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Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Titel: Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Potente
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Hause.
    »Mom mag Beige«, hatte er beiläufig gesagt.
    »Meinst du wirklich?« Sie wollten Liz auf den Arm nehmen. Sie hatte sich nicht beirren lassen.
    Nach dem Teppichkauf hatten sie zusammen mittaggegessen. Es war ein guter Tag gewesen.
    Er öffnete die Schiebetüren zum Garten und ließ frische Luft herein. Das Wohnzimmer sah wieder halbwegs präsentabel aus. Er war mit sich zufrieden. Er hatte die Initiative ergriffen, es durfte nicht alles so weitergehen.
    Am Spätnachmittag hielt ein gelbes Taxi vor der Tür.
    Tim hörte das bellende Lachen schon von drinnen. Larry Greenblatt war zurück. Er trug die Shorts und das Hawaiihemd vom Vortag. Man hatte die Sachen über Nacht gewaschen. Larrys Hand hing in einer Schlinge aus Mull.
    Sie umarmten sich. Tim bemühte sich, die verbundene Hand nicht zu berühren.
    Larrys Stimme klang heiser. »Alter Lebensretter!«
    Für einen Moment hatte Tim das Gefühl, dem Freund würden die Tränen kommen. Er klopfte ihm auf die Schulter.
    »Willst du was trinken, Alter?«
    »Ja, ich nehme einen doppelten Mai Tai!«
    Als sie ins Wohnzimmer traten, stieß Larry einen Pfiff aus. Ließ den Anblick des sauberen Wohnzimmers auf sich wirken.
    »Mein Fraynd, das war dringend nötig!«
    Den Abend verbrachten sie auf der Couch.
    Der Wind hatte zugenommen. Die Lupinen bogen sich vor den Fenstern. Staub wirbelte auf. Der Mond war fast voll.
    Larry schien ganz der Alte. Rastlos wie immer. Er erzählte mit großen Gesten von den unattraktiven Krankenschwestern und wie hart das Bett gewesen war.
    »Da lob ich mir eine weiche Couch!«
    Es kostete ihn einige Anstrengung, den Arm ruhig zu halten.
    Tim hatte sich selbst überrascht und Spaghetti mit Tomatensoße gekocht.
    Sie aßen vor dem Fernseher. Es wurden einige Episoden »Cheers« wiederholt, eine angestaubte Comedy. Sie lachten trotzdem. Larry wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Phantastisch! Aber morgen gehen wir aus! Ich habe bei Musso & Frank’s einen Tisch für uns bestellt.«
    Irgendwann hatten sie genug. Larry wirkte müde.
    Der Abend schien schon zu Ende, und Tim machte Anstalten, ins Bett zu gehen, da wurde Larry plötzlich munter.
    »Jetzt erzähl doch mal. Was ist mit Liz?«
    Sie hatten den ganzen Abend nur Wasser getrunken, Tim war zu nüchtern, um über Liz zu reden.
    Larry gab so schnell nicht auf. »Ist sie mit einem anderen weg?« Er hatte seine Geschichte erzählt, jetzt war Tim an der Reihe. »Wann ist das alles passiert?«
    »Vor knapp einem Monat. Eine Woche, bevor mir gekündigt wurde.«
    Dann begann er doch zu erzählen. Er ließ nichts aus, beschönigte nichts. Larry nickte hin und wieder. Als Tim zu seinem Fund im Schreibtisch und Peter Heffner kam, glitt ihm die Geschichte ein bisschen aus der Hand. Larry konnte ihm nicht mehr folgen. Welche Rolle spielte Peter Heffner? Ungeduldig rutschte er auf der Couch herum.
    Tim kürzte ab und endete mit dem Lunch im The Ivy. Erzählte knapp und emotionslos, was vorgefallen war. Als er fertig war, unterdrückte Larry ein Gähnen.
    »Okay, also dein alter Nachbar, der jetzt tot ist, hatte was mit deiner Frau? Und jetzt ist sie mit einem anderen Typen weg?« Er überlegte. »Sie hat dich also quasi zweimal betrogen?«
    So hatte Tim das noch nie gesehen. Shit.
    »Ja.«
    »Wieso läss du dich zweimal betrügen?« Larry schien ehrlich sprachlos. » Das verstehe ich nicht.«
    »Was weiß ich. Ich war nie da …« Er zuckte mit den Achseln. Fühlte sich wie ein Idiot.
    »Und was hast du unternommen? Weißt du, wer der Typ ist? Hast du sie zur Rede gestellt?«
    »Nein. Ich kann sie nicht erreichen.«
    Ratlos ließ sich Larry in den Sessel zurückfallen. »Ich bin mir nicht sicher, ob du deine Frau wirklich zurückwillst, mein Fraynd.«
    Es war einen Moment still.
    Larry klopfte mit der gesunden Hand auf den Couchtisch. »Wenn ja, dann musst du kämpfen! Ihre E-Mails lesen, ihre Freundinnen zur Rede stellen, deinen Sohn fragen, der weiß doch bestimmt etwas!«
    Tim starrte auf seine Hände und schwieg.
    Larry blieb dran. »Das kannst du mir nicht erzählen, dass dein Junge nichts weiß!«
    »Ja ja, du hast sicher recht. Ich werd darüber nachdenken, Larry.« Er wusste, dass er abwehrend klang. Das Gespräch wurde ihm zu anstrengend.
    »Oy wey. Du brauchst Urlaub, mein Fraynd!« Larrys Mitgefühl war echt.
    Einen Moment lang sagte keiner von ihnen ein Wort. Beide schauten auf den Couchtisch vor ihnen. Schließlich stand Tim auf und holte zwei Bier aus der Küche. Als er

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