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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Zeit hier gewesen. Und hatte es für nötig befunden, seine Maschine unterzustellen. Außer Sicht. Ich bückte mich, pickte etwas auf, und mein Puls machte einen Hopser. Wer immer sein Motorrad hier geparkt hatte, er rauchte Gras in Maispapier.
    Draußen fanden sich weitere Spuren. Hinter einer niedrigen Mauer entdeckte ich die Stelle, an der Schisser übernachtet, ein Lagerfeuer unterhalten und die Umgebung mit jeder Menge Maispapierkippen überzogen hatte. Was ich nicht fand, war der Mann selbst oder irgendeine Form von Hinweis, wo er von hier aus hin war und ob er zurückzukommen gedachte.
    Vorausgesetzt, er hatte das Gelände überhaupt verlassen.
    Aufgegebene, weitläufige, einsame Behausungen haben immer etwas, tja, Unheimliches an sich. Hinter jeder Ecke,jeder Tür kann einen der Schrecken anspringen, der Ekel oder der Tod, und sei es in Gestalt eines durchgeknallten Einsiedlers mit Jagdflinte. Leise, vorsichtig bewegte ich mich weiter. Hinterm Haus, in einer Mulde zwischen zwei toten Bäumen, lag ein mit Steinen beschwertes Wellblech auf dem Boden. Die Frage, was es wohl verbarg, verursachte mir ein kurzes, außerordentlich trockenes Schlucken. Mit angehaltenem Atem bückte ich mich, hob eine Ecke an und atmete erleichtert aus, als das nicht den befürchteten Schwarm fetter, blau glänzender Fliegen aufstörte, und auch keinen Schwall kotzreflexauslösenden Gestanks. Einigermaßen beruhigt riskierte ich einen Blick unter das Blech, und so etwas wie Kellerluft schlug mir entgegen. Ein Brunnen. Ha!
    Ich räumte die Steine, kippte das Wellblech zur Seite und blickte hinunter in ein grob in den Fels getriebenes Loch von schwer zu schätzender Tiefe. Also griff ich mir einen Stein und warf ihn hinein, wie man das so macht. Bis es genug andere Idioten nachgemacht haben, und es vor lauter Steinen keine Tiefe mehr gibt.
    Ich lauschte, wartete auf ein sattes, kühles, feuchtes Pluntsch, doch ein scharfes, trockenes Klacklack war alles, was schließlich zu mir hochdrang.
    »Gottverdammte, elende, blöde Scheiße!«
    »Wasser«, sagte eine Stimme hinter mir, und ich fuhr herum, »Wasser gibt es hier schon lange nicht mehr.«
    Er war ungefähr in meinem Alter und das, was ich allmählich als so was wie die Ureinwohner dieser Gegend zu betrachten begann, die örtlichen Indianer, sozusagen, schwarzhaarig, sonnengegerbt, abgerissen. Ungefähr so groß wie ich, nur schmaler und hagerer. Er trug alte, ausgeleierte Turnschuhe, alte, zerfranste Jeans, ein altes, fleckiges T-Shirt, Arbeitshandschuhe und ein meterlanges, massives, viel benutztes Brecheisen quer über der Schulter.
    Es gibt Momente, da wird es einem deutlicher als sonst bewusst, mit einem Fremden allein zu sein. Allein auf weiter Flur, wie man so sagt. Ich richtete mich auf. Ein Stück weit hinter dem Kerl parkte ein rostiger Peugeot 504 Pick-up, den ich nicht hatte kommen hören.
    »Ich hab Sie gar nicht kommen hören«, stellte ich denn auch erst mal fest.
    »Roman«, sagte der Typ, nahm das Brecheisen runter, zupfte sich den Handschuh von der Rechten und hielt sie mir hin.
    »Kristof.« Wir schüttelten Hände, hielten kurzen Augenkontakt. Seine waren braun, dunkler als meine, und ihr Ausdruck war zurückhaltend, fern jeder Provokation.
    Vorsichtige Augen, schwer zu durchschauen.
    »Bergab fahre ich immer ohne Motor«, erklärte er dann.
    »Spart Diesel.« Damit bückte er sich, nahm das Wellblech hoch und begann, es wie selbstverständlich zu seinem Auto zu zerren.
    Ich räusperte mich. Er drehte sich um, und sein Blick folgte meinem, hinab in den Brunnenschacht. Eine Weile lang standen wir beide da und stellten uns einen arglosen Fußgänger vor, einen unaufmerksamen Schritt, einen erschreckten Ausruf, gefolgt von einem entsetzten Aufschrei, beendet von einem knirschende Aufprall.
    »Hm«,machte er, ließ das Blech sinken, griff zum Brecheisen, sah sich kurz um und fing dann an, einen der hölzernen Fensterläden von der Wohnhausfassade zu hebeln.
    »Ey, Moment mal«, unterbrach ich ihn. Er stoppte und lächelte. Geduldig, nachsichtig.
    »Gut möglich, dass ein Freund von mir dieses Anwesen hier kaufen will«, erläuterte ich. Roman lachte kurz auf und machte weiter, mit seiner Arbeit.
    Das ärgerte mich und deshalb sah ich mich nun meinerseits nach einer Argumentationshilfe um. Hinten aus dem Bett des Pick-ups ragte einiges an Rohren, ein Wirrwarr aus Kupfer, Blei, Stahl.
    »Ja, hübsches Grundstück«, stellte Roman ächzend fest.
    »Komisch,dass nirgendwo

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