Allie kommt gross raus Band 4
zuvor hatte ich mir noch gut zugeredet, nicht zu laut zu jubeln, weil ich auf keinen Fall die Gefühle meiner besten Freundin verletzen wollte. Und jetzt saß ich hier und musste mich höllisch zusammenreißen, um nicht vor der ganzen Klasse in Tränen auszubrechen.
Aber mich beachtete sowieso niemand, weil alle Sophie umschwärmten, die es ja echt geschafft hatte. Sophie war angemessen bescheiden und benahm sich genau, wie es sich für eine Prinzessin gehörte. Sie sagte »Oh, danke« und »Ja, ich werde mein Bestes tun« und »Das habe ich alles Mrs Hunter zu verdanken, weil sie mir die Chance gegeben hat«.
Es tut mir wirklich leid, aber obwohl ich weiß, dass man niemanden hassen soll, empfand ich in diesem Augenblick Hass auf Sophie. Also … vielleicht war es doch nicht so krass, aber irgendwie mochte ich sie gerade nicht. Jedenfalls nicht besonders. Denn diese Sachen hätte ich sagen sollen, und nicht sie! Warum drängte sich niemand zu mir vor, um mir zu gratulieren?
Moment … ich weiß genau, warum. Weil keiner die böse Königin leiden kann!
Zum Beweis bewarf Stuart Maxwell mich mit einem zusammengeknüllten Zettel und legte los: »Ha! Böse Königin! Das passt zu dir, Allie!«
Da war mir noch mehr zum Heulen zumute, aber ich erinnerte mich daran, dass ich eine Schauspielerin war und tat so, als wollte ich nicht am liebsten anfangen zu weinen.
Ich antwortete: »Langsam, langsam, du bist ein böser Soldat und du arbeitest für mich, die böse Königin. Also musst du tun, was ich sage. Und ich sage: Halt’s Maul.«
Er zog die Augenbrauen hoch, musterte mich und erwiderte: »Du hast mir nichts zu sagen.«
»Oh, doch«, sagte ich. »Ich bin die Königin. Das heißt, ich bin deine Chefin.«
Da Stuart gegen diese Logik nicht ankam, tat er das Einzige, was er konnte. Er holte ein Blatt Papier heraus und fing hektisch an, kopflose Zombies zu zeichnen.
Ich hatte eine Ahnung, wie er sich fühlte. Ich würde auch gleich anfangen, kopflose Zombies zu zeichnen, wenn ich das Gefühl hätte, das würde helfen. Doch für mich gab es nur eins, was mir helfen konnte, nämlich … die Rolle der Prinzessin spielen zu dürfen.
Da ich aber wusste, dass damit nicht zu rechnen war, sollte ich wohl besser auch zu Sophie gehen, wenn es klingelte, und sagen: »Hey, Sophie, herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich,
dass du die Rolle bekommen hast, die du gerne haben wolltest.«
Und dabei müsste ich so tun, als meinte ich es ehrlich.
Genau das tat ich dann auch. Während Cheyenne wütend losstapfte, um mit dem Handy ihre Mutter anzurufen, damit sie Mrs Hunter anrief, ging ich zu Sophie und gratulierte ihr dazu, dass sie die Prinzessinnen-Rolle bekommen hatte. Die Rolle, die ich hätte bekommen sollen. Denn das macht man als guter Verlierer - und als beste Freundin.
»Meine Güte, Allie«, sagte Sophie, warf mir die Arme um den Hals und drückte mich fest. »Vielen Dank, Allie! Es tut mir so leid für dich, dass du die Rolle nicht bekommen hast. Du warst auch so gut!«
»Jep«, sagte Caroline. »Aber das geht in Ordnung, weil Allie die Rolle nicht so dringend wollte wie du, Sophie. Sie hat nur dafür vorgesprochen, damit Cheyenne sie nicht bekommt.«
Ich musste wirklich die Tränen wegblinzeln, als ich das hörte. Ich wollte die Rolle nicht so dringend wie Sophie? Oh, Mann, ich wollte sie unbedingt!
Aber da ich sie nicht bekommen hatte, konnten die anderen ruhig weiter daran glauben.
»Jep«, sagte ich lässig und drückte Sophie. »Mit meiner Rolle komme ich gut klar. Also, jedenfalls rufe ich nicht meine Mutter an und beschwere mich wie Cheyenne.«
»Das ist doch wirklich nicht zu fassen, oder?« Sophie ließ mich los und wischte sich die Locken aus den großen braunen
Augen. »Voll die Prinzessin! Sie glaubt wirklich, sie wäre eine, oder was?«
»Absolut«, sagte ich.
»Du wirst eine super böse Königin, Allie«, sagte Erica. »Du wirst die beste böse Königin, die es je gegeben hat.«
Ich konnte sie nur anstarren. »Ja?«
»Selbstverständlich«, sagte Sophie.
»Du bist immer die Beste, wenn wir in der Pause ›Königinnen‹ spielen«, stimmte Caroline zu, die offenbar auch dieser Meinung war. »Warum solltest du als böse Königin nicht super sein? Außerdem weißt du genau, dass Stuart und die anderen Jungen auf dich hören werden.«
Ich ließ die Schultern hängen. »Oh«, sagte ich. »Das stimmt natürlich.«
Kein Wunder, dass Mrs Hunter mir die Rolle der bösen Königin gegeben hatte! Sie hasste
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