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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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sich bei Allwetterfleisch als Werkstudent eingeschlichen und Belege dafür gesammelt, dass der Laden mit osteuropäischen Billigfleischanbietern Geschäfte macht.«

    Ich kicherte spöttisch.

    »Was ist denn so komisch daran?«, erkundigte sich Kim.

    »Wäre Rambo nicht gewesen«, sagte ich, »dann wäre dieser schmierige Kerl jetzt noch am Leben.«

    »Wovon zum Teufel sprichst du?«

    »Dass Bölling ermordet wurde. Die Kripo weiß inzwischen, dass er gestern in Burgsteinfurt von einer Frau belästigt wurde. Sie vermutet, dass diese Unbekannte ihn am späten Abend in seiner Wohnung aufgesucht, niedergeschlagen und in der Badewanne ertränkt hat.«

    »Sag mal, spinnst du oder was?«, regte Kittel sich auf.

    »Können Sie eine defekte Lampe reparieren?«, erkundigte ich mich bei Kim.

    Sie zuckte mit den Schultern.

    »Siehst du, sie kann. Und deswegen würde ich vorschlagen, dass wir uns hier im Team darüber unterhalten, ob wir der Kripo nicht reinen Wein einschenken.«

    »Reinen Wein? Was meinst du damit?«

    »Ihnen die Wahrheit sagen.«

    »Das gibt’s doch nicht«, meinte jetzt auch Kim. »Dein Partner denkt wirklich, ich hätte den Mann ermordet.«

    »Heh!«, widersprach ich, »ich denke gar nichts. Hier in Europa gilt man immer noch so lange als unschuldig, bis seine Schuld erwiesen ist. Genau umgekehrt wie bei euch drüben. Da müssen Sie umlernen.«

    Kittel holte Luft, um sich wieder über meinen Antiamerikanismus aufzuregen.

    »Wenn Bölling ermordet wurde«, sagte Miss Armbruster, ohne unseren Streit zur Kenntnis zu nehmen, »deutet das auf Castrop als Täter hin. Bölling hatte schmutzige Dinge über seine Firma herausgefunden und wollte dieses Wissen zu Geld machen.«

    »Außerdem muss jemand bei den Kontrollbehörden auf seiner Gehaltsliste gestanden haben«, vermutete Kittel. »So kam Castrop an das Biosiegel trotz minderwertiger Ware.«

    »Vielleicht hilft uns das weiter.« Seine Partnerin hielt einen Notizblock in der Hand. »Bölling erwähnt zweimal, dass Castrop sich mit einem Kerl, den er Hohepriester nannte, getroffen hat. Keine Ahnung, wer der Kerl ist, schreibt er. Bestimmt irgendein hohes Tier, das nicht genannt werden darf. «

    »Woher haben Sie das?«, wollte ich wissen.

    »Das ist ihm aus der Tasche gefallen«, behauptete Kim mit einem unverschämten Grinsen.

    »Gute Arbeit, Partner.« Kittel erwiderte das Grinsen und sah aus wie ein verliebter Teenager. »Wirklich, eine ganz hervorragende Arbeit.«

    Zum Dank schmiegte Miss Armbruster sich an ihn.

    Mir war klar, worauf das jetzt hinauslief. »Wenn ihr lieber allein sein wollt, braucht ihr es nur zu sagen.«

    »Gern«, meinte Kittel und zog seine Angebetete hinter sich her in seinen Büroraum. »Wäre echt nett von dir, wenn du inzwischen auf das Telefon achten könntest, Henk. Unser neuer Klient wollte sich melden.«

34

    Es war doch immer wieder verblüffend zu beobachten, auf welch unterschiedliche Art und Weise sich Frühlingsgefühle auswirken konnten: Bei manchen durften sie zu ihrem Recht kommen, schärften sogar Sensibilität und Auffassungsgabe, doch gab es auch eine Grenze, an der ihnen klargemacht wurde: Hier geht es nicht weiter, hier herrscht immer noch der Verstand und bestimmt, was getan und was unterlassen wird. Eine Einschätzung, die mit nur wenigen Abstrichen auf mich passte. Bei anderen wie meinem Expartner bewirkten dieselben Gefühle eine tragische Infantilisierung der gesamten Persönlichkeit, die mit einer Aufweichung des Gehirns einherzugehen schien.

    Kittels Bitte entsprach ich, indem ich das Telefon kurzerhand ausstöpselte. Dann räumte ich meinen Schreibtisch leer und packte alles in einen Rucksack. Was hatte ich hier noch verloren? Sollten die beiden mit ihren Hundefutterermittlungen glücklich werden, wenn sie zwischen zwei Quickies auf dem Schreibtisch überhaupt dazu kamen.

    Die Tür der Detektei fiel endgültig hinter mir ins Schloss. Einen Moment lang überlegte ich, den Schlüssel in den Briefkasten zu werfen, doch dann entschied ich, ihn mit nach Hause zu nehmen und die Toilette hinunterzuspülen. Ich trat auf den Hafenweg, es war ein Frühlingsvormittag wie aus dem Bilderbuch. Mit einem Liedchen auf den Lippen wischten die Kellner der Kneipen ihre Biertische und bereiteten sich auf den Ansturm der Gäste vor.

    Der Rucksack mit meinen detektivischen Habseligkeiten war nur halb voll, trotzdem wog er schwer. Ich verließ die Hafenmeile, lenkte meine Schritte zum Bahnhof und von dort

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