Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)
dunkle Ringe unter den Augen. Auf seinem T -Shirt stand »Shut the f** up«. Tim hatte nicht vor, sich zu unterhalten. Unter Leuten sein reichte ihm. Still saß er da. Fühlte sich sicher. Ruhe im Kopf.
Das Bier schmeckte würzig.
Nach und nach füllte sich die Bar. Jüngere Leute kamen. Eine Gruppe Mädchen drängte an den Tresen. Jung. Kurze Röcke. Gebräunte Beine. Sandalen. Klimpernde Ketten.
Jemand stieß ihn an. Bier schwappte über.
Die Blonde drehte sich um. Locken flogen. »Oh, sorry!« Sie kicherte schuldbewusst. »Tut mir leid. Bist du okay?« Sie berührte seinen Arm. Er sah in ihre blauen Augen. Sommersprossen auf geröteten Wangen.
»Kein Problem.« Er versuchte zu lächeln. Wurde sich der Blessuren bewusst.
Ein Mädchen zog die Blonde am Arm. Flüchtiges Lächeln. Dann war sie in der Menge verschwunden.
Die Band begann zu spielen. Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug. Die Typen waren etwa so alt wie er. Man hatte die Tische auseinandergeschoben. Einige Leute tanzten.
Der Raum voller Menschen jetzt. An der Bar wurde gedrängelt. Er fühlte sich wohl, trotzdem. Nahm sein Bier und schob sich durch die Menge nach vorne an die Tanzfläche.
Er überragte alle. Leute tanzten, unterhielten sich, hörten der Musik zu. Keiner nahm Notiz von ihm. Er stellte sich neben den großen Lautsprecher. Spürte die Musik vibrieren. Laut. Sie übertönte alle Gedanken. Die Band war gut. Die Tanzfläche voll.
Bald wippte sein Fuß im Rhythmus mit. Sie spielten Coverversionen. Guns N’ Roses.
Das ältere Paar tanzte einen unpassenden Foxtrott. Rührend.
Irgendwo in der Menge die Mädchen. Er sah, wie die Blonde mit den Sommersprossen lachend den Kopf zurückwarf. Vorsichtig stellte er das leere Glas auf dem Lautsprecher ab. Verspürte keine Lust auf ein weiteres. Alles war gut, wie es war.
Bon Jovi. »Livin’ on a Prayer«. Johlender Applaus. Leute sangen mit. Der Raum vibrierte. Die tanzende Menge erhitzte den Raum.
Körper bewegten sich im selben Rhythmus, stampfende Füße, Hände klatschten im Takt. Er verspürte Lust mitzumachen. Unsicher wartete er auf den richtigen Moment. Zwei Schritte nach vorn. Die Tanzenden nahmen ihn mit. Holten ihn wie eine sanfte Welle ab und trugen ihn mitten auf die Tanzfläche. Er spürte verschwitzte Arme, wiegende Hüften. Lachende, entspannte Gesichter. Er konzentrierte sich auf den Rhythmus. Augen auf die Band geheftet, trat er von einem Fuß auf den anderen. Fand sich zurecht. Bald hob er die Hände, klatschte mit, schloss die Augen. Spürte, wie sein schmerzender Körper weicher wurde. Bewegte sich freier. Den Mund geöffnet, lächelte er zu seiner eigenen Überraschung.
Der Song endete. Man klatschte. Er sah sich um, nahm Kontakt auf zu den anderen. Er war einer von ihnen.
Alle warteten verschwitzt auf den nächsten Song. Run DMC , »Walk This Way«. Freudiges Gejohle. Er hatte den Song schon mal gehört. Jemand nickte ihm lachend zu.
Er tanzte jetzt ausgelassener. Schüttelte den Kopf. Die Arme bewegten sich frei.
Plötzlich waren die Sommersprossen neben ihm. Er lachte sie an. Unverbindlich. Sie drehte sich vor ihm. Entfernte sich, kam wieder zurück. Griff seine Hand. Leicht. Und zusammen bewegten sie sich im Rhythmus der Musik.
Ihre Nase kräuselte sich, als sie ihn anlachte. Vorsichtig zog er sie an sich, drehte sie. Es klappte gut. Sie fanden denselben Rhythmus. Er fühlte sich überraschend leichtfüßig.
Ihr Kleid war orange mit roten Blüten. Eine zierliche goldene Kette klebte an ihrem Hals. Glatte, glänzende Haut. Sie war jung.
Applaus brandete auf. Die Band machte Pause. Ruhigere Musik setzte ein. Er nickte ihr freundlich zu, wandte sich zum Gehen. Vielleicht noch ein Bier.
Die Tanzfläche leerte sich. Man drängte zur Bar. Einige blieben. Engtanz. Sie hielt ihn am Armgelenk fest, sanft.
»Willst du?« Er musste sich zu ihr hinunterbeugen, um sie zu hören.
Sie zog ihn an sich. Bewegte sich langsam zur Musik. Er spürte die Locken an seinem Kinn. Ihr Kopf ruhte an seiner Brust. Vorsichtig legte er den Arm um sie. Nicht zu eng. Er versuchte, nicht zu schwer zu atmen.
Sie roch nach Lavendel. Angenehm. Er spürte ihren jungen Körper. Die Biegung in ihrem Rücken. Seine Hand ruhte leicht unter ihrem Schulterblatt. Er spürte die Hitze, schweißnassen Stoff. Ihr Haar kitzelte sein Handgelenk. Unter ihrem Kleid der Verschluss des BH s.
Lächelnd lösten sie sich, als der Song zu Ende war. Er entschuldigte sich zur Toilette. Machte es ihr leicht.
Wenn er
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