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Alles, was ist: Roman (German Edition)

Alles, was ist: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was ist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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»aber ich will sie immer noch. Ich kann nichts dagegen tun. Ich habe noch nie daran gedacht, jemanden umzubringen, aber in dem Gerichtssaal hätte ich sie töten können. Sie wusste die ganze Zeit, was sie tat. Ich hätte es nie für möglich gehalten.«
    Er fühlte sich gedemütigt. Und die Wunde wollte nicht heilen. Er konnte nicht aufhören, sie zu inspizieren. Er versuchte zu überlegen, was er falsch gemacht hatte. Er hätte nicht einwilligen sollen, dass sie auf dem Land wohnte – sie hätte den anderen Mann nie kennengelernt. Er hätte ihr nicht so sehr vertrauen sollen. Er hätte nicht so ein Sklave der Freuden sein dürfen, die sie ihm bereitete, obwohl das unmöglich gewesen wäre, und sie hatte nichts für ihn empfunden. Er wusste, es würde nie eine andere geben. Es wäre besser, er hätte sie nie getroffen, aber was machte das für einen Sinn? Es war der glücklichste Tag in seinem Leben gewesen.

23. In vino
    Nach ihrer Heirat lebten Eddins und Irene mehrere Jahre in dem Haus in Piermont. Aber sie war nicht glücklich in dem Haus, in dem es noch immer eine Schublade mit Dingen gab, die seiner früheren Frau gehörten, auch wenn sie ihn schließlich dazu brachte, sich davon zu trennen. Sie zogen zurück in die Stadt in ein normales Apartment irgendwo zwischen der zwanzigsten und dreißigsten Straße nahe Gramercy Park, das sie mit ihren Möbeln aus New Jersey einrichteten. Als Bowman sie zum Abendessen besuchte, hatte sie sich zurechtgemacht, war aber ungeschminkt. Eddins führte ihn herein.
    »Du erinnerst dich an Philip, Liebling?«
    »Natürlich«, sagte sie leicht ungehalten. »Schön, dich zu sehen.«
    Das Apartment wirkte ein wenig düster. Ihr Hund, ein schwarzer Scotch, beachtete ihn nicht weiter. Sie saßen im Wohnzimmer und nahmen einen Drink. Irene – die offenbar nichts von der Sache wusste – fragte Bowman nach seinem Haus. Lag es nicht nahe am Meer?
    »Ich habe das Haus nicht mehr«, sagte er. »Das ist schon etwas her.«
    »Oh, verstehe. Ich wollte eigentlich sagen, dass mein früherer Schwager auch ein Haus an der Küste hatte.«
    »Ja. Das Meer ist schön.«
    »Er segelte gerne«, sagte sie. »Er hatte ein Boot. Ich erinnere mich gut. Ich bin oft mit ihnen rausgesegelt, na ja, ein paar Male. Der Yachthafen, an dem es lag, war voller Boote, ganz unterschiedliche.«
    Sie redete weiter über ihren Schwager Vince.
    »Liebling, Phil kennt ihn nicht.«
    »Du auch nicht«, sagte sie. »Kein Grund, schlecht über ihn zu reden.«
    Er schenkte ihr etwas Wein nach.
    »Danke«, sagte sie. »Nur ein bisschen. Das ist genug.«
    »Ach, das ist nicht viel. Lass mich wenigstens dein Glas vollmachen.«
    »Nicht, wenn ihr noch was essen wollt.«
    »Es wird dem Essen nicht schaden.«
    Irene sagte nichts.
    »Mein Dad trank immer gerne«, sagte Eddins. »Er sagte, es mache ihn interessanter. Meine Mutter sagte dann: Für wen?«
    »Ja«, sagte Irene.
    Sie ging in die Küche und überließ sie ihren Getränken. Es war immer nett mit Eddins, er war selten schlechter Laune. Als Irene wieder hereinkam, sagte sie, das Dinner wäre dann so weit, wenn sie es auch wären.
    »Ja, wir sind so weit, Liebling. Bei mir zu Hause hieß es immer Supper. Dinner gab es zu Mittag oder etwas später.«
    »Dann eben Dinner oder Supper«, sagte sie.
    »Da gibt es schon einen Unterschied. Einer war, dass man zum Supper trank.«
    »Wir haben immer Dinner gesagt.«
    »Die Italiener«, sagte er, »sagen auch nicht Dinner.«
    »Nein?«
    »Sie sagen cena .«
    »Wie auch immer«, sagte sie. »Die Frage ist, wollt ihr es oder nicht?«
    »Ja. Was gibt es denn zum Dinner?«
    »Jetzt sagst du auch Dinner.«
    »Nur für dich. Eigentlich würde ich es ein Unentschieden nennen.«
    Er lächelte sie an, als würde er sie verstehen. Sie gingen ins Esszimmer, dort gab es einen Tisch, vier Stühle und zwei halbrunde Eckschränke mit Ziertellern auf den Borden. Irene brachte die Suppe. Eddins bemerkte:
    »Ich hab mal gelesen, dass sie bei der Navy in der Schiffsmesse – ich glaub, es war auf einem Flugzeugträger – Sherry in die Suppe taten. Stimmt das? Das nenn ich savoir faire .«
    »Bei uns gab es keinen Sherry«, sagte Bowman.
    »Denkst du manchmal an all das zurück?«
    »Ja, manchmal. Schwer, es nicht zu tun.«
    »Du warst bei der Navy?«, sagte Irene.
    »Oh, das ist lang her. Während des Kriegs.«
    »Liebling, ich dachte, das wüsstest du«, sagte Eddins.
    »Nein, woher sollte ich das wissen? Mein Schwager, der, der segelt, war auch bei

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