Alles, was ist: Roman (German Edition)
Federn und eine Frau in Zylinder und schwarzen Nylonstrümpfen waren auf den Sofas ohnmächtig geworden oder eingeschlafen. Er ging in seinem Rock an ihnen vorbei, wie eine einsame Gestalt, die die Historie überlebt hat.
Sein Hotel lag in der Nähe von Queen’s Gate, das Zimmer war einfach möbliert. Er lag auf dem Bett und fragte sich, ob sie ihn vergessen hatte. Der Abend, wurde ihm bewusst, war glamourös gewesen. Es war fast vier Uhr morgens, und er war müde. Er sank in einen tiefen Schlaf und wurde wach, als die Sonne durch das Fenster fiel und das Zimmer ganz erhellte. Die Gebäude auf der anderen Straßenseite standen in vollem Licht.
E . G. Armour stand im Telefonbuch. Er wollte anrufen, war sich aber unsicher, er versuchte seinen Mut zusammenzunehmen. Er wusste, es war töricht. Er entschied sich ein dutzendmal hin und her, während er sich anzog. Würde sie ans Telefon gehen? Schließlich nahm er den Hörer auf. Er hörte es klingeln, wo genau, wusste er nicht. Nach mehrmaligem Läuten sagte eine Männerstimme, Hallo.
»Mrs Armour, bitte.«
Er war sicher, der Mann konnte seinen Herzschlag hören.
»Ja, wer ist am Apparat?«
»Philip Bowman.«
Der Hörer wurde zur Seite gelegt, und er hörte, wie sie gerufen wurde. Seine Nervosität wuchs.
»Hallo«, sagte eine kühle Stimme.
»Enid?«
»Ja?«
»Hier ist Philip Bowman.«
Er begann zu erklären, wer er war und wo sie sich getroffen hatten.
»Ja, natürlich«, sagte sie, auch wenn es sachlich klang.
Er fragte – weil er sich nie verziehen hätte, hätte er es nicht getan –, ob sie sich zu Mittag treffen könnten.
Es folgte Stille.
»Heute?«, sagte sie.
»Ja.«
»Wenn, dann etwas später. Nach eins.«
»Ja. Wo wollen wir uns treffen?«
Sie schlug San Frediano auf der Fulham Road vor, nicht weit von ihrem Haus. Und dort war es, wo Bowman sie dann sah, wo er gewartet hatte, sie kam herein, bewegte sich zwischen den Tischen, sie trug einen grauen Pullover und eine Art Wildlederjacke, eine unnahbare Frau, die ihn schließlich sah. Er erhob sich etwas ungeschickt.
Sie lächelte.
»Hallo«, sagte sie.
»Hallo.«
Es schien, als wäre seine Männlichkeit plötzlich zu ihm zurückgekehrt, als hätte sie in den Kulissen gewartet.
»Ich hatte Angst, Sie anzurufen«, sagte er.
»Wirklich?«
»Es war eine übermenschliche Tat.«
»War es das?«
Er antwortete nicht.
»Ich hoffe, Sie haben gestern doch noch mit jemandem gesprochen.«
»Nur mit Ihnen«, sagte er.
»Das glaube ich nicht.«
»Es ist wahr.«
»Sie scheinen mir nicht sehr verschlossen.«
»Das bin ich auch nicht. Ich hab nur niemanden gefunden, mit dem ich sprechen konnte.«
»Bei all den Sultanen und Kleopatras.«
»Es war ein fantastischer Abend.«
»Das war es wohl«, sagte sie. »Erzählen Sie doch etwas von sich.«
»Ich denke, ich bin so ziemlich das, was Sie vor sich sehen. Ich bin vierunddreißig Jahre alt und, wie Sie wahrscheinlich gemerkt haben, einigermaßen beeindruckt.«
»Sind Sie verheiratet?«, fragte sie beiläufig.
»Ja.«
»So wie ich.«
»Ich weiß. Ich glaube, ich habe mit Ihrem Mann gesprochen.«
»Ja. Er ist auf dem Weg nach Schottland. Wir verstehen uns nicht sehr gut. Ich fürchte, ich habe die Bedingungen des Ehelebens nicht ganz verstanden.«
»Und die wären?«
»Dass er sich die ganze Zeit nach anderen Frauen umsieht und ich versuche, es zu verhindern. Es ist langweilig. Verstehen Sie sich mit Ihrer Frau?«
»Auf gewisse Weise.«
»Und welche wäre das?«
»Ich meine keine bestimmte Weise. Ich meine, bis zu einem gewissen Grad.«
»Ich glaube nicht, dass man einen anderen Menschen je wirklich kennt.«
Sie kam ursprünglich aus Kapstadt, wie sich herausstellte. Sie war auf den Stufen des dortigen Krankenhauses zur Welt gekommen, weiter kam ihre Mutter an dem Abend nicht, sie konnte sich noch nie von einer Party losreißen. Und doch war sie durch und durch englisch; sie waren nach London gezogen, als sie noch sehr klein war. Sie hatte wohl Schaden genommen, auch wenn man es ihr nicht anmerkte. Ihre Schönheit war sehr direkt, fast unüberlegt. Ihr Mann hatte tatsächlich eine andere Frau, eine Frau, die wohl eine Menge Geld erben würde, aber er war noch nicht bereit, sich scheiden zu lassen. Wiberg hatte ihr außerdem geraten, es zu lassen, sie hatte kein Einkommen und war besser dran, wie es war. Er meinte damit, wohlsituiert, allem Anschein nach wohlhabend, und sehr dekorativ.
»Woher kennen Sie Wiberg?«
»Er ist ein
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