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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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seiner Miene eine gewisse Eindringlichkeit wahrzunehmen, eine Hingabe an seine Mission, ähnlich wie bei Reverend Fisk vor dem Krankenhaus. Allerdings war es ihr ein Rätsel, wie man aus dem Studium von Akten eine solche Motivation ziehen konnte.
    Seine Aufmerksamkeit richtete sich kurz auf sie. Dance war es gewohnt, gemustert zu werden, doch meistens von Verdächtigen. Harpers prüfender Blick war ihr unangenehm. Es war, als vermute er bei ihr den Schlüssel zu einem wichtigen Geheimnis.
    Dann sagte er zu Overby: »Ich werde eine Weile weg sein, Charles. Es wäre mir lieb, wenn Sie die Tür zum Konferenzraum verschlossen halten könnten.«
    »Kein Problem. Wenn Sie noch etwas brauchen, lassen Sie es mich einfach wissen.«
    Ein frostiges Nicken. Dann ging Harper hinaus und zog dabei ein Telefon aus der Tasche.
    »Und wo kommt er so plötzlich her?«, fragte Dance.
    »Er ist ein Sonderankläger aus Sacramento. Die Chefetage hat hier angerufen...«
    Der Generalstaatsanwalt.
    »...und unsere Mitwirkung angeordnet. Harper will Einzelheiten über unsere Fallzahlen wissen. Vielleicht steht eine große Sache bevor, und er muss einschätzen, wie beschäftigt wir sind. Beim Sheriff's Office war er auch schon. Ich wünschte, er würde wieder dorthin verschwinden und denen auf die Nerven gehen. Der Kerl ist kalt wie ein Fisch. Ich weiß gar nicht, was ich zu ihm sagen soll. Zuerst hab ich's mit ein paar Witzen versucht, aber die waren ein Reinfall.«
    Doch Dance dachte bereits wieder über den Fall Tammy Foster nach und nicht mehr an Robert Harper.
    Sie und Boling kehrten in ihr Büro zurück, und kaum hatte sie sich an ihren Schreibtisch gesetzt, rief O'Neil an. Sie war erfreut. Wahrscheinlich lagen die Laborergebnisse der Erdprobe vom Fahrrad und der grauen Fasern des Sweatshirts vor.
    »Kathryn, es gibt ein Problem.« Er klang beunruhigt.
    »Red weiter.«
    »Nun, zunächst mal sagt Peter, dass die graue Baumwollfaser vom Kreuz mit der von Travis' Sweatshirt übereinstimmt.«
    »Also ist er es. Was hat der Richter zu dem Beschluss gesagt?«
    »So weit bin ich gar nicht gekommen. Travis ist untergetaucht.«
    »Was?«
    »Er ist nicht zur Arbeit erschienen. Nun ja, eigentlich doch - es gab frische Fahrradspuren hinter dem Gebäude. Er hat sich ins Hinterzimmer geschlichen und einige Bagels gestohlen, außerdem etwas Bargeld aus der Handtasche einer der Angestellten... und ein Schlachtermesser. Dann ist er abgehauen. Ich habe seine Eltern angerufen, aber die haben nichts von ihm gehört und behaupten, sie wüssten nicht, wohin er unterwegs sein könnte.«
    »Und wo bist du jetzt?«
    »In meinem Büro. Ich werde nach ihm fahnden lassen. Bei uns, in Salmas, in San Benito und in den umliegenden Bezirken.«
    Dance lehnte sich zurück. Sie war wütend auf sich selbst. Warum nur hatten sie nicht besser vorausgeplant und den Jungen überwachen lassen, sobald er das Haus verließ? Es war ihnen gelungen, seine Schuld nachzuweisen - und gleichzeitig ließen sie ihn entwischen.
    Als Krönung durfte sie nun auch noch Overby beichten, was geschehen war.
    Aber festgenommen haben Sie ihn nicht?
    »Da ist noch etwas. Als ich bei dem Bagel-Laden war, habe ich einen Blick die Gasse entlang geworfen. Da gibt es doch dieses Feinkostgeschäft in der Nähe von Safeway.«
    »Klar, das kenne ich.«
    »Die haben einen Blumenstand an der Seite des Gebäudes.« »Rosen!«, sagte sie.
    »Genau. Ich habe mit dem Eigentümer gesprochen.« O'Neils Stimme wurde ernst. »Jemand hat sich gestern dort zu schaffen gemacht und alle roten Rosensträuße gestohlen.«
    Dance begriff, warum er so besorgt klang. »Alle? ... Wie viele genau?«
    Eine kurze Pause. »Ein Dutzend. Wie es scheint, fängt er gerade erst an.«
     

Kapitel 12
    Dances Telefon klingelte. Sie schaute auf die Kennung des Anrufers.
    »TJ. Ich wollte dich gerade schon selbst anrufen.«
    »Was die Überwachungskameras angeht, hatte ich kein Glück, aber beim Java House ist Blue-Mountain-Kaffee aus Jamaika im Sonderangebot. Drei Pfund für den Preis von zwei. Kostet trotzdem noch fast fünfzig Dollar. Aber es gibt keinen besseren Kaffee.«
    Sie erwiderte nichts auf seine Scherze. Er bemerkte es. »Was gibt's, Boss?«
    »Eine Planänderung, TJ.« Sie erzählte ihm von Travis Brigham, den übereinstimmenden Baumwollfasern und dem Dutzend gestohlener Rosensträuße.
    »Er ist auf der Flucht, Boss? Und er hat noch weitere Überfälle vor?«
    »Ja. Ich möchte, dass du zu Bagel Express fährst, mit seinen

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