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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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Schreibtisch mit einem PC und einem Flachbildmonitor. Ich nahm auf dem Stuhl Platz und hatte einen Rundblick in die umliegenden Wohnungen.

    »Die meisten schlafen leider schon«, murmelte Frau Schweikert enttäuscht. Sie hielt sich ein Fernglas vor die Augen. »Alles düster.«

    Ich schaltete den Computer ein. »Wie Sie selbst sagten, lebte Bölling davon, dass er im Leben anderer Leute herumschnüffelte und schmutzige Details sammelte, die er an die Feinde dieser Leute verhökerte. Ein einträgliches Geschäft.«

    Mit der Maus klickte ich mich durch Böllings Dokumente. Im Verzeichnis Klienten  war eine illustre Gesellschaft versammelt: darunter sämtliche im Stadtrat vertretenen Parteien, das Erzbistum Münster, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die Wohnungsgesellschaft Münsterland und mehrere Karnevalsvereine. Auch die Firma Allwetterfleisch war vertreten und eine Person oder Institution namens L.B. Leider waren diese beiden Ordner leer.

    »Bölling hat in Castrops Firma herumgeschnüffelt«, dachte ich laut nach. »Er behauptete, dort auch Defries getroffen zu haben. Was hatte Defries dort verloren? Hat er von ihm eventuell etwas erfahren? Jetzt ist Defries spurlos verschwunden und Bölling ermordet.«

    »Vielleicht haben die beiden herausgefunden, dass Allwetterfleisch millionenschwere Geschäfte mit Gammelfleisch macht. Die Kerle sind nicht zimperlich.«

    Ich nickte bestätigend. »Es ist erst wenige Stunden her, da wollte mich einer von denen sprichwörtlich kaltstellen.«

    »War dieser Jemand zufälligerweise eine Frau?«, erkundigte sich Frau Schweikert. »Auf dem Weg hierher erfuhr ich von einem Kollegen, dass Bölling heute Nachmittag schon einmal tätlich angegriffen worden ist. Das war in Burgsteinfurt und die Täterin war eindeutig eine Frau.«

    Wir kehrten wieder ins Bad zurück. Die Spurensicherung war inzwischen weitergezogen. Das Wasser, leicht rötlich gefärbt von der Platzwunde, die die Salami hinterlassen hatte, stand immer noch in der Wanne.

    »Drei Morde«, sinnierte die Hauptkommissarin und starrte auf die Wasseroberfläche. »Ein Gastronom, der Gammelfleisch verarbeitete, eine Mitarbeiterin von Münster Marketing und ein windiger Privatdetektiv. Was haben die gemeinsam?«

    Mein Blick schweifte an der Decke entlang. In allen vier Ecken hatten sich Spinnen mit ihren Netzen häuslich eingerichtet. Es schien ihnen gut zu gehen, sie waren dort oben fruchtbar, hatten sich vermehrt, und einige saßen zu zweit oder zu dritt in den Netzen und lauerten auf Beute. Das ist typisch für Bölling, dachte ich. Leistet sich ein schickes Bad, und an der Decke, wo keiner hinschaut, tummeln sich Spinnen. Ja, ich liebe dich, mein Schatz, und ich ertrage es nicht, dir weiter dieses Theater vorzuspielen. Zwar sollte man in Badezimmern, in denen gerade ein Mord geschehen war, nicht schlecht über den Toten sprechen, aber Bölling als einen geschwätzigen Blender zu bezeichnen, war für diesen Kerl ja noch als Lobhudelei zu werten . Deshalb habe ich beschlossen, mich radikal zu ändern. Ab heute, du wirst sehen, werde ich die Hand beißen, die mich füttert.

    Auf dem Boden, unter dem Spiegelschrank, lagen Krümel herum. Ich bückte mich. Es waren Reste von Kabelumhüllungen, einer hellgrauen und einer roten. Ich wandte meinen Blick dem Plastikschrank zu. An der Abdeckung für die Leuchtröhre fehlten die Schrauben.

    »Jemand hat die blanken Enden erneuert«, sagte ich. »Offenbar hatte das Licht einen Wackelkontakt.«

    »Na und? Ist es für die Aufklärung des Mordes in irgendeiner Weise aufschlussreich, dass Bölling irgendwann das Licht repariert hat?«

    »Bölling war eher der Typ, der sich lieber in der Küche rasiert, wenn im Bad das Licht flackert, anstatt was dran zu ändern.«

    Frau Schweikert nahm mich nicht ernst. »Sie meinen doch nicht etwa, der Mörder hat den Wackelkontakt behoben?«, spottete sie. »Also suchen wir eine Person mit handwerklichen Fähigkeiten.«

    Ab heute, du wirst sehen, werde ich die Hand beißen, die mich füttert. L.B. bedeutete nicht Landesbank, sondern Laura Brück! Die Frage war, in wessen Hand Bölling gebissen hatte.

    »Wir sollten herausfinden, für wen er gearbeitet hat«, sagte ich.

    Schweikert schüttelte missbilligend den Kopf. »Lassen Sie mich raten, Herr Voss: Götz Wallenstein, nehme ich an?«

    »Das wäre durchaus möglich. Seine Tochter wollte nicht nach seiner Pfeife tanzen und arbeitete für die Konkurrenz.«

    »Also setzte er Bölling

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