>Souterrain
»Aber versuch's doch mal ... «
Eine Frau trat heran und unterbrach ihn. Ein Typus Frau, wie ich ihn instinktiv schon immer gefürchtet habe. Ein ausgesprochen haariges Muttertier, das >Eifer
»Versuch's mal ... wo?«, fragte ich, doch die Frau hatte sich neben Leroy gekniet und sprach leise und eindringlich auf sein rechtes Ohr ein. Sie trug die unvermeidliche Latzhose und davon abgesehen nicht viel mehr als jede Menge ungebändigt sprießendes Haar. Ich fragte mich, was ich von ihr wohl gern als Begrüßungsgeschenk annähme, und dann wünschte ich, der Gedanke wäre mir nicht gekommen. Hastig riss ich mir die verdammte Blumenkette vom Hals.
»Oh, Alma, könnt ihr das nicht alleine regeln?«, maulte Leroy.
»Versuch's mal ... wo?«, fragte ich dazwischen, doch Alma kaute schon wieder an Leroys Ohr herum. Die kontinuierliche Musikberieselung stockte für einen Moment, und ich hörte: »... sie krampft wieder. Und du weißt, du hast von uns allen den größten Einfluss auf sie ... «
»Ja, okay, da muss ich wohl mit«, entschied Leroy schließlich griesgrämig und stemmte sich aus dem Sessel. Er wandte sich zum Gehen, überlegte es sich dann aber noch mal anders und schloss erst die Tür seines Headshops dreimal ab.
»Das geht jetzt nicht gegen euch«, meinte er zu uns. »Aber es gibt immer mal wieder Leute hier ... « Er schüttelte den Kopf über die immer mal wieder Leute hier, seufzte und schloss sich der Frau an. Seine Gangart war die eines kräftigen, erst mit den Jahren fett gewordenen Mannes, Füße unsichtbar unter dem bis auf den Boden hängenden Kaftan. Alles in allem erinnerte sein Habitus nicht wenig an den eines Bischofs. Auf dem Weg zu einem Exorzismus oder einer ähnlich lästigen Pflicht.
»Versuch's mal ... wo?«, rief ich ihm nach, doch er reagierte nicht. »Du dickwanstiger Schnarchsack von einem Scheiß-Späthippie«, fügte ich noch hinzu, wenn auch mehr zwischen den Zähnen hindurch, eigentlich unhörbar. Alma fuhr trotzdem zu mir herum, musterte mich scharf von oben bis unten, sah dann abrupt weg.
Wahrscheinlich war ich ihr einfach nicht exotisch genug. Schwach interessiert beobachtete ich die beiden, bis sie an einem der neueren Wohnmobile klopften. Jemand öffnete von innen und ein Schrei drang heraus. Ein Schrei, wie ihn Gebärende von sich geben. Schauerlich. Dann fiel die Tür ins Schloss, die Musikbeschallung setzte wieder ein und John Paul Young füllte die Luft mit Liebe.
»Als Erstes lösen wir hier mal einen Haufen Steckverbindungen«, entschied ich und rupfte die Kabel aus der direkt über unseren Köpfen hängenden Box.
Aah.
»Kristof, jetzt entspann dich doch mal ein bisschen.«
»Nein.«
»Hier, nimm mal 'nen Zug. Dasste wieder besser draufkommst.«
»Ey, Scuzzi, stell dir vor: Ich will gar nicht gut draufkommen. Wir sind hier nicht im Urlaub. Wir haben hier was zu erledigen. Schon vergessen? Wir sind auf der Suche nach unserem gemeinsamen Freund und deinem Geschäftspartner. Und nach einem Haufen Geld, falls ich dich erinnern darf.«
»Ach,Geld. Und Schisser, da bin ich mir sicher, der taucht schon wieder auf. Du kennst ihn.«
»)Ach, Geld Und )Schisser taucht schon wieder auf
Wenn das alles nicht so wichtig ist, kannst du mir dann bitte mal verraten, wofür wir uns auf eine Fünf tausendKilometer-Rundreise in dieser lahmen, stinkigen Scheißkarre begeben haben?«
»Dafür«, sagte Scuzzi und wies mit großzügiger Geste auf den nahen Strand, die Brandung, die wogende blaue Fläche und schließlich auf den sich unter sinkender Sonne langsam orangerot verfärbenden Horizont. »Unter anderem«, fügte er dann besänftigend hinzu. »Und nun zieh mal, eh es alle ist.« Doch ich wollte nicht. Genervt schloss ich für einen Moment die Augen. Streckte meine Antennen aus und ließ mein transzendentes Wesen mit den Vibes des Ortes verschmelzen, haha, bis ich ein Signal empfing. Entschlossen setzte ich mich in Bewegung, nach kurzem Zögern und einigem an hastigem Geblubber, gefolgt von einem - wenn