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Alles über Elfen (German Edition)

Alles über Elfen (German Edition)

Titel: Alles über Elfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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sprechen.
Gerade junge Elfen – Legolas oder Arwen fallen einem da sofort ein – zeigen alles andere als ein unterkühltes Verhalten. Sie handeln vielfach »aus dem Bauch heraus« beziehungsweise »hören auf ihr Herz«. [Christiansen: Das könnte aber natürlich eine Altersfrage sein. Ich habe ja nie behauptet, dass man als Elf als Sonderling geboren wird. Wir sind alle nur das Produkt unserer Erziehung. Plischke: So jung sind die beiden von Kollege Wolf genannten Elfen aber nun auch nicht mehr. Und gerade bei Arwen könnte man plädieren, dass sie sich mit ihren emotional gefärbten Entscheidungen zugunsten Aragorns von ihrem Vater Elrond abnabelt und emanzipiert]
In einer Gesellschaft wie der elfischen, die derart auf Harmonie ausgerichtet ist, ist es nur schwer vorstellbar, dass es überhaupt je zu internen Konflikten und Streitigkeiten kommen könnte, wenn alle Elfen immer nur ganz rational ans Gemeinwohl denken und ihre eigenen Bedürfnisse völlig hintanstellen. Mehr noch: Eigentlich dürften nicht einmal klitzekleinste Meinungsverschiedenheiten existieren, wenn alle Elfen immer so handelten, wie es »vernünftig« wäre – oder zumindest müsste ein tragfähiger Kompromiss gefunden werden, mit dem alle beteiligten Parteien leben können. Die Geschichte des Schönen Volks – und zwar nicht nur bei Tolkien – zeigt das Gegenteil: Immer wieder kommt es beispielsweise zu großen Brüchen, bei denen sich ein Teil der Elfen vom Rest abspaltet, weil eben kein Kompromiss gefunden werden kann – zum Teil mit blutigen Folgen in Form von »Bürgerkriegen«.
    Ich bin des Weiteren der Überzeugung, dass manche meiner Kollegen auf diesen Irrweg geraten sind, weil sie einen Fehler begangen haben, der einem als Elfologen nur allzu leicht unterlaufen kann: Menschliche Maßstäbe, Ansichten und/oder Eigenschaften auf das Schöne Volk zu projizieren. Wir Menschen neigen erwiesenermaßen vielfach dazu, in sehr klaren Gegensatzpaaren zu denken. Das Paar, das an diesem besonderen Punkt relevant ist, ist Gefühl und Verstand.
    Uns Menschen wird häufig beigebracht, »objektive« Entscheidungen zu treffen, bei denen wir unsere eigenen Emotionen im Optimalfall völlig ausblenden. Ich halte das für ein Ding der Unmöglichkeit, und für die Elfen hört sich das wahrscheinlich so an, als wollte man einen Vogel dazu auffordern, sich doch bitte herrlich hoch in die Lüfte zu schwingen, indem er nur eine seiner Schwingen benutzt. Elfen scheinen entweder ein Gleichgewicht zwischen Rationalität und Emotionalität anzustreben oder – was mir sehr viel plausibler erscheint, wenn man ihr Verhalten näher betrachtet – sie folgen der Maxime: »Das, was sich nach reiflicher Überlegung gut und richtig anfühlt, ist die vernünftige Entscheidung.«
    Wie komme ich zu dieser Einschätzung? Meiner Meinung nach ergibt sich diese Neigung direkt aus dem grundlegendsten Weltverständnis der Elfen. Die Welt ist geordnet und letzten Endes ein »guter« Ort. Wäre es anders, müsste längst das Chaos herrschen und jede Handlung wäre im Grund völlig willkürlich. Existenzialistische Ansätze – im Sinne einer Vorstellung, wir alle wären in die Welt hineingeworfen und dann uns selbst überlassen – bergen für die Elfen keinerlei Schrecken. Erneut gilt: Die Welt ist an und für sich gut. Warum sollte es schlimm sein, in ihr zu sein? Wir sind alle immer genau dort, wo wir hingehören (hier kommt die elfische Idee von der Vorherbestimmtheit des Schicksals ins Spiel).
    Perfide Elfenfeinde fragen an dieser Stelle gerne: »Wie kann es dann aber überhaupt sein, dass es böse Elfen gibt –also Angehörige des Schönen Volkes, die üble Gräueltaten begehen oder scheinbar absolut rücksichtslos nur nach ihren eigenen Bedürfnissen handeln?« Ganz einfach: Niemand – nicht einmal die Elfen selbst – würde behaupten, dass das Schöne Volk unfehlbar wäre. Folglich besteht immer die Gefahr, dass man beim Ausloten seiner Handlungsoptionen einer besonders hinterhältigen Form der Selbsttäuschung erliegt. Sowohl der eigene Verstand als auch die eigenen Gefühle sind sehr wohl dazu in der Lage, einen Elfen vom rechten Weg abzubringen – umso wichtiger ist es deshalb, eine wichtige Entscheidung nie zu überstürzen und immer ausreichend Zeit darauf zu verwenden, den »Text der Welt« oder die Klänge der Großen Musik möglichst richtig zu deuten.

Zarte Blüten und spitze Dornen –
Vom elfischen Gemüt
    Trotz der obigen Ausführungen ist und bleibt

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