Alles über Elfen (German Edition)
gefertigt oder zumindest mit Schnallen aus Gold oder Silber ausgestattet. Hauben und Kappen sind aus Silberfäden genäht und mit glitzernden Juwelen bestickt. Für die Elfen aus dem Nachtwald verweist Tolkien auf grüne und weiße Edelsteine an den Krägen ihrer Kleidung.
Ebenfalls auffällig ist, dass unter den Elfen auch Männer solche Schmuckstücke tragen, die in der westlichen Gesellschaft Frauen vorbehalten sind. Für Elrond ist bei Tolkien beispielsweise belegt, dass er ein silbernes Diadem trug. Auch wenn wir uns noch einmal die repräsentative Kleidung der Elfen ins Gedächtnis rufen, kommen wir nicht umhin, eines festzustellen: Die Auffassung, es gäbe Kleidungs- oder Schmuckstücke, die ausschließlich für das eine oder das andere Geschlecht reserviert sind, ist unter Elfen wohl nicht sehr weit verbreitet. Hauptsache ist für sie offenbar nur, ob ein bestimmter Gegenstand die Schönheit seines Trägers unterstreicht oder gar steigert. Ein an sich recht charmanter Umgang mit Stilfragen, der leider nicht ohne negative Auswirkungen auf das moderne Elfenbild bleibt.
Der Preis der Schönheit
Ehe ich auf die Schattenseiten der legendären und vielfach nachgewiesenen Schönheit der Elfen eingehe, möchte ich uns allen kurz einige der Vorteile in Erinnerung rufen, die es in sozialpsychologischer Hinsicht hat, schön im Sinne von attraktiv zu sein. Grundlegend scheint für alle Kulturen nämlich folgender Grundsatz zu gelten: Was den jeweils herrschenden Idealvorstellungen zufolge als schön erachtet wird, wird zugleich im Zuge einer quasi-moralischen Bewertung auch als gut erachtet. Beispielsweise ist die Zahl von Heldengestalten, die als körperlich attraktiv beschrieben werden, in der Regel überall wesentlich höher als die von Streitern für das Gute, über die uns berichtet wird, sie wären von außerordentlicher Hässlichkeit gewesen. Insofern bringen die meisten Elfen aus unserer Warte von Hause aus bereits das Potenzial mit, als Helden in Erscheinung zu treten.
Interessanterweise gibt es Studien, wonach es uns Menschen leichter fällt, auch die Charakterzüge einer Person nur per Betrachtung ihres Gesichts zutreffender einzuschätzen, wenn wir die fragliche Person attraktiv finden. Dies könnte letztlich allerdings nur daran liegen, dass wir bei Leuten, die uns körperlich anziehen, schlicht und ergreifend viel näher hinschauen als bei solchen, die uns optisch nicht ansprechen. Auf Elfen bezogen scheint uns dieses Talent ohnehin etwas im Stich zu lassen: Bei einem Volk, dessen Angehörige uns mehrheitlich attraktiv vorkommen, wird es offenbar schwerer, einen genaueren Blick hinter die äußere Fassade zu werfen und abzuschätzen, was sich dahinter wohl an Persönlichkeitsmerkmalen verbirgt.
Dass ändert jedoch nichts daran, dass körperliche Attraktivität sich innerhalb unserer sozialen und gesellschaftlichen Strukturen förderlich auswirkt:
Menschen, die sich selbst als attraktiv einschätzen, bewerten sich verglichen mit Personen, die sich selbst nicht so wahrnehmen, als insgesamt deutlich glücklicher und zufriedener. [Plischke: Natürlich tun sie das. In unserer Gesellschaft geht man ja auch freundlicher mit Leuten um, die gut aussehen. Also wäre es höchst seltsam, wenn diese sich da nicht irgendwie alles in allem besser fühlen würden als ihre weniger gut aussehenden Mitmenschen. Ich vermute, dass das unter Elfen etwas anders sein könnte und ihre Gesellschaft in diesen Belangen etwas egalitärer ist: Wenn alle schön sind, kann man nicht allein nur wegen seines Äußeren bevorteilt werden. Christiansen: Wie naiv sind Sie eigentlich? Ich wette darauf, dass das unter den Spitzohren genauso vorkommt. Wahrscheinlich legen sie nur viel strengere Kriterien an, wen von sich sie als ganz besonders hübsch beurteilen, und dieser Schönling streicht dann exakt dieselben Vorzüge ein]
Wer attraktiv ist, wird bei Gericht zu geringeren Strafen verurteilt respektive darf mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf einen Freispruch hoffen.
Attraktivität beschert im Beruf höhere Gehälter und bessere Aussichten auf Beförderungen. Dieser Unterschied fällt bei Frauen übrigens krasser aus als bei Männern. Als Mann reicht es in vielen Fällen bereits, zumindest nicht als besonders unattraktiv zu gelten, damit man gegenüber seinen attraktiveren Kollegen nicht benachteiligt wird.
Und – was nun eigentlich keine Schlagzeile mehr wert sein dürfte – attraktive Menschen verfügen über eine breitere
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