Alles über Elfen (German Edition)
Auswahl an möglichen Partnern. [Plischke: Was ist Kollege Wolf da wieder spröde. Worauf er vermutlich hinweisen will, ist Folgendes: Je attraktiver man ist, desto früher ist man im Schnitt – zumindest in weiten Teilen der westlichen Welt – sexuell aktiv und desto höher ist die Zahl der Sexualpartner, die man Zeit seines Lebens so anhäuft. Christiansen: Es mag Sie schockieren, Plischke, doch beides muss nicht immer ein Vorteil sein, der automatisch zu einem zufriedeneren Dasein führt]
Für alle, die sich nun wieder grämen, sie könnten am Ende nicht attraktiv genug sein, um in den Genuss dieser Vorzüge zu kommen: Je mehr wir jenseits bloßer Attraktivität zusätzlich über eine Person wissen, desto abgeschwächter werden diese Effekte. Wenn man uns beispielsweise mitteilt, die Person auf einem Bild wäre selbstsüchtig, grausam und korrupt, sinkt für uns ihre Attraktivität, auch wenn wir sie ohne diese Informationen vielleicht noch als echt heißen Feger beziehungsweise leckeren Schleckstein wahrgenommen haben. Auf Elfen bezogen tritt nun aber bei vielen Menschen häufig die gegenteilige Wirkung ein: Je mehr man über sie erfährt, desto attraktiver werden sie, weil sie über ihre körperliche Schönheit hinaus noch viele weitere Eigenschaften besitzen, die in der Regel als positiv und erstrebenswert betrachtet werden. Hand aufs Herz: Wer wäre nicht gern ein ewig junger attraktiver Spitzenakrobat mit herausragender Bildung in Sachen Kultur und Magie? [Christiansen: Ich]
Dennoch stehen wir in diesem Zusammenhang vor einem gewissen Problem: Wie erklärt es sich, dass die Elfen von denjenigen, die ihnen nicht sehr freundlich gesonnen sind, gerade vielfach auch und gerade wegen ihres Äußeren verspottet und ins Lächerliche gezogen werden?
Eine naheliegende Antwort wäre, einfach davon auszugehen, dass da schlicht der Neid aus den Betroffenen spricht. Es ist schlecht von der Hand zu weisen, dass die Elfen so einiges haben, worauf man (berechtigtermaßen?) nur zu leicht ein bisschen neidisch werden kann. Wäre dies der Fall – und ich denke, dass es bei einigen der eingefleischtesten Elfenhasser sicherlich so ist –, hieße dies, die Ablehnung der Elfen beruht in letzter Konsequenz auf keinerlei anderen Faktoren, wie sie auch für den durchschnittlichen Filmstar, talentierte Sportler und Sportlerinnen und sämtliche erfolgreichen Persönlichkeiten zum Tragen kommen.
Ich werde allerdings den Verdacht nicht los, dass bei den Elfen noch ein paar andere Dinge im Spiel sind. So ist auffällig, dass die Mehrheit der Elfenhasser männlich zu sein scheint, während unter den Elfenfreunden tendenziell das weibliche Geschlecht stärker vertreten ist. Ist es denkbar, dass Frauen sich prinzipiell weniger am elfischen Erscheinungsbild stören? Und wenn ja, warum?
Listen wir noch einmal einige der Eigenschaften auf, die die besondere Attraktivität der Elfen ausmachen:
langes, seidiges Haar,
makellos reine Haut,
angenehm melodiöse Stimme,
schlanker, aber dennoch kräftiger Wuchs,
je nach Anlass eng anliegende oder wallende Kleidung (bei beiden Geschlechtern),
hervorragend gearbeiteter und sehr aufwendiger Schmuck.
Mir drängt sich da eine beunruhigende These auf: Ein Großteil dieser Eigenschaften wird unter uns Menschen [Plischke: Präziser wäre hier, von unserem westlichen Kulturkreis zu sprechen] prinzipiell eher beim weiblichen Geschlecht dem gängigen Schönheitsideal zugeordnet. Oder etwas anders formuliert: Der Elf ist in seiner Schönheit nicht als betont männlich markiert. Er ist vielmehr eine androgyne Figur, die Merkmale beider Geschlechter in sich enger vereint, als es unter uns Menschen der Fall ist. Nun wird mit Androgynität sehr oft eine gewisse Weichheit verknüpft, die vor allem aus dem Blickwinkel vieler Männer mit Schwäche gleichzusetzen ist.
Ich sollte nicht um den heißen Brei herumreden: [Christiansen: Ein absolutes Novum!] Viele Männer finden Elfen »schwul«, mit allen hässlichen Vorurteilen, die mit einer solchen Kategorisierung einhergehen. [Christiansen: Ich muss gestehen, dass ich das leider auch schon des Öfteren gehört habe] Ich vergeude hier im weiteren Verlauf keine kostbaren Zeilen darüber, aus welchen Gründen sich ein in seiner sexuellen Identität ruhender Mann von Männern, die Männer lieben, bedroht fühlen sollte. Vielleicht nur so viel: Es ist offenbar kein Zufall, dass viele Männer, die Abneigungen gegen Elfen hegen, zugleich glühende Verehrer der Zwerge
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