber nie welche verfasst. Mhairi ist zehn Jahre älter als ich, steht auf alternative Heilmethoden, ätherische Öle und Katzen. Ich bin ein Kontrollfreak, klinisch depressiv und liebe Politik. Wir sind dick befreundet. Als ich ihr sage, dass ich schwanger bin, freut sie sich für mich. Dann begeht sie den Kardinalfehler, indem sie mich fragt, wie es mir geht. Ich breche in Tränen aus.
»Was ist los, Liebste« Ihre sonst so fröhliche Stimme klingt besorgt.
»Keine Ahnung.« Ich schluchze noch lauter.
»Alles in Ordnung bei dir Alles in Ordnung mit dem Baby Und mit Martin« Mhairi klärt erst einmal das Wichtigste ab.
Ich unternehme eine schier übermenschliche Anstrengung und versuche, nicht mehr zu weinen.
»Ich glaube, ich bin schizophren.«
»Aha.« Mhairi verurteilt niemanden und gibt keinerlei Ratschläge. Sie hört einfach zu. Ich versuche, es ihr zu erklären.
»Die Hälfte der Zeit bin ich die alte Samantha. Ich habe alles unter Kontrolle, bin glücklich, motiviert, organisiert. Und im nächsten Moment wird aus Sam Pam.«
Mhairi bleibt gelassen.
»Wer ist Pam«
Ich atme tief durch.
»Erinnerst du dich an Dallas «
»Ach so, jetzt wird mir alles klar«, sagt sie lachend. »Wieso«
»Erinnerst du dich an Pamela Barnes/Ewing«
»Die wurde von Victoria Principal gespielt, stimmt’s«
»Ja. Immer wenn etwas Schlimmes passiert ist, zum Beispiel als JR Ewing ihren Bruder um Firmenanteile betrogen oder mit
seiner Freundin geschlafen hat – Audrey Landers, wenn ich mich nicht irre«
»Ja, unter anderem.«
»Nun, immer wenn etwas passiert ist, das man als normaler Mensch lieber nicht anspricht oder es zumindest möglichst schnell aus der Welt räumt, wenn es einen unmittelbar betrifft, ist Pam ausgeflippt. Sie hat völlig den Verstand verloren. Erst begann ihre Unterlippe zu zittern, dann wackelten ihre Schulterpolster, und sie spielte mit einem ihrer Ohrringe, schließlich weinte sie wie ein Schlosshund. Wenn sie endlich darüber hinweg war, waren mindestens drei weitere Menschen in Mitleidenschaft gezogen, und noch einmal sechs weitere durften die Scherben zusammenkehren. Kein Wunder, dass JR sie gehasst hat und wollte, dass Bobby Jenna Wade heiratet. Die besaß eine eigene Firma und war deutlich pflegeleichter.«
Einen Moment lang herrscht Schweigen in der Leitung.
»Ja-ha«, sagt Mhairi vorsichtig.
»Verstehst du jetzt, was ich meine«, frage ich unter Tränen.
Mhairi möchte helfen, aber ich merke, dass sie sich schwertut.
»Dass dir die Figur von Priscilla Presley besser gefällt als die von Victoria Principal«
»NEIN!«
»Gut, nein, dann verstehe ich dich nicht. Tut mir leid.«
Ich schniefe und versuche es noch einmal.
»Na ja, Pam hat sich immer unfassbar dämlich angestellt, sah das aber völlig anders. Indem sie ständig durchdrehte, sobald etwas passierte, wie damals, als Mark Grayson bei einem Flugzeugabsturz
ums Leben kam und sie das einfach nicht wahrhaben wollte, jede Menge Privatdetektive beauftragte, ihn zu finden und so, hielt sie sich für unheimlich stark und organisiert, dabei hat sie alle bloß genervt.«
Mhairi pflichtet mir bei.
»Jetzt verstehe ich. So wie damals, als sie Bobby verließ und er sich mit Jenna zusammentat. Danach war sie total gemein und eifersüchtig, obwohl sie ihn zuerst verlassen hat. Also hat sie allen erzählt, was für Sorgen sie sich um Bobby macht, damit alle glauben, wie altruistisch sie ist. Dabei hat sie einfach nur ein Riesentheater veranstaltet.«
Ich brauche eine Weile, um das zu verdauen.
»Ja, genau das meine ich.«
Mhairi seufzt laut und vernehmlich.
»Gut, jetzt verstehe ich. Aber Sam, du bist ihr kein bisschen ähnlich.«
Ich fange wieder an zu heulen.
»Nicht bevor ich schwanger wurde. Aber jetzt schlagen zwei Herzen in meiner Brust, Sam und Pam. Sam weiß, dass allen Schwangeren manchmal schlecht ist und dass sie einfach die Zähne zusammenbeißen muss. Aber dann legt Pam los …«
Mhairi unterbricht mich. »So wie jetzt.«
»Genau. Und Pam macht ein Riesendrama, stöhnt und jammert und klagt. Alle hassen sie. Aber am allermeisten Sam.«
Mhairi hat aufrichtig Mitleid mit mir. »Aber das geht irgendwann vorbei, sei nicht so streng mit dir. Im Moment bist du völlig hormongesteuert, aber ist das Baby erst mal da, wird Pam verschwinden. Dann kommt die alte Sam wieder zum Vorschein, und alles wird gut.«
Ich schniefe ein wenig getröstet.
»Außerdem«, sagt Mhairi beruhigend,
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