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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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Mobiltelefons, indem man als Radfahrer hierfür das Mobiltelefon aufnimmt oder hält«, rezitierte der Mann. »Macht fünfundzwanzig Euro.«

    Ich bremste, er auch. »Guter Versuch«, lobte ich. »Aber momentan bin ich nicht in der Stimmung, mich schräg anschnorren zu lassen.«

    Der Mann deutete auf mein Rücklicht. »Dazu kommt noch Paragraf 17, Absatz 1a: Führen eines Fahrrades, dessen Beleuchtungseinrichtung nicht vorhanden beziehungsweise nicht betriebsbereit ist. Noch mal zehn Euro.«

    »Hören Sie mal, sich für einen Polizisten auszugeben, nur weil man grün angezogen ist, kann einen teuer zu stehen kommen«, gab ich zurück. »Paragraf 10, Absatz 3 der Echtheitsverordnung: Einen Beamten nachzumachen oder ihn gar vorzutäuschen, kann mit Haftstrafen bis zu einem Jahr geahndet werden. Also reichen Sie einen Zwanziger herüber und ich betrachte den Fall als erledigt.«

    »Wie Sie wollen.« Der Grüne zeigte mir seinen Dienstausweis. »Dann steigen Sie jetzt mal ab und weisen Sie sich aus.«

     
    Der Kerl hielt mich tatsächlich über eine halbe Stunde fest und belehrte mich über Verkehrssicherheit. Er füllte Hunderte von Zetteln aus, betätigte meine Bremse und verpasste mir ein weiteres Bußgeld von zehn Euro wegen Führens eines Rades ohne funktionierende Bremsen. Dann berichtete er stolz und wortreich, dass die Münsteraner Polizei erst kürzlich für ihre Bürgernähe ausgezeichnet worden sei, und wünschte mir einen guten Heimweg.

    Ich wollte aber gar nicht nach Hause. Es war schon fast elf, als ich von der Warendorfer Straße in jenen düsteren Innenhof einbog, in dem Böllings windschiefes Haus versteckt lag. Auf den Fassaden der umliegenden Häuser flackerte es unwirklich. Zwei Streifenwagen, die vor dem Haus abgestellt waren, ließen ihr blaues Blinklicht kreisen. Die Haustür stand offen. Auf der Schwelle begegnete ich einem Kripobeamten, den ich vom Sehen kannte. Er war auf dem Weg hinein, und ich folgte ihm ins Badezimmer, wo sich bereits ein Fotograf und eine Rechtsmedizinerin aufhielten. Die Wanne war mit Wasser gefüllt. Auf ihrem Grund lag Mirko Bölling. Er war vollständig angezogen und sein starrer Blick drückte Verwunderung aus. Und eine Spur Missbilligung, als ob ihm der Andrang in seinem engen Badezimmer nicht recht sei.

    Hinter mir betrat noch jemand den Raum. »Herr Voss«, begrüßte mich Hauptkommissarin Sanne Schweikert. »Gut, dass Sie kommen. Dass Sie uns die aufwendige Fahndung ersparen, wird sich sicher positiv auf Ihr Strafmaß auswirken.«

32

    »Ich habe den Mann aber nicht umgebracht«, erklärte ich.

    »Vorhin klang das aber alles noch ganz anders.«

    »Vorhin?«

    »Bei Ihrem Anruf. ›Was Schwarzenegger zugestoßen ist, kann auch dir passieren.‹ Das waren Ihre Worte. Wir haben uns erlaubt, Herrn Böllings Mailbox abzuhören.«

    »Schwarzenegger habe ich auch nicht umgebracht«, sagte ich.

    »Das haben wir bereits überprüft.«

    »Bölling hat es getan. Und dann hat er mir den Kadaver untergejubelt, um mich zu kompromittieren.«

    »›Sie sind so gut wie tot.‹ Das haben Sie auch gesagt.«

    »Tot und so gut wie tot«, belehrte ich die Kommissarin, »ist noch lange nicht dasselbe.«

    Schweikert nickte. »Der Unterschied beträgt etwas mehr als zehn Minuten und entspricht damit jenem Zeitraum, der zwischen Ihrer Drohung und der Tat liegt, die, wie unsere Gerichtsmedizinerin natürlich erst vorläufig bestätigt, um zehn nach zehn stattgefunden hat. Den Ablauf können wir also wie folgt rekonstruieren: Sie rufen Herrn Bölling an und fahren gleich zu ihm. Er öffnet Ihnen arglos, Sie überrumpeln ihn, indem Sie ihn mit einem stumpfen Gegenstand niederschlagen und den Bewusstlosen ins Badezimmer schleifen. Sie füllen die Wanne und ertränken ihn darin.«

    »Was für ein stumpfer Gegenstand?«

    »Eine grobe Salami. « Schweikert deutete auf eine große knüppelförmige Wurst mit dicker Pelle, die bereits als Beweismittel gesichert worden war. »Fingerabdrücke natürlich Fehlanzeige, aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen. Sie sehen also: Schuldig und so gut wie schuldig ist in manchen Fällen dasselbe.«

    »Wir sind hier immer noch in Münster, Frau Kommissarin, und nicht in Sankt Petersburg.«

    »Was war der Grund Ihres Besuchs bei Herrn Bölling?«

    »Er versuchte, mich mit fingierten Fotos zu erpressen, und ich wollte ihn zur Rede stellen.«

    Schweikert war mir in Böllings Wohnzimmer gefolgt. In der Ecke am Fenster stand ein schäbiger

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