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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Julio schon. Erst heute Morgen.«
    »Ja? Warum?«
    »Vielleicht um die persönliche Habe seines Bruders abzuholen. Ich weiß es nicht...« Sie hielt inne. »Er hat einfach nur den Raum angestarrt, in dem Juan gestorben ist.«
    »Hat es eine Untersuchung gegeben?«
    »Unsere Ethikkommission hat sich damit beschäftigt. Und einige Polizisten waren hier. Ein paar County Deputys. Aber sobald sie den medizinischen Bericht lesen und die Fotos seiner Verletzungen sehen, ist eigentlich niemand mehr empört über Juans Tod. Es war wirklich eine Gnade.«
    »Hat Julio heute irgendwas zu dir gesagt?«
    »Nein, er hat mit niemandem gesprochen. Wenn du mich fragst, wirkt er ein wenig beängstigend. Und ich musste sofort wieder daran denken, wie er auf dich losgegangen ist.«
    »Er war vorübergehend unzurechnungsfähig«, sagte Dance.
    »Tja, das ist aber kein Grund, meine Tochter anzugreifen«, sagte Edie mit eisernem Lächeln. Dann wanderte ihr Blick von Neuem zur Glastür hinaus und weiter zu den Demonstranten. Ein finsterer Blick. »Ich gehe besser wieder an die Arbeit«, sagte sie.
    »Geht es, dass Dad heute Nachmittag Wes und Maggie hier vorbeibringt? Er hat sich mit ein paar Leuten im Aquarium verabredet. Ich hole die Kinder dann später ab.«
    »Natürlich, Liebes. Ich parke die beiden im Spielzimmer.«
    Edie Dance machte sich auf den Weg und schaute noch einmal kurz nach draußen. Ihre Miene war verärgert und beunruhigt. Sie schien zu besagen: Ihr habt hier nichts verloren. Was fällt euch ein, unsere Arbeit zu stören?
    Dance verließ das Krankenhaus mit einem letzten Blick auf Reverend R. Samuel Fisk und seinen Leibwächter oder wer auch immer der kräftige Kerl sein mochte. Sie hatten sich mit mehreren anderen Demonstranten zusammengefunden, die Hände gefaltet und die Köpfe zum Gebet gesenkt.
     
    »Tammys Computer«, sagte Dance zu Michael O'Neil. Er hob fragend eine Augenbraue.
    »Darin finden wir die Antwort. Nun ja, nicht unbedingt die Antwort. Aber eine Antwort. Auf die Frage, wer der Angreifer war.«
    Sie saßen vor einem Bio-Supermarkt im Del Monte Center, einer offenen Einkaufslandschaft rund um eine Filiale von Macy's, und tranken Kaffee. Dance hatte mal nachgezählt und herausgefunden, dass sie hier schon mindestens fünfzig Paar Schuhe gekauft hatte - ihr bevorzugtes Beruhigungsmittel. Man musste allerdings gerechterweise hinzufügen, dass diese andernfalls peinliche Zahl von Käufen über einen Zeitraum von mehreren Jahren erfolgt war. Und es hatte sich meistens, wenn auch nicht immer, um Sonderangebote gehandelt.
    »Ein Online-Stalker?«, fragte O'Neil. Sie aßen keine pochierten Eier mit köstlicher Sauce hollandaise und Petersilien-Garnierung, sondern teilten sich einen Rosinenbagel mit fettarmem Rahmkäse.
    »Kann sein. Oder ein Exfreund, der ihr gedroht hat, oder jemand, den sie aus einer Internet-Community kennt. Aber ich bin sicher, dass sie weiß, wer es ist. Vielleicht kennt sie ihn sogar persönlich. Ich tendiere zu jemandem von ihrer Schule. Stevenson.«
    »Und sie wollte nicht damit rausrücken?«
    »Nein, sie hat steif und fest behauptet, der Kerl sei Mitglied einer Latino-Gang gewesen.«
    O'Neil lachte. Viele gefälschte Schadenersatzforderungen fingen mit den Worten an: »Ein maskierter Latino ist in mein Juweliergeschäft eingebrochen.« Oder: »Zwei Afroamerikaner mit Masken haben ihre Waffen gezogen und meine Rolex gestohlen.«
    »Es gibt keine Beschreibung, aber ich glaube, er hat ein Sweatshirt mit Kapuze getragen. Ihre Verneinungsreaktion war anders, als ich das Kleidungsstück erwähnt habe.«
    »Ihr Computer«, grübelte O'Neil, wuchtete seinen schweren Aktenkoffer auf den Tisch und öffnete ihn. Dann zog er einige ausgedruckte Seiten zurate. »Zumindest haben wir ihn bei den Beweismitteln. Ein Laptop. Er lag auf der Rückbank des Wagens.«
    »Aber leider hat er ein Bad im Pazifischen Ozean genommen?«
    »>beträchtlicher Salzwasserschaden<«, las er vor.
    Dance war enttäuscht. »Wir müssen ihn nach Sacramento oder ans FBI in San Jose schicken. Es wird Wochen dauern, bis wir ihn wiederbekommen.«
    Sie beobachteten einen Kolibri, der sich tapfer zwischen all die Menschen wagte, um an einer roten Hängepflanze schwebend zu frühstücken.
    »Ich habe eine Idee«, sagte O'Neil. »Ein Freund von mir arbeitet dort beim FBI. Ich habe mich kürzlich mit ihm unterhalten. Er war gerade von einer Konferenz über Computerkriminalität zurückgekehrt. Einer der Redner kam hier aus der Gegend

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