Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
beugte sich ein Stück vor, um in einen näheren, aber nicht zudringlichen »Proximalbereich« zu gelangen - ungefähr neunzig Zentimeter von Tammy entfernt. Das würde das Mädchen verunsichern, aber nicht zu stark bedrohen. Dance lächelte weiterhin und entschied sich, ihr graues Brillengestell nicht gegen das schwarze - ihre »Raubtierbrille« - zu tauschen, das sie einsetzte, um Machiavellisten einzuschüchtern.
    »Das ist sehr hilfreich, Tammy, alles, was Sie gesagt haben. Ich weiß Ihre Mitwirkung wirklich zu schätzen.«
    Das Mädchen lächelte. Aber es schaute auch zur Tür. Dance las: Gewissensbisse.
    »Eine Sache noch«, fügte Kathryn hinzu. »Uns liegt inzwischen der Bericht der Spurensicherung vor. Wie bei CSI, Sie wissen schon.«
    »Klar, das guck ich gern.«
    »Welche der Serien gefällt Ihnen am besten?«
    »Die originale. Die in Las Vegas spielt.«
    »Das soll die beste sein, hab ich gehört.« Dance hatte die Serie noch nie gesehen. »Aber die Spuren deuten nicht darauf hin, dass dort zwei Leute waren. Weder auf dem Parkplatz noch am Strand.«
    »Oh. Na ja, wie gesagt, es war bloß so eine Art Gefühl.«
    »Und noch mal zu der einen Frage, die ich gestellt habe. Dieses Klirren, das Ihnen aufgefallen ist... Sehen Sie, wir haben auch keine Spuren eines anderen Wagens gefunden. Also möchten wir gern wissen, wie der Täter geflohen ist. Was ist mit dem Fahrrad? Ich weiß, dass Sie glauben, das Geräusch im Auto, dieses Klirren, sei von einem anderen Gegenstand gekommen, aber könnte es nicht vielleicht doch so gewesen sein?« »Ein Fahrrad?«
    Die Wiederholung einer Frage deutet oftmals auf eine Irreführung hin. Der Verdächtige will Zeit schinden, um die Folgen seiner Antwort zu bedenken und etwas Glaubwürdiges zu erfinden.
    »Nein, unmöglich. Wie soll das auf die Rückbank gepasst haben?« Tammys Verneinung kam zu schnell und zu entschieden. Sie hatte selbst schon an ein Fahrrad gedacht, wollte die Möglichkeit aber aus irgendeinem Grund nicht eingestehen.
    Dance hob eine Augenbraue. »Oh, ich weiß nicht. Einer meiner Nachbarn fährt auch einen Camry. Das ist ein ziemlich großer Wagen.«
    Tammy sah sie ungläubig an. Es schien sie zu überraschen, dass Dance sich vorbereitet hatte und die Bauart des Wagens kannte. Verunsichert schaute sie zum Fenster. Sie suchte unterbewusst nach einem Fluchtweg, um sich dieser unangenehmen Beklemmung zu entziehen. Dance war auf dem richtigen Weg. Sie spürte, wie ihr eigener Herzschlag sich beschleunigte.
    »Vielleicht. Keine Ahnung«, sagte Tammy.
    »Er könnte demnach ein Fahrrad gehabt haben. Das wiederum könnte bedeuten, dass es jemand in Ihrem Alter gewesen ist oder sogar etwas jünger. Sicher, auch Erwachsene fahren mit dem Rad, aber bei Teenagern sieht man sie häufiger. He, was halten Sie von dem Gedanken, es könnte einer Ihrer Mitschüler gewesen sein?«
    »Jemand aus der Schule? Auf keinen Fall. Niemand, den ich kenne, würde so etwas tun.«
    »Hat jemand Sie mal bedroht? Haben Sie mit jemandem von der Stevenson Streit?«
    »Na ja, Brianna Crenshaw war sauer, als ich Cheerleader geworden bin und nicht sie. Aber dann ist sie mit Davey Wilcox gegangen, auf den ich ein Auge geworfen hatte. Also sind wir gewissermaßen quitt.« Ein ersticktes Lachen.
    Auch Dance lächelte.
    »Nein, es war so ein Bandenkerl, da bin ich mir sicher.« Ihre Augen weiteten sich. »Moment, da fällt mir gerade was ein. Er hat telefoniert. Wahrscheinlich mit dem Anführer der Gang. Ich konnte hören, wie er sein Telefon aufgeklappt hat. Und dann hat er gesagt: >Ella esta en el coche.<«
    Sie ist im Wagen, übersetzte Dance für sich. »Wissen Sie, was das heißt?«, fragte sie Tammy.
    »So was wie >Ich hab sie im Auto<.«
    »Haben Sie Spanischunterricht?«
    »Ja.«
    Tammy war außer Atem und ihre Stimme höher als normal. Sie sah Dance zwar direkt in die Augen, strich sich aber das Haar aus der Stirn und hielt inne, um sich an der Lippe zu kratzen.
    Dieses spanische Zitat war von vorn bis hinten gelogen.
    »Ich vermute, dass er nur so getan hat wie ein Gangmitglied«, fuhr Dance ruhig fort. »Um seine Identität zu verschleiern. Das bedeutet, es gab einen anderen Grund für den Überfall.«
    »Und welchen?«
    »Dabei können Sie mir hoffentlich behilflich sein. Sie haben keinen einzigen Blick auf ihn werfen können?«
    »Nicht wirklich. Er war die ganze Zeit hinter mir. Und es war auf diesem Parkplatz echt dunkel. Man sollte da Lampen anbringen. Ich glaube, ich werde den Club

Weitere Kostenlose Bücher