Alles total groovy hier
voll Dosenbier und Eiswürfeln.<
Und es zu hassen.
Puerto Real lag im Süden, doch die Schotterstraße in dieser Richtung zerfranste schon nach kürzester Zeit in ein Gewirr von Ziegenpfaden, an deren Ende einem Horden krimineller Zigeuner erst das Fell mit Steinwürfen ausklopften und dann über die Ohren zogen. Zumindest, wenn man den Schilderungen meiner beiden Schweizer Freunde glauben durfte.
Widersinnig, wie es war, kraxelte ich also erst mal die nach Norden führende Straße hügelan, den Weg zurück, den wir hergekommen waren. Null Verkehr. Ein paar Eidechsen huschten vor meinen Füßen davon, ein Geier oder was auch immer kreiste hoch oben. Davon abgesehen, war ich allein. Schisser hatte kurz vor seinem Verschwinden hier irgendwo ein Anwesen ausgemacht, das er für geeignet hielt, zur Stormfuckers Ranch umgestaltet zu werden. Ich zog Scuzzis Handy aus der Tasche und scrollte durch die eingegangenen SMS.
>AltePferderanch, Meerblick, ideal, nur Frage der Rechte noch offen, und Probleme mit Wasser. Zweites Objekt: Ganze Bucht.<
Eine ganze Bucht für schlappe hundertachtzigtausend. Spinner.
Keuchend und schwindelig vor Licht und Hitze, passierte ich die schwelende Müllkippe, erreichte eine halbe Stunde später das verlassene Dorf und hockte mich in den erstbesten Schatten.
Pferderanch, dachte ich. Meerblick. Also westlich von hier, wenn.
Es wäre unter Umständen nicht dumm gewesen, etwas zu Trinken mitgenommen gehabt zu haben auf eine Exkursion wie diese, musste ich mir eingestehen, die Zunge wie ein Stück Bims im Maul.
Ich trat durch die nächste Türöffnung ins erste nicht verrammelte Haus, suchte und fand die Küche, drehte den Wasserhahn auf. Nichts. Noch nicht mal ein Röcheln. Eine Quelle, ein Bach, ein Brunnen, eine Zisterne - irgendeine Form von Wasser musste es hier geben, irgendwo. Wunschdenken.
Sand wehte durch die Gassen, bildete kleinere und größere Dünen im Windschatten der rissigen Gemäuer. Kein Baum, kein Strauch hatte den Auszug der Bewohner überlebt, nur die blatt-und borkelosen Gerippe standen noch herum. Fleischige, nicht über Kniehöhe hinauswachsende, stachelbewehrte Pflanzen bildeten das einzige Grün inmitten einer Landschaft aus Sepiatönen. Mitten auf dem zentralen Platz fand ich den ehemaligen Dorfbrunnen, verschlossen von einer massiven Betonplatte.
Und das war's. Näher sollte ich hier nicht an Wasser herankommen. Eine Brise weckte die kleine Glocke in ihrem Türmchen neben der halb verfallenen Kapelle. Mit dem trägen, unregelmäßigen, an Totenglocken erinnernden Bimmeln im Ohr gab ich mir noch eine Stunde und lenkte meine Schritte Richtung Westen.
Es war tatsächlich eine Ranch, mit Meerblick, mit Wohnhaus, Stallungen, Koppeln. Mit Tränken, einem Wasserturm, sogar mit so etwas wie einem langen, schmalen Pool, für die Pferde, anzunehmenderweise.
Trocken, alles trocken. Es wurde Zeit, umzukehren, doch je länger ich mich umsah, umso unumstößlicher wurde meine Gewissheit, das von Schisser beschriebene Anwesen gefunden zu haben, und das ließ mich den Durst verdrängen. Mit klopfendem Puls umrundete ich das zentral gelegene Wohnhaus, erwartete so halb und halb die Buell zu finden, mit ihren im Rahmen versteckten hundert achtzigtausend Öcken, und dann Schisser, mit Bombenlaune und irgendeiner blödsinnigen Erklärung dafür, warum er sich seit nun fast vierzehn Tagen nicht mehr gemeldet hatte. Und dann ...
Ich sah mich nach Spuren um, doch der Wind verwehte in diesem trockenen Staub alles in kürzester Zeit. Selbst meinen eigenen Fußabdrücken konnte ich buchstäblich beim Verschwinden zusehen. Hier draußen war für mich nichts zu Entdecken.
Am nördlichen Ende des Hauses hatte man einen Schuppen angebaut, eine Garage mit doppelflügeligem Tor. Es war unverschlossen, klemmte jedoch. Stück für Stück zerrte ich einen der Flügel auf, bis ich hindurchpasste. Keine Buell. Nur ein antiquiert wirkendes Pegaso-Mofa lehnte über einem schwarzen Ölfleck an der Wand. Der übliche zurückgelassene Krempel, ein Durcheinander aus Kanistern und Kartons und dem unvermeidlichen alten Staubsauger, lag und stand herum, doch davon abgesehen, war der Schuppen leer, verlassen wie alles hier. Und staubig. Und im Staub, direkt vor meinen Füßen, die relativ frisch wirkenden Abdrücke sparsam profilierter Semi-Slick-Motorradreifen.
So wie Schisser sie fährt.
Dutzende von Spuren, rein und raus, rein und raus. Wem immer das entsprechende Motorrad gehörte, er war längere
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