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Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Titel: Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Potente
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hätte ihn tanzen sehen.
    Er kaufte zwei Sixpacks Bier, Wasser, Chips, Zigaretten und die New York Times. Beschwingt fuhr er zurück zum Motor Inn.
    Schon von Weitem sah er sie vor seiner Tür sitzen. Freude durchfuhr ihn. Sie stand auf, als sie ihn erkannte, ging ihm entgegen, winkte.
    Sue trug ausgewaschene Jeans, Sneakers und ein rotes Sweatshirt, auf dem in orangefarbenen Lettern »Survivor« stand. In der Hand hielt sie eine Cola light, das Haar zum losen Pferdeschwanz gebunden.
    Er parkte direkt vor der Tür.
    »Ich bin schon wieder da!« Sie umarmte ihn zur Begrüßung, strich mit der freien Hand über seinen Rücken. »Ist das okay?«
    »Klar.«
    Er verstaute das Bier in der Minibar.
    Sie blieb im Türrahmen stehen. Er spürte, wie aufgeregt sie war.
    »Hast du Lust, Dune Buggies zu fahren?«
    Er wusste, was Dune Buggies waren, hatte aber noch nie in seinem Leben einen bestiegen. Sie waren nicht für seine Größe gemacht.
    Erwartungsvoll blickte sie ihn an. »Bei Pismo Beach kann man welche mieten.«
    »Okay«. Warum nicht.
    Sie klatschte vor Freude in die Hände. »Jetzt gleich?«
    Er zog sich im Bad um, riss die Preisschilder von den neuen Kleidungsstücken ab, stopfte die leeren Plastiktüten in den kleinen Mülleimer. Der Raum war eng. Er stieß sich Ellenbogen und Knie erst an der Wand, dann am Toilettenpapierhalter. Schweiß rann ihm die Schläfen hinunter. Als er die lange Hose anzog, verhedderte er sich mit dem Fuß im Hosenbein und strauchelte, ruderte mit den Armen, riss den Zahnputzbecher von der Ablage, der klirrend zu Boden fiel.
    »Alles okay? Du kannst dich auch hier draußen umziehen«, rief Sue. Aber er hatte Angst, sie zu wollen. Einen Ständer zu kriegen. Als er mit rotem Kopf heraustrat, saß sie mit geschlossenen Augen auf dem Bett. »Ich guck auch nicht.«
    Er wechselte das T -Shirt. »Fertig.«
    »Siehst gut aus. Let’s go!« Sie strahlte und steckte ihn mit ihrer Energie an.
    Sie suchte im Autoradio nach guter Musik. Bob Dylan. »It Ain’t Me Babe.« Laut sangen sie mit.
    »Ich hab Dylan live gesehen. Meine Frau und ich …« Abrupt verstummte er. Starrte auf die Straße.
    »Du trägst keinen Ring.«
    »Wir lassen uns gerade scheiden.« Scheiße.
    Wieder drehte sie an den Sendern herum. Den Song kannte er nicht.
    Sie hatte die Schuhe ausgezogen und ihre nackten Füße gegen das Handschuhfach gestemmt. Knallrote Fußnägel.
    Leise summte sie. Die Zehen wippten mit.
    Eine Weile sprachen sie nicht. Es waren zwei Stunden bis Pismo Beach.
    Seine Gedanken drifteten wieder zu Peter. Woran mochte er gestorben sein? Krebs? Starb nicht fast jeder an einer Art Krebs?
    Vielleicht ein Herzinfarkt. Peter hatte immer sehr gesund auf ihn gewirkt. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er je ernsthaft krank gewesen wäre.
    Vorsichtig blickte er irgendwann zur Seite. Sue war eingeschlafen.
    Er drehte das Radio leise. Würde Liz die Scheidung einreichen? Oder war die Trennung vielleicht nur auf Zeit?
    Dass sie ihre Telefonnummer geändert hatte, war kein gutes Zeichen. Dass es so still war, war kein gutes Zeichen. Er spürte, dass es ihr ernst war.
    Aber sie mussten reden. So etwas musste man besprechen. Nach neunundzwanzig Ehejahren ging man nicht einfach wortlos.
    Er musste auch mit Derek sprechen. Morgen würde er nach L.A. zurückfahren. Vielleicht übermorgen.
    Er musste sich um Dinge kümmern, statt Dune Buggies zu fahren.
    Er könnte Sue sagen, dass er schon etwas vorhatte.
    Nein, fuck it. Das konnte er alles später entscheiden.
    Die Wahrheit war, dass er sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder leicht fühlte. Es war ein bisschen Licht ins Dunkel gekommen. Er wollte es noch ein wenig festhalten.
    Er nahm eine Ausfahrt mit Toilettenschild. Ein kleiner Parkplatz mit Dixieklo. Außer ihnen war niemand da.
    Als er zurückkam, stand Sue neben dem Auto und reckte sich.
    Hatte das Sweatshirt ausgezogen. Sie trug nur ein schwarzes Hemdchen. Es war warm geworden.
    Er ging lächelnd auf sie zu. »Noch eine halbe Stunde bis Pismo.«
    Da war etwas in ihrem Blick. Etwas Neues. Etwas, das er noch nicht gesehen hatte. Unvermittelt zog sie ihn an sich. Drehte sich um die eigene Achse.
    Er stand jetzt mit dem Rücken zum Wagen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, umfasste seinen Nacken und zog sein Gesicht sanft zu sich heran. Presste sich an ihn. Ihr Kuss durchfuhr ihn wie ein Blitz. Er hatte Sanftheit erwartet. Unschuld. Aber der Kuss war fordernd, ihre Zunge erfahren, unnachgiebig suchte sie

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