Alles über Elfen (German Edition)
einiges erfolgreicher sind. Diesen möchte ich mich nun gemeinsam mit Ihnen im nächsten Kapitel widmen.
Ein Ast mit vielen Trieben – Elfen und ihre Verwandten
Eines der, wenn nicht gar das faszinierendste Teilgebiet der Elfologie ist die Geografomythik. Hinter diesem Zungenbrecher verbirgt sich das Bestreben, menschliche Mythen und Legenden aus aller Welt nach Hinweisen auf frühere Kontakte zwischen uns und dem Schönen Volk zu durchforsten. Mehr noch: Viele meiner Kollegen, insbesondere die jüngeren, erhoffen sich durch ihre unermüdliche Arbeit bei Expeditionen in die entlegensten Ecken der Erde, eines Tages eine elfische Kultur zu entdecken, die sich ihnen gegenüber als so tolerant und aufgeschlossen erweist, dass sie uns sämtliche Geheimnisse über das Schöne Volk enthüllt. [Christiansen: Viel Glück und gute Reise!]
Ungeachtet dessen, ob man diese Hoffnungen nun teilt oder nicht, ist ein genauerer Blick auf die menschliche Sagenwelt sehr erkenntnisreich. Allein bei einer oberflächlichen Betrachtung gelangt man schon rasch zu einigen wesentlichen Einsichten, die allesamt sehr dazu geeignet sind, die Stimmung eines jeden von Rückschlägen in seinen Forschungen frustrierten Elfologen deutlich zu heben. Ich erlaube mir, die drei wichtigsten hier einmal motto- oder sloganartig anzuführen:
1. Wir haben nicht alles vergessen!
2. Keine Furcht vor dem vermeintlich Fremden!
3. Elfen sind überall!
Zu Punkt 1: Angesichts dessen, was wir Menschen im Laufe ungezählter Jahre über die Elfen alles vergessen haben, verfallen einige Kollegen immer wieder in ein ganz besonders unverständliches Verhalten. In einer penetranten Weinerlichkeit, die an die Malaise erinnert, welche Kritiker des Schönen Volkes den Elfen so gern anlasten, stellen sie sich hin und greinen: »Wir finden gar nichts mehr heraus, weil es gar nichts mehr herauszufinden gibt.« Erstens ist das Unfug, denn wer mit wachem Auge hinsieht, entdeckt immer wieder kleine Perlen – manchmal sogar in Material, das zuvor schon unzählige Male gesichtet wurde. Zweitens, und das ist das wichtigere Argument, ist die Vorstellung, überhaupt irgendetwas für die Ewigkeit bewahren zu können, geradezu absurd. Man sollte sich – gerade als Elfologe! – da lieber eine Scheibe von der Philosophie seines Studienobjekts abschneiden. Erinnern wir uns: Die gesamte Welt ist aus Sicht der Elfen ein Kreislauf aus Werden und Vergehen. Warum, so frage ich dann, sollte es ausgerechnet in Hinblick auf etwas derart Flüchtiges und Anfälliges wie dem Wissen im Allgemeinen und dem Wissen über das Schöne Volk im Speziellen anders sein? Und ist es nicht die Aufgabe des Elfologen, für die Entstehung neuen Wissens zu sorgen, anstatt den Verlust des Vergangenen zu beklagen?
Zu Punkt 2: Natürlich steht es jedem Elfologen frei, sich in sein Kämmerlein einzuschließen und alte Manuskripte und die vergilbten Seiten uralter Folianten zu studieren. Zu Hause ist es ja bekanntlich am schönsten – aber nicht unbedingt am spannendsten. Ich rate jedem Elfologen, forschen Schritts in die Welt hinauszuziehen, und den Menschen, denen er begegnet, genauestens zuzuhören. Oftmals schnappt man dabei fast zufällig Erstaunlichstes über Sitten und Gebräuche oder Geschichten und Erzählungen der Altvorderen auf. Gerade wenn es um Elfen und unseren Kontakt zu ihnen geht, stellt man nämlich rasch fest, dass viele Erfahrungsberichte sich stark ähneln – unabhängig davon, ob man sie in der frostigen Arktis oder der Schwüle des Dschungels zu hören bekommt. An unserem Verhältnis zu den Elfen können wir etwas ungemein Erhebendes ablesen: So unüberbrückbar uns auch die Gräben zwischen unseren eigenen Kulturen erscheinen mögen, gibt es grundsätzliche Auffassungen, die wir alle miteinander teilen – beispielsweise jene, dass alle Menschen alle Elfen in der Regel für besonders scheue und zurückgezogen lebende Geschöpfe erachten.
Hieran knüpft Punkt 3 an: Eine Vielzahl an Indizien lässt kaum einen Zweifel daran, dass Elfen auf der gesamten Welt leben oder früher einmal gelebt haben. Ich weiß, es klingt nach einer kühnen Behauptung, [Christiansen: Es wäre ja nicht die erste …] man könne an einen beliebigen Punkt auf dem Globus reisen und dort potenziell zumindest auf Zeugnisse der einstigen Präsenz des Schönen Volkes treffen. Bitte schenken Sie mir Glauben, wenn ich Ihnen versichere, dass dem tatsächlich so ist.
Nun wäre ich ein schlechter Elfologe, würde
Weitere Kostenlose Bücher