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Alles, was ist: Roman (German Edition)

Alles, was ist: Roman (German Edition)

Titel: Alles, was ist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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Telefon.
    »Scheint mir nicht sehr fair«, sagte Enid.
    »Mag sein, aber bei Rennen gibt es kein fair. Es war jetzt mal ein erstes Rennen. Er muss nur wieder Selbstvertrauen bekommen.«
    Er ließ ihn einige Male mit ein paar anderen Hunden laufen. Er zeigte seine Schnelligkeit, und dann, in seinem nächsten Rennen, wurde er Vierter. Es hatte außerhalb von London stattgefunden, Enid war nicht dort gewesen.
    In seinem dritten Rennen in Romford war er in Box Nummer zwei mit einer Gewinnchance von zwanzig zu eins. Etwas schoss an der Bande vorbei. Die Türen flogen auf, und schon brachen sie los. Die meiste Zeit lag er vorne, und am Ziel war das Feld so dicht beieinander, dass man es nicht mit Sicherheit sagen konnte, aber es stellte sich heraus, er hatte mit einer Kopflänge Vorsprung gewonnen. »Hut ab vor den Buchmachern!«, wurde gerufen und eine Fanfare gespielt, so knapp war das Ergebnis – Hut ab nicht vor den Richtern, sondern vor den Männern, die für die Wettquoten verantwortlich waren. In der Zeitung kamen erste Berichte, Guter Sprinter und Muss man im Auge behalten .
    Er gewann zwei weitere Male. Langsam hatte es eine Bedeutung. Gewann drei der letzten fünf Rennen , schrieben sie und noch beeindruckender: Entfesseltes Tempo. Mit vier Längen Vorsprung gewonnen .
    Bowman flog hinüber, als er im White City Stadion rennen sollte, auf der großen Londoner Rennbahn, die auch Leute aus dem Theaterdistrikt anlockte und etwas Glamour besaß. An dem Abend neben Enid war er wie berauscht. Sie waren ein Rennstreckenpärchen.
    Auf dem Weg hielten sie auf einen Drink in einer Bar irgendwo in der Nähe eines Krankenhauses, ein Schild über der Theke bot fünfzehn Prozent Rabatt für medizinisches Personal und Patienten mit mehr als dreißig Stichen. An der Rennbahn hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, Leute drängten hin und her, redeten und tranken. Der Abend war dunkel bewölkt, es schien Regen zu geben. Moravin wurde mit drei zu eins gehandelt. Davies hatte den Hund bereits mit einem selbst hergestellten Liniment abgerieben, die Schultern, den Körper bis zu den kräftigen Hinterläufen, als würde er ihn auf eine Kanaldurchquerung vorbereiten, und schließlich jedes Bein einmal rauf und runter. Dann dehnte er die Läufe, der Hund hatte aufgehört, sich dagegen zu wehren, und lag die ganze Zeit ruhig da.
    Er lief im fünften Rennen. Als die Hunde herausgeführt wurden, nieselte es bereits. Es gab zwei weiße Hunde, Moravin und ein Hund namens Cobb’s Lad. Die Menge wurde still.
    »Ich war noch nie so nervös«, flüsterte Enid. »Ich fühl mich, als müsst ich selber rennen.«
    Bowman hatte bemerkt, dass die Chancen auf drei zu zwei gefallen waren. Die Hunde wurden jetzt in die Boxen geschoben. Plötzlich schoss aus dem Dunkeln der mechanische Hase vorbei, die Boxen sprangen auf. Sie sprinteten los, dicht beieinander, gingen in die erste Kurve und tauchten auf der anderen Seite wieder auf. Der Regen war stärker geworden, er trieb in silbernen Strängen vor den Scheinwerfern herab. Man konnte kaum den einen Hund vom anderen unterscheiden, aber ein weißer Hund war vorne mit dabei. Die Meute flog vorbei, schnellte tief am Boden durch den Regen. Dass einer sich lösen würde, war schwer vorstellbar. Als sie in die letzte Kurve gingen, waren Kopf und Schulter eines weißen Hundes zu sehen, und so überquerten sie die Zielgerade. Es war Moravin.
    Es goss noch immer in Strömen, während Davies ihn unter einem Schirm zum Abkühlen auf- und abführte. Bowman borgte sich einen Schirm von der Frau neben ihnen und brachte Enid zum Siegerstand, als Moravin auf das Podest stieg, mit anmutigem Schritt, die grauen Markierungen seitlich an seinem Kopf wie die Maske eines Banditen. Die Zunge zitterte in seinem offenen Maul, dann hob der Trainer ihn zum Triumph in die Höhe, wie ein Lamm in seinen Händen. Enids Hund.
    Danach nahmen Sie noch zusammen einen Drink, Davies hatte sich wahrscheinlich bereits einen genehmigt. Sein Gesicht strahlte vor Freude.
    »Prächtiger Hund«, sagte er mehrere Male. »Sie haben auf ihn gesetzt, Misses, hoffe ich?«
    »Ja, einhundert Pfund.«
    »Die Quoten gingen kurz vorher noch runter. Die Buchmacher haben ihr eigenes Geld gesetzt, um die Quoten zu senken. Sie haben ihn gefürchtet. Gefürchtet, sag ich Ihnen.«
    Er übernachte außerhalb bei einem Freund, sagte er. Er war gesprächiger als üblich. Mit Stolz vertraute er ihnen an: »Aus dem kann noch was werden.«
    Sie ließen ihn im

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