Alles total groovy hier
ließ. Vor ihm auf einer umgedrehten Bierkiste stand eine Hookah immer noch leicht unter Dampf. Scuzzi schmachtete sie an wie ein Pilger eine Marienstatue.
Ich machte einen leisen Schritt ins Halbdunkel des Ladens. Besah mir das Warenangebot. Da war zuerst mal der übliche Klimbim an Rauchgeräten und anderer Hardware. Alles, was einem dabei helfen konnte, sich möglichst flott zugunsten eines temporären Wohlbefindens den IQ bis auf einen Level nahe der Debilität abzusenken. Dazu bebilderte Anleitungen zum Selberzüchten der entsprechenden Pflanzen oder aber zum Mixen förderlicher Chemikalien. Schließlich gab's noch eine reiche Auswahl fertig vorbereiteter Substanzen. Alle unter Glas, mit Herkunftsbezeichnungen. Schön und gut, doch was idiotischerweise fehlte, war ein Kühlschrank mit Getränken, dammich.
Ich trat wieder raus und geriet mit dem Kopf an ein Windspiel. Ruckartig kam Leroy bei.
»Hey, zwei neue Ärsche«, grinste er schmal. »Zwei neue, bleiche Ärsche.« Er trug einen Kaftan in Jamaika-Farben und eine satte, ungeheuer selbstzufriedene Behäbigkeit zur Schau, bräsig wie ein sonnenbadendes Walross und ungefähr genauso feist. Ein kurzer, wenig dichter und dadurch stacheliger Bart umrahmte mit einigem Abstand ein paar fettiger, wie zum Schmatzen gemachter Lippen. Listige Augen musterten uns blutunterlaufen unter schweren Lidern hervor.
»Seid ihr zum Surfen hier?«, fragte er und sog ein paarmal sabbernd am Schlauch seiner Pfeife, bevor er sich die Frage selbst beantwortete, begleitet von einer Menge Rauch. »Neeiin, ihr seid keine Surfer, keine Wasserwesen. Ihr seid Suchende, erdgebunden. Ich spüre das.« Worte, wie an mich gerichtet. Genau wie der Blick.
»Das ist richtig«, fand Scuzzi. »Wir suchen ... «
»Einfach einen Ort zum Abhängen«, unterbrach ich ihn.
Ich hatte ihm mehrmals eingeschärft, Schissers Namen vorerst niemandem gegenüber zu erwähnen, doch war nicht sicher, wie viel von meinen Worten hängen geblieben war in dem dopegesättigten Schwamm oben auf Scuzzis Schultern.
»Genau. Irgendwas, wo man mal cool ein paar Wochen chillen kann.«
Cool chillen, dachte ich. Manchmal juckt es mich, Scuzzi allein für seine Wortwahl eine ins Genick zu hauen. Oh, da hätten wir es nicht besser treffen können, hieß es. Fantastische Vibes, an diesem Ort. Ideal, um Kraft zu tanken.
Kraft, aha. Sehr überzeugend von einem, der reglos wie eine vollgestopfte Wollsocke in seinem Sessel hing.
»Habt ihr uns zufällig gefunden?« Wieder sah er mich dabei an, er konnte wohl nicht anders. Und ich, musste ich mir eingestehen, war auf diese freundlich, beinahe beiläufig gehaltene Befragung schlecht vorbereitet.
»Sagen wir's so ... « Scuzzi schnupperte demonstrativ, »wir sind einfach dem Rauch gefolgt«.
Leroy nickte gewichtig, als ob Scuzzi damit eine Weisheit von sich gegeben hätte. Und nicht einen Wink mit dem Zaunpfahl.
»Ja, das ist irgendwie fast schon magisch. Aber jeder, der raucht, jeder, der irgendwie drauf ist, kommt irgendwann hier vorbei ... «
Irgendwie angezogen von den Vibes, dachte ich gallig, mitten rein ins Netz des fetten Spinners. Erst das Blumenkind, jetzt er hier, der salbadernde Drogen-Guru. So langsam kam ich mir vor wie der zahlende Besucher in einem Museumsdorf.
»Woher hast du denn die Beule?«,wandte Leroy sich wieder an mich. Unwillkürlich fasste ich mir an die Stirn.
»KleinesWillkommenspräsent eurer Nachbarn im Osten.
Dabei hatten wir noch gar keine Girlanden um.«
»Ah, die verdammten Zigeuner! Die werden ständig aggressiver, entwickeln sich zu einer regelrechten Bedrohung für uns. Und was machen die Behörden? Nichts!«
Hockte da vor seinem Tante-Emma-Laden voll illegaler Rauschmittel und beschwerte sich über die Nachlässigkeit der Staatsorgane.
»Dochdarf ich euch zum Trost für den Ärger und als mein Geschenk zur Feier eurer Ankunft eine ordentliche Dröhnung unseres selbst gezogenen und selbst gepressten Haschischs anbieten?«
Der Satz war noch nicht beendet, das Fragezeichen noch nicht artikuliert, da hatte Scuzzi schon den vollgesabberten Schlauch zwischen den Zähnen, sog rhythmisch Rauch ein und stieß ihn durch mehr oder weniger sämtliche seiner Schädelöffnungen wieder aus. Leroy beobachtete ihn mit nahezu väterlichem Wohlwollen.
»Mirwäreja ein Bier lieber«, öffnete ich meine Seele sperrangelweit.
»Oh,mit Bier ist schlecht, im Moment.«
Meine Laune sackte in den Bereich, den der Wohnungsmakler gern als
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