Alles über Elfen (German Edition)
Freunde zu Fuß nach Hause gebracht hat, vermag sich in etwa auszumalen, wie es sich für einen Elfen anfühlt, in menschlicher Begleitung unterwegs zu sein.
Elfen können sich außerdem nicht nur schnell, sondern auch noch nahezu völlig geräuschlos bewegen, sogar in Umgebungen, in denen dies aus menschlichen Augen betrachtet so gut wie unmöglich erscheint (wie etwa in einem herbstlichen Wald, dessen Boden mit einer dicken Schicht aus Laub und trockenen Ästen bedeckt ist). Sie übertreffen dabei laut Tolkiens Angaben sogar die Hobbits, deren Schleichfähigkeiten ebenfalls legendär sind. Dieses Talent, das Elfen zu ausgezeichneten Jägern macht, welche sich problemlos selbst an die aufmerksamste Beute heranpirschen, trug ebenfalls zu ihrem schlechten Ruf bei so manchem Vertreter anderer Völker bei: Wenn es darum geht, Hinterhalte zu legen, um einen Gegner völlig zu überrumpeln, sind die Elfen wahre Meister dieser besonderen Kriegskunst. [Christiansen: Was hat das denn mit Kriegskunst zu tun, sich feige an jemanden anzuschleichen, anstatt ihn offen zum Kampf herauszufordern? Plischke: Das kommt ganz auf die Definition von Kriegskunst an, würde ich meinen]
Noch beeindruckender als ihre bloße Geschwindigkeit ist, dass Elfen ihr hohes Tempo nötigenfalls auch über weite Strecken beibehalten können. Bei den Gewaltmärschen der Gefährten kreuz und quer durch Mittelerde erwies sich Legolas als derjenige, der unter den Strapazen am wenigsten zu leiden hatte. Wo Marathonläufer oder Triathleten nach einer Belastung längere Erholungsphasen brauchen, sind Elfen wesentlich zäher. Sie benötigen offenbar nicht einmal Schlaf, wie wir Menschen ihn verstehen. Es genügt ihnen, sich in angenehme Gedanken zu vertiefen oder sich kontemplativ in schöne Anblicke zu versenken. Anders gesagt: Elfen meditieren so, wie Kaninchen gerüchteweise schlafen – mit offenen Augen. Es mag nur wie ein harmloses Detail klingen, doch ich denke, dass dieser einfache Umstand die Beziehungen zwischen Elfen und Nicht-Elfen stärker belastet, als man vermuten würde. Bei den so oder so vergleichsweise seltenen Gelegenheiten, bei denen Elfen längere Zeit mit Menschen verbringen, kann das Schlafverhalten einiges an Konfliktpotenzial bergen:
Wer nicht schläft beziehungsweise nicht schlafen muss, läuft Gefahr, dass ihm regelmäßig unliebsame Pflichten (Wachdienste, Versorgung von Reit- und Packtieren, Einkaufsgänge etc.) aufgedrängt werden.
Da es unter Menschen den schönen Spruch »Wer schläft, sündigt nicht« gibt, begegnet man jemandem, der kaum schläft, tendenziell mit einem gewissen Misstrauen, weil er ja ungleich mehr Gelegenheit hat, irgendwelche Dummheiten zu begehen oder Garstiges anzurichten.
Ein Nicht-Schläfer (in diesem Fall also der Elf) entwickelt schnell eine spürbare Ungeduld gegenüber seinen Begleitern, wenn diese alle Naselang eine Rast einlegen müssen, um untätig in der Gegend herumzuliegen – ohne dass man mit ihnen auch nur ein unterhaltsames Gespräch führen könnte, um sich die Zeit zu vertreiben.
Apropos unnötiges Herumliegen: Eine berechtigte Frage, die mir oft von jungen Elfologen gestellt wird, lautet: Wenn Elfen nicht schlafen müssen, wozu haben sie dann überhaupt Betten? [Plischke: Ein besonders schönes und großes Beispiel für ein Elfenbett ist jenes in Bruchtal, in dem Frodo nach seiner Rettung vom Schicksalsberg durch die Adler erwacht.] Elfen müssen zwar nicht schlafen, aber sie haben trotzdem ein klar erkennbares Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung, das sie eben auf ihre Weise befriedigen. Und sich im Stehen schöne Gedanken machen ist schlicht unbequemer, als es lang dahingestreckt auf weichen Kissen zu tun.
So zart und fein – Das Antlitz der Elfen
»Schön« ist ein gutes Stichwort. Dass die Elfen von uns Menschen als schön erachtet werden, hängt keineswegs ausschließlich mit ihrer eben erläuterten Statur zusammen. Fänden wir die Elfen schön, wenn auf ihren Körpern ein Kopf mit Knollennase, abstehenden Ohren, schiefem Mund und fliehender Stirn säße? Höchstwahrscheinlich nicht.
Wie ist das Gesicht der Elfen denn nun beschaffen, dass Tolkien nicht anders kann, als wahre Loblieder über diese Züge zu singen? Wahre Schönheit liegt ja angeblich im Auge des Betrachters, doch warum finden so viele Menschen Elfen derart anziehend?
Attraktivitätsforschung ist ein ungemein heikles Feld. Niemand liest gerne entsprechende Artikel, stellt sich anschließend vor den Spiegel und
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