Alles, was ist: Roman (German Edition)
Reihe von Gutachtern ein, die nur damit beschäftigt waren, zu lesen und Ablehnungen zu schreiben. Im narrativen Sinne nicht kraftvoll genug … Mit einer genaueren Charakterdefinierung könnte es vielleicht einen Verleger finden … Wir waren streckenweise aufrichtig begeistert … Nicht ganz unser Fall … Stecken Sie sich Ihren Fall in den Arsch ,schrieb ein wütender Autor zurück.
Eine weitere Idee war, Bücher zu versteigern und sie nicht wie üblich jeweils einem Verleger anzubieten und dann auf Antwort zu warten. Die Verleger weigerten sich zuerst, an dem Ganzen teilzuhaben, kamen dann aber nach und nach aus ihrem Rückzug und waren bereit, gegeneinander zu bieten, wenn das Buch vielversprechend war oder der Autor bereits einen Namen hatte.
Das Gespräch beim Lunch war freundlich und ausgedehnt. Ein Hauch von Geld lag in der Luft, Delovets ganzes Auftreten, der zweireihige Anzug, die Seidenkrawatte, die aussah, als hätte sie noch nie zuvor einen Knoten gesehen. Eddins war beeindruckt.
»Sag mal, Neal, was verdienst du so im Jahr? Was ist dein Gehalt?«
Ah!, dachte Eddins. Er fügte der Summe ein paar Tausend hinzu und nannte sie ohne zu zögern. Delovet tat sie mit einer Handbewegung ab. Nicht, was es sein könnte, deutete er an.
»Darf ich das als ein Angebot auffassen?«, fragte Eddins.
»Absolut«, sagte Delovet.
Sie einigten sich noch vor Ort auf ein neues Gehalt.
Robert Baum wusste, dass Lektoren durch ein höheres Gehalt oder eine bessere Stellung abgeworben werden konnten. Er hoffte, der gute Ruf des Hauses würde den Unterschied zumindest teilweise wettmachen. Er kannte Delovet aus eigener Erfahrung und durch Gerüchte, denen zufolge ein paar seiner Autoren keine Tantiemen bekamen, zumindest die aus dem Ausland, die nur schwer nachzuverfolgen waren. Entsprechend sprach er über Delovet.
»Er ist ein Betrüger.«
Eddins ließ sich die Haare schneiden und kaufte sich im British American House für den Herbst einen neuen Trenchcoat. Er sah ein Leben vor sich, das ihm entgegenkam. Zuerst war er noch mit kleineren Dingen beschäftigt, er arbeitete mit Klienten, die nicht ganz so wichtig waren, darunter ein paar Autoren aus dem Süden, von denen einer als Prediger in Missouri angefangen hatte und ein, wie Eddins fand, Naturtalent war.
Es erfolgte alles schriftlich. Eddins tippte oder diktierte der Sekretärin Briefe, in denen er den Autoren mitteilte, welche der Geschichten abgelehnt worden waren, manchmal mit ein paar ermutigenden Worten eines Redakteurs. Sie könnten es bei Harper’s versuchen oder The Atlantic , schrieb er. Er versuchte Trost zu spenden. Er mochte Schriftsteller, besonders gewisse Typen, Alkoholiker und Männer, die die gleiche Sprache sprachen wie er. Der ehemalige Prediger hatte eine Geschichte geschrieben, die einen zum Weinen brachte, über eine knochige Farmersfrau und eine blinde Sau, aber niemand schien sie haben zu wollen. Flannery O’Connor hatte alle Möglichkeiten für Geschichten aus dem Süden besetzt, stellte der Autor bitter fest.
Eddins fühlte mit ihnen. Fast konnte er ihre breiten Stimmen hören. Sie wohnten alle abgelegen auf dem Land. Der andere, der nicht der Expriester war, lebte irgendwo weit draußen bei seinem alten Vater. Eddins hatte das Gefühl, sie zu enttäuschen. Man musste tun, was von einem erwartet wurde, das war der Kodex. Wenn man fünf Jahre alt war und von einem erwartet wurde, dass man aufs Feld ging und arbeitete, tat man es und war wahrscheinlich sogar besser dran. Wenn man gerufen wurde, sein Land zu verteidigen, tat man es und machte nicht viel Aufhebens darum, genau wie sein Vater oder die Männer vor ihm, die nach der Niederlegung der Waffen Hunderte von Meilen nach Hause gewandert waren und versucht hatten, ihr Leben wiederaufzunehmen.
Es ging so weit, dass er eines Tages Delovet den Vorschlag machte, sie könnten den zwei Autoren doch etwas Geld vorschießen, wie es Verleger manchmal taten, ihnen sogar ein monatliches Gehalt zahlen, aber die Idee wurde nicht einmal diskutiert.
Wie sich herausstellte, hatte die Yacht in Westport keinen Motor, aber Eddins erfuhr davon erst später. Derweil lernte er die Arbeit und auch die Eigenheiten eines Agenten kennen. Dena kam in die Stadt, um sich, wie sie sagte, ein wenig umzusehen und abends ins Restaurant zu gehen, und ein- oder zweimal verbrachten sie zu dritt das Wochenende in einem großen, leicht heruntergekommenen Hotel unten an der Fifth Avenue.
Silvester feierten sie in
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