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Alles, was ist: Roman (German Edition)

Alles, was ist: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was ist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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konnte sie bis zum nächsten Tag nicht erreichen.
    »Liebling, was bedeutet das alles?«
    Ihre Stimme klang kühl.
    »Ich kann jetzt nicht darüber sprechen«, sagte sie.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich kann jetzt einfach nicht.«
    »Ich verstehe das nicht, Christine. Du musste es mir erklären. Was ist passiert?«
    Ihn überkam eine plötzliche, angsterregende Verwirrung.
    »Was ist denn?«, sagte er. »Was ist los?«
    Sie schwieg.
    »Christine!«
    »Ja.«
    »Sag. Was ist passiert?«
    »Es geht um das Haus«, sagte sie, als würde sie nachgeben.
    »Ja, ich weiß. Was ist damit?«
    »Ich kann nicht reden. Ich muss weg.«
    »Um Himmels willen!«, rief er.
    Er hatte das Gefühl, auf ein Nichts reduziert zu werden, ein dumpfes, übelerregendes Gefühl, nichts zu wissen. Zurück in New York, erfuhr er die Einzelheiten, er bestand darauf, sie zu sehen und mit ihr zu reden, aber sie wollte nicht. Aber ich liebe dich doch, ich habe dich geliebt, dachte er. Und sie war ungerührt. Sie war kalt. Wie konnte es sein, dass etwas nichts mehr bedeutete, dass es unwesentlich war. Er wollte sie bei den Armen packen und sie zurück ins Leben rütteln.
    Ihr Anspruch lautete, dass das Haus ihr gehöre und es nur in ihrer beider Namen gekauft worden sei, weil sie zu der Zeit kein Darlehen habe aufnehmen können. Sie klagte auf Erfüllung einer mündlichen Vereinbarung und alleinigen Anspruch auf das Haus. Bowmans Anwalt war ein Mann aus Southampton, ein trockener Alkoholiker mit silbernem Haar. Er hatte Fälle wie diesen schon bearbeitet – sie hatte so gut wie keine Chance damit durchzukommen.
    »Unsere Rechtsprechung«, erklärte er, »verlangt, und das seit ihren Anfängen, für die Übertragung von Eigentum einen schriftlichen Vertrag. Darauf baut sich unsere Verteidigung. Wir führen die fehlende schriftliche Vereinbarung an. Es wurde schriftlich doch nichts festgehalten?«
    »Nein, nichts.«
    »Sie wohnt zurzeit in dem Haus?«
    »Ja.«
    »Hat sie einen Mietvertrag?«
    »Nein. Sie … wir leben zusammen.«
    »Führen Sie zurzeit eine Beziehung?«
    »Nein. Zurzeit nicht.«
    Bowman sah sie erst wieder beim Prozess. Sie vermied es, ihn anzusehen. Ihr Verteidiger behauptete, dass sie die rechtmäßige Eigentümerin des Hauses wäre und die äußeren Umstände bei der Abwicklung des Kaufs nur zum Vorteil seiner Mandantin gereichen sollten.
    Die Jury, die nur mit halbem Ohr zugehört hatte, wurde aufmerksam, als sie sich erhob, um ihre Aussage zu machen. Sie war geschmackvoll gekleidet. Sie beschrieb ihre lange Suche und wie sie endlich ein kleines Haus gefunden hatte, in dem sie mit ihrer Tochter leben konnte, und die ausdrückliche mündliche Vereinbarung mit Bowman, dass das Haus ihr gehöre. Sie lebe in dem Haus und zahle die Hypothek. Bowman fühlte eine unaussprechliche Verachtung angesichts ihrer Lügen. Er machte es in einem Blick zu seinem Anwalt deutlich, der weiterhin unbesorgt schien.
    Am Ende jedoch stand ihr Wort gegen seines, und die Jury entschied zu ihren Gunsten. Ihr wurde das Eigentum zugesprochen. Das Haus war weg. Erst später erfuhr er, dass es einen anderen Mann gab.
    Er kam sich dumm vor, dass er es nicht geahnt hatte, wie ein Tölpel, aber es gab noch etwas Schlimmeres, die Eifersucht. Es quälte ihn, sie sich mit einem anderen vorzustellen, dass ein anderer sie besaß, ihre Gegenwart, ihre Verfügbarkeit. Plötzlich war alles von ihm abgefallen. Er hatte sich den anderen Menschen überlegen gefühlt, als wüsste er mehr als sie, er hatte sogar Mitleid mit ihnen. Er hatte zu anderen Menschen keinen Bezug – sein Leben war eine andere Art von Leben. Er hatte es erfunden. Er hatte sich selbst erträumt, hatte sich Hals über Kopf bei Nacht in die Brandung gestürzt, als wäre er ein Dichter oder Beachboy aus Kalifornien, als wäre er ein Verrückter, aber es gab auch die Wirklichkeit am Morgen, wenn die Welt noch schlief und sie schlief neben ihm. Er konnte ihren Arm streicheln, er konnte sie wecken, wenn er wollte. Ihm wurde übel, wenn er nur daran dachte. Die Erinnerungen machten ihn krank. Sie hatten Dinge miteinander getan, die sie eines Tages zurückblicken lassen würden, und sie würde sehen, dass er der eine war, der wirklich zählte. Es war ein sentimentaler Gedanke, etwas für einen Frauenroman. Sie würde niemals zurückblicken. Das wusste er. Sein Anteil belief sich nur auf ein paar Seiten. Nicht mal das. Er hasste sie, aber was konnte er tun?
    »Es hört sich vielleicht verrückt an«, sagte er,

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