Alles total groovy hier
dachte ich, zog den Knauf, und der Anlasser warf die Kurbelwelle einmal herum und dann das Handtuch.
»Spring an, oder ich fackel dich ab!«, brüllte ich und zerrte und zerrte an dem Knauf herum, doch alles Zerren und Drohen fruchtete nicht das Geringste.
Hilflos vor Rage sprang ich ins Freie und trat der verdammten Scheißkarre ein paarmal in die Flanke. Viel hätte nicht gefehlt, und ich hätte die dreißig Kilometer zu Fuß in Angriff genommen. Da kam ein Blaulicht die Straße herunter und stoppte vor der Rezeption. Die Bullen. Guardia Civil. Wie interessant. Zwei sonnenbebrillte Uniformierte kraxelten gemächlich aus ihrem grün-weißen Seat, der eine ein bisschen älter und gesetzter, der andere ums gleiche Maß jünger und kerzengerader. Sie hatten ihre albernen Käppis noch nicht aufgesetzt, da kamen die Schweizer Radler schon aus ihrem Kuppelzelt und fielen mit Wortschwällen über sie her.
Die Gardisten bremsten sie mit Gesten und suchten den Schatten der Busbar auf. Ich hinterher. Sie fragten nach Bier und dann nach Kaffee und bestellten schließlich Tee.
Schon redeten die Schweizer wieder auf sie ein. In einem Spanisch, wie selbst ich es nicht holperiger hinbekommen hätte, unterstützt vom Sprachprogramm auf ihrem Handydisplay.
>Raubüberfall< lautete die Anzeige, wie Scuzzi mir zuraunte. Einer der beiden hatte schon eine komplette Liste aller entwendeten Gegenstände gemacht und übersetzt und begann, sie herunterzubeten, bis ihm auffiel, dass keiner der beiden Gardisten Bereitschaft zeigte, mitzuschreiben. Stattdessen hörten sie sich alles ernst und mehr oder weniger geduldig an, versprachen baldige Aufklärung des Falles und verzogen sich, nach einem letzten Blick auf ihren Tee, zielstrebig in Leroys Headshop. Pragmatiker. Anders als ich.
Bier, dachte ich. Eine Stiege, ein Fass, ein Hektoliter, ganz gleich, Hauptsache: viel. So viel, dass ich hier noch eine Weile ausharren kann, ohne die Nerven zu verlieren. Ich brauchte geschlagene zwanzig Minuten, bis ich hinter einer clever versteckten Seitenklappe im Hymer das Abschleppseil und das noch originalverpackte Kabel mit den Krokodilklemmen entdeckte. Selbstredend war kein Rankommen an die Batterie, ohne den halben Wagen zu zerlegen, doch mit ein bisschen Gewalt bekam ich alles auseinandergerupft und die Klemmen an die Pole gedockt.
Ein paar Surfer rückten ihren Bully neben den Hymer, um mir Starthilfe zu geben.
Bier, dachte ich und zog den Knopf, und nichts geschah.
»Wahrscheinlich der Anlasser«, meinte der eine Wellenreiter und entkoppelte seine Batterie wieder von meiner.
»Oder der Magnetschalter«, mutmaßte der andere.
»Manchmal helfen ein paar Hammerschläge.«
Mit einem Ruck hatte ich die Abdeckung vom Motor gerissen, mir ein Reifeneisen gegriffen und hieb auf Anlasser und Magnetschalter ein, dass man die Schläge über den ganzen Platz hören konnte.
Dann zerrte ich den Startknopf. Nichts.
»Ja, Scheiße!«
Blieb das Abschleppseil.
»Was ist, Jungs, könntet ihr mich nicht anschleppen?«
Die Blicke der beiden wanderten von der schwachbrüstigen Gestalt ihres VW-Busses zur opulenten Gewichtigkeit des Hymers und von da zur stetig ansteigenden Straße, hoch in die Klippen.
»Das packt unsere Kupplung nicht.« Kopfschütteln. Außer mir vor Frust verpasste ich der Karre noch ein paar mit dem Reifeneisen und auch noch ein gutes Dutzend Tritte in die Flanken, bevor mir ein Gedanke kam.
»Hey, könntet ihr mir nicht euren Bus leihen? Nur für kurz? Nur zum Bierholen?«
Die beiden Surfer sahen mich an, und für einen Moment sah ich mich mit ihren Augen: tropfender Schweiß, fliehender Atem, eisernes Schlagwerkzeug immer noch in vor Rage leicht zittriger Hand, Zurechnungsfähigkeit zumindest zweifelhaft. Keiner von beiden sagte ein Wort. Jeder schien darauf zu warten, dass der andere den Mut aufbrachte, mir mit >Nein >Kryszinski verlässt das Gelände. Allein und zu Fuß.< Man braucht kein Paranoiker zu sein, um sich auf einem Campingplatz beobachtet vorzukommen.
>Kryszinski kehrt zurück, sichtlich angetrunken, mit einer Schubkarre, hochgetürmt
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